Duisburg. Die Schulen in Duisburg sind wegen des Coronavirus geschlossen. Lehrer vom Landfermann-Gymnasium sprechen über Online-Aufgaben und Probleme.
In Zeiten wie diesen, in denen das Coronavirus das öffentliche Leben massiv einschränkt, wirkt selbst ein einfacher Händedruck in einem Film manchmal irritierend. Menschen gehen sich aus dem Weg, versuchen Körperkontakt zu vermeiden, um die Infektionsgefahr zu verringern. Die Duisburger Schulen sind deswegen seit Anfang der Woche dicht. So gut es geht, versuchen Lehrer und Schüler, den Unterricht mithilfe des Internets fortzusetzen. Ein Besuch am Landfermann-Gymnasium.
Duisburg: Schul-Schließung kam für Lehrer überraschend
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Die Schließung der Schule kam auch für Nadine Kretschmer und Etienne Jagenow überraschend. „Damit habe ich selbst vergangenen Donnerstag nicht gerechnet“, sagt die Pädagogin. Sie und ihre Kollegen sind in nur wenigen Tagen zu virtuellen Lehrern geworden. Aufgaben und Lehrvideos laden sie auf einer Plattform auf dem schulinternen Server hoch, auf den die Kinder und Jugendlichen von zu Hause aus Zugriff haben. Die Kommunikation findet über E-Mails statt.
„Alle Schüler haben eine eigene Mail-Adresse“, sagt Kretschmer. „Wir profitieren gerade von dem Umstand, dass wir schon seit Jahren mit digitalen Medien arbeiten. Die entsprechende Infrastruktur ist bereits etabliert und die Kinder kennen sie schon“, erklärt sie. „Normalerweise laden wir schon mal ein Video zum Thema hoch und teilen QR-Codes aus, die die Schüler dann mit ihren Smartphones scannen können. Das ist kein neuer Aufbauprozess“, ergänzt Jagenow.
Coronavirus: Lehrer laden Lernvideos hoch
Die Resonanz sei bisher positiv: „Es gibt immer wieder Verständnisfragen, das ist aber ganz normal. Und wir melden uns regelmäßig, damit die Schüler spüren, dass wir da sind. Das hilft ihnen, ein bisschen Routine beizubehalten“, sagt er. Neben Arbeitsblättern und Aufgaben laden die Pädagogen auch Lernvideos hoch, die sich mit einem Programm leicht erstellen lassen. „Da hört man auch nochmal unsere Stimme, das gibt den Schülern ein Gefühl wie im Unterricht.“
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Jeder Lehrer gehe da aber seinen eigenen Weg: „Manche richten sich nach dem aktuellen Stundenplan, andere erstellen einen Wochenplan“, sagt Jagenow. Das Kollegium arbeitet ebenfalls daheim. Nur die Kollegen, die für die Betreuung einzelner Schüler eingeteilt sind oder an einer Besprechung teilnehmen, kommen ins Schulgebäude an der Mainstraße. Auch wenn die Schüler bei der Bearbeitung Abgabetermine einhalten müssen, fließen die Online-Aufgaben nicht in die Bewertung mit ein. „Das geht auch gar nicht. Wir können uns nur einen Überblick über den Lernstand verschaffen. Wenn der Unterricht dann weitergeht, bauen wir auf dem auf, was die Schüler zu Hause erarbeitet haben“, so Kretschmer. „Man muss den Lerninhalt dosieren und gucken, wie es läuft“, ergänzt Jagenow, der Englisch- und Französischlehrer ist.
Situation für einige Kinder eine Herausforderung: Nicht alle haben einen Computer
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Für Kretschmar haben die Umstände auch etwas Positives: „Die Situation fordert die Kinder, sich zu organisieren und selbstständig zu lernen. Wir geben die Strukturen vor und bieten ein Angebot, darauf müssen sich die Schüler einstellen. Für einige ist es auch eine Herausforderung, da sie auch mal mehrere Stunden allein zu Hause sind“, sagt Kretschmer, die Deutsch und Englisch in einer sechsten Klasse unterrichtet. Manche Schüler verweigerten sich dem Online-Unterricht auch. „Das hat dann aber persönliche Gründe: Vielleicht verstehen sie es nicht so gut, einige haben aber auch keinen Computer oder nicht die nötige Ruhe zum Arbeiten.“ Auch das Schreiben einer Mail müssten manche Sechstklässler erst einmal ausprobieren.
Schulleiter Christof Haering zieht nach drei Tagen eine positive Bilanz. „Ich kann die Arbeit unserer Kollegen nicht kontrollieren, aber es läuft bisher ganz gut. Sowohl den Schülern, als auch den Lehrern macht es Spaß, online zu lernen beziehungsweise Unterrichtsinhalte vorzubereiten“, sagt er. „Die Schüler zeigen auch durchaus Interesse an dem Angebot, ich denke, das zeugt auch von einer gewissen Langeweile zu Hause“, meint Haering.
Die Situation könne eine Chance für das Miteinander zwischen Lehrern und Schülern sein, die sich nun ganz anders als gewohnt begegnen. Das hat auch Nadine Kretschmer bemerkt: „Viele aus der Jahrgangsstufe 12 haben mir in Mails geschrieben, dass sie es schade finden, dass wir uns vor dem Abitur nicht mehr sehen. Und sie fragen immer, ob es uns gut geht. Das ist schon schön“, sagt sie. Jagenow betont: „Vertrauen ist im Moment wichtig. Das der Schüler in uns, und unseres in sie.“