Duisburg. Die ersten Abi-Prüfungen sind geschafft – allerdings unter ungewohnten Bedingungen. So haben vier Schüler in Duisburg den Tag erlebt.
Kurz bevor die Prüfung beginnt, erlaubt sich die Schulleiterin Wibke Harnischmacher noch einen kleinen Scherz. Nachdem ein Lehrer die Klausurbögen und Aufgaben mit Einweghandschuhen und Taschentüchern verteilt hat, sagt Harnischmacher zu den vier Abiturienten im Klassenzimmer: „Wie ich sehe, fallt ihr alle nicht vom Stuhl. Das heißt, ihr seid gut vorbereitet.“ So erzählt es Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums im Dellviertel, kurz danach am Telefon. An der disziplinierten Reaktion der Schüler, die am Dienstag die ersten Abiturprüfungen in Biologie unter Corona-Bedingungen geschrieben haben, habe sie gemerkt, dass die Schüler sich gut vom Stress gelöst hätten.
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Die Abiturientinnen Esra Y., 20, und Berire T., 19, fanden den Scherz nach der Prüfung rückblickend nicht besonders treffend. „Die Anforderungen vom Düsseldorfer Kultusministerium sind für Biologie einfach zu hoch“, sagt Esra. Besonders nervig sei gewesen, dass sie Neurobiologie nicht mehr im Unterricht durchgenommen hätten, bevor die Schule am 12. März wegen Corona den Unterricht eingestellt habe. „Und heute kam dann ausgerechnet eine Aufgabe zu genau dem Thema dran“, beschwert sich Berire.
„Heute war schon alles anders als sonst,“ sagt Esra. Während der Klausur seien alle sehr aufgeregt, aber ruhig gewesen. „Wir mussten einen Mundschutz anziehen, wenn wir aufs Klo gegangen sind“, berichtet sie. Jeder habe weit weg von den anderen gesessen. Die Schule habe die Hygiene-Vorschriften sehr gut umgesetzt, finden beide.
Duisburg: So erlebten Schülerinnen die ersten Abiturprüfungen in Zeiten von Corona
Sie halten es aber für unfair, dass sie die Klausuren schreiben mussten. „Cafés, Kinos und Einkaufshäuser schließen, Abi wird aber durchgezogen“, sagt Esra. Zudem sei es nicht immer einfach gewesen, sich auf die Prüfungen vorzubereiten: Die Bibliotheken hätten zu gemacht. Dann habe sie teilweise auf ihre kleinen Geschwister aufpassen müssen, ruhig sei es mit fünf Personen in der Wohnung auch nicht immer. Die Lehrer hätten sie aber so gut es ging mit Arbeitsblättern unterstützt. „Wir konnten auch die letzten drei Wochen in die Schule gehen und in kleineren Gruppen mit Lehrern arbeiten“, sagt Esra.
Auch Celine Woite und Kim Schumacher, beide 18, und Schüler des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums in Duisburg-Marxloh haben am Dienstag die Biologie-Prüfung geschrieben. „Ich bin positiv überrascht, wie gut unsere Schule die Vorschriften umgesetzt hat“, sagt Kim. „An vielen Stellen standen Desinfektionsmittel bereit, auf dem Klo gab es endlich mal genug Seife,“ sagt er.
Nur der Weg vom Klo zurück in die Aula, in der die Prüfung stattfand, sei verwirrend gewesen. Zurzeit dürfen die Schüler in den Gängen nur in eine Richtung laufen. „Ich stand dann beim Rückweg plötzlich vor einer verschlossen Türe, hab’s dann aber noch rechtzeitig geschafft“, sagt der 18-Jährige und lacht.
Schüler: „Ich hätte nie gedacht, dass ich Schule so vermissen würde.“
Die Stimmung nach der Prüfung sei „nostalgisch“ gewesen. Er habe seine Freunde lange nicht gesehen, schade sei, dass er sie dann nicht habe umarmen dürfen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Schule so vermissen würde.“
Celine findet die Entscheidung richtig, dass die Abiturklausuren trotz Corona stattfinden. Schließlich hätten sie sich zwei Jahre darauf vorbereitet. „Und ich glaube, dass das Durchschnittsabitur nicht denselben Stellenwert gehabt hätte wie das normale Abi.“ Auch die Mercator-Schulleiterin Harnischmacher hat sich gegen das Durchschnittsabitur ausgesprochen und begründet das mit der Vergleichbarkeit der Abiturnote: „In einigen Bundesländern wurde das Abi ja geschrieben.“
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Schülern nicht, am Mittwoch schreiben einige von ihnen die Deutsch-Klausur. Kim will den Nachmittag im Fitnessstudio verbringen. „Kurz den Kopf frei kriegen.“