Duisburg. Benedikt Löscher vom Landfermann-Gymnasium in Duisburg hat sein Abitur mit 0,68 bestanden. Gelernt habe der 17-Jährige dafür nicht viel.

• Mit einem Schnitt von 0,68 hat Benedikt Löscher sein Abitur bestanden.

• Der Duisburger möchte nun nach Kolumbien gehen. Dort will er an einer Schule unterrichten.

• Anschließend möchte der 17-Jährige Physik studieren.

• Lesetipp: In Mülheim hat eine Abiturientin einen Schnitt von 0,66 erreicht.

Für die Abiturienten des Jahrgangs 2020 lief in der Coronakrise wenig nach Plan. Verschobene Klausuren, ausgefallene Abibälle und kein Händedruck des Schulleiters bei der Zeugnisübergabe. Trotz allem hat Benedikt Löscher am Landfermann-Gymnasium in Duisburg beeindruckende 898 von 900 möglichen Punkten erreicht.

Eigentlich ist die Notentabelle bei einem Durchschnitt von 1,0 ab einer erreichten Punktzahl von 823 gedeckelt. Doch rechnerisch liegt der Abiturdurchschnitt des 17-jährigen Duisburgers bei etwa 0,68 – eine Ausnahmeleistung.

Sprachen oder Naturwissenschaften, den 17-Jährigen reizt beides

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Mathematik und Physik als Leistungskurs, dazu noch Altgriechisch und Geographie. Mit dieser Fächerkombination ging der Bissingheimer in seine Abiturprüfungen – und bestand alle mit 15 Punkten. Eine „Eins plus“, wie der Volksmund sagt. „Ich finde Sprachen auch sehr interessant“, sagt Benedikt. „Aber die Welt versteht man mit Naturwissenschaften.“ Aus diesem Grund möchte er einmal Physik studieren, nur nicht sofort.

„Ein halbes Jahr werde ich Nachhilfe geben und arbeiten“, erklärt Benedikt seine Zukunftspläne. „Im nächsten März gehe ich dann für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Kolumbien und helfe dort in einer Schule aus.“ Der Super-Abiturient hat klare Vorstellungen: Mathematik und Englisch sind die Fächer, die er dort unterrichten möchte. Erst danach soll es an die Uni gehen.

Duisburgs Benedikt Löscher: „Die Physik ist meine wahre Liebe“

Bis es soweit ist, vertreibt er sich die Zeit mit Fachliteratur „Ich habe mir die alten Studienbücher meines Lehrers ausgeliehen“, berichtet er. „Manchmal versinke ich richtig darin. Deshalb habe ich auch schon Feiern verpasst.“ Viele Ärzte gibt’s in seiner Familie, Medizin möchte er aber nicht studieren. „Die Physik ist meine wahre Liebe“, sagt Benedikt lachend. Besonders interessiere ihn die theoretische Physik. „Es ist schön, Zusammenhänge zu verstehen. Ich mag die Erkenntnismomente.“

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Doch nicht nur die Physik beansprucht seine Zeit. Als Ältester von sechs Geschwistern hat er sich in den vergangen Wochen auch um seine kleine Schwester gekümmert, sie in den Kindergarten gebracht. „Das war eine ganz gute Gelegenheit, um erwachsen zu werden“, sagt er. „Früher war ich ziemlich verantwortungslos.“

Die nötige Ruhe zum Lernen fehlte dennoch. „Im Nachhinein schäme ich mich, wie wenig ich eigentlich für mein Abi gemacht habe“, gibt er zu. Nur geschadet hat es ihm scheinbar nicht.

Auch für Duisburgs Super-Abiturienten: Ein erinnerungswürdiges Abitur wegen Corona

„Ich bedanke mich bei meiner Schule. Die Verbindung zu meinen Lehrern war immer sehr schön“, sagt Benedikt nach dem Schulabschluss. Auch Schulleiter Christoph Haering ist sichtlich stolz auf die Ausnahmeleistung, die sein Schüler trotz aller Corona-Widrigkeiten erbracht hat. „Super-Abitur“, nennt er es.

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Eine kleine Zeugnisfeier gab es in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg Nord. Als Ersatz für den Abiball. Dennoch: „Der Abschluss kam sehr plötzlich“, findet auch der Stufenbeste. Die Abiturklausuren wurden um mehrere Wochen verschoben. „Es stand immer aus, ob sie überhaupt stattfinden. Und ehrlich gesagt habe ich gehofft, dass sie ausfallen.“ An der überragenden Note des Einserschülers hätte ein Durchschnittsabitur wohl aber auch wenig geändert.

823 von 900 Punkten reichen für die 1,0

Offiziell entspricht eine erreichte Punktzahl von 823 bis 900 der Durchschnittsnote 1,0. Da für jede Dezimalstelle 17 Punkte erforderlich sind, liegt Benedikts Note mit 898 Punkten rechnerisch bei 0,68.

Insgesamt 44 der 129 Abiturienten des Landfermann-Gymnasium erreichten eine Durchschnittsnote mit Eins vor dem Komma – vier davon die 1,0.

Die Abiturprüfungen fanden wegen der Pandemie drei Wochen später als geplant statt. Auch dabei wurden die Abstandsregelungen eingehalten. Schüler mit Vorerkrankungen schrieben ihre Klausuren in Einzelräumen.