Duisburg. Der Ex-Vorsitzende des Duisburger Vereins soll wegen gewerbsmäßiger Untreue in mehr als 900 Fällen angeklagt werden. Rund zwei Mio. Euro Schaden.
Gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins für „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF e.V.) hat die Staatsanwaltschaft Duisburg Anklage wegen gewerbsmäßiger Untreue in mehr als 900 Fällen erhoben. Der Ex-Chef des Sozialdienstleisters ZOF soll Gelder in Höhe von zwei Millionen Euro veruntreut haben.
ZOF-Vorsitzender soll auf Kosten des Vereins Reisen und Barbesuche bezahlt haben
Die Liste der Vorwürfe ist lang. So soll er zwischen Dezember 2011 und Dezember 2016 in insgesamt 943 Fällen aus der Vereinskasse Bargeld entnommen und für private Zwecke verwendet haben – außerdem mit vereinseigenen Giro- und Kreditkarten private Einkäufe bezahlt haben. Der Angeschuldigte finanzierte laut Anklage zahlreiche eigene Reisen, Hotelaufenthalte und Flüge sowie Club- und Barbesuche auf Vereinskosten. Auch Restaurantbesuche, Luxuskleidung, private Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände, Mieten für Immobilien und Fahrzeuge sowie weitere private Anschaffungen soll der Angeschuldigte aus Vereinsmitteln bezahlt haben.
Darüber hinaus soll er eine Scheinfirma gegründet haben, um sich verdeckt ein Gehalt für seine Vereinstätigkeit auszahlen zu lassen, die er – so die Staatsanwaltschaft – dem Verein nach dessen Satzung unentgeltlich schuldete.
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Außerdem soll der Angeschuldigte dem Verein tatsächlich nie erbrachte Leistungen für Anti-Aggressions- und Motivationstrainings in Rechnung gestellt und aus dem Vereinsvermögen zahlreiche Zahlungen an sich selbst, Freunde, Geschäftspartner und Familienangehörige vorgenommen haben, ohne dass der Verein hierfür eine Gegenleistung erhalten haben soll. Zudem wird ihm vorgeworfen, in weiteren 247 Fällen Arbeitnehmer des Vereins nicht bei der Sozialversicherung angemeldet und Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund einer halben Million Euro nicht entrichtet zu haben.
Duisburger Verein betrieb Flüchtlingsunterkünfte und bot Integrationsprojekte an
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ZOF war in der Vergangenheit ein beliebter Kooperationspartner der Stadt im Bereich der Jugendhilfe, engagierte sich etwa bei der Integration von Zugewanderten aus Südosteuropa, betrieb Streetwork-Büros in Rheinhausen und Hochfeld und arbeitete zuletzt auch im Bereich der Flüchtlingsbetreuung. Der Verein ist in Zeiten der Flüchtlingskrise schnell gewachsen und hat viele neue Mitarbeiter, die teils mehrere Sprachen beherrschen, eingestellt. Auch in den Städten Düsseldorf und Erkelenz betrieb der Duisburger Verein Flüchtlingsunterkünfte.
Auf seiner Internetseite beschreibt der Verein, dessen Hauptsitz momentan in Rheinhausen sein Leitbild wie folgt: „Als Sozialdienstleister arbeiten wir mit Menschen aller Nationen und Kulturen in komplexen Entwicklungsprozessen, die die Bewältigung von Krisen und Umbrüchen sowie die soziale Integration und damit ein friedliches und wertschätzendes Miteinander von Menschen fördern.“
Ob ZOF aktuell noch im Auftrag der Stadt arbeitet, konnte die Stadt auf Nachfrage bis zum Redaktionsschluss nicht beantworten. Auch wie die aktuelle Situation des Vereins ist, war im Laufe des Dienstag nicht zu erfahren. Beim aktuellen Vorsitzenden, der als Streetworker bei der Stadt im Amt für Soziales und Wohnen beschäftigt ist, war am Dienstagnachmittag dauerbesetzt. Im Januar 2019 hatte der Sozialdienstleister Insolvenz angemeldet.
Duisburg: Landgericht prüft nun Antrag der Staatsanwaltschaft
Das Landgericht Duisburg prüft nun, ob auf Antrag der Staatsanwaltschaft das Hauptverfahren gegen den ehemaligen Vorsitzenden eröffnet wird. Das Verfahren gegen neun weitere Beschuldigte, bei denen es sich beispielsweise um (ehemalige) Funktionsträger, Ex-Geschäftspartner des Vereins sowie Angehörigen des Angeschuldigten handelt, wurde zwischenzeitlich eingestellt. Hinsichtlich eines (ehemaligen) Geschäftspartners des Vereins dauern die Ermittlungen derzeit noch an.