Duisburg. . Der Ex-Chef des Sozialdienstleisters ZOF aus Duisburg soll Gelder in Höhe von zwei Millionen Euro veruntreut haben. Staatsanwaltschaft ermittelt.
Gegen den ehemaligen Vorsitzenden und Geschäftsführer des gemeinnützigen Sozialdienstleisters „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF) werden schwere Vorwürfe erhoben. Weil er Gelder des Vereins veruntreut haben soll – die Rede ist von rund zwei Millionen Euro – sitzt er bereits seit zwei Monaten in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft soll er die Vereinsgelder für private Reisen genutzt haben. Außerdem soll der Beschuldigte enorme Steuerschulden aufgehäuft haben. Es muss sich um eine jahrelange Veruntreuung handeln. Die Akte der Staatsanwaltschaft datiert nach Informationen unserer Zeitung bereits aus dem Jahr 2016.
Kein Schaden für die Stadt
ZOF ist ein beliebter Kooperationspartner für die Stadt im Bereich der Jugendhilfe, engagiert sich bei der Integration von Zugewanderten aus Südosteuropa, betreibt Streetwork-Büros in Rheinhausen und Hochfeld und arbeitete zuletzt auch im Bereich der Flüchtlingsbetreuung. In den Städten Düsseldorf und Erkelenz betrieben die Duisburger Flüchtlingsunterkünfte. Die Polizei Duisburg und ZOF kooperierten im Rahmen des Wegweiser-Programms, das ein Abgleiten von Jugendlichen in die islamistische Szene verhindern sollte. Dies ist auch der Grund, warum die Polizei Düsseldorf die Ermittlungen übernommen hat.
Der Sozialdienstleister ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und hat immer mehr Aufgaben im sozialen Bereich übernommen. 400 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, die teils mehrere Sprachen sprechen. Der Verein gründete sich 2004, um interkulturelle Jugendarbeit zu leisten. Für Chancengleichheit wollen die Mitarbeiter sorgen. Die sei auch immer noch der Fall. „Das operative Geschäft ist nicht betroffen. Die Gehälter werden ganz normal weiter gezahlt und auch unsere Arbeit geht weiter“, erklärt der neue ZOF-Geschäftsführer – übrigens der Bruder des Inhaftierten: „Wir haben zu Beginn des Jahres einen Erneuerungsprozess eingeleitet, es gibt einen neuen Vorstand“, betont er. Dennoch gibt er zu, dass die Situation nicht gerade einfach sei. Er versuche allerdings, die berufliche und private Ebene bewusst zu trennen. „Bisher sind es ja auch nur Vorwürfe gegen meinen Bruder.“
Verein ist weiterhin für die Stadt aktiv
Auf WAZ-Nachfrage, ob der Stadt ein Schaden entstanden sei, erklärt Gabi Priem: „Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist dies nicht der Fall. Alle vereinbarten und in Auftrag gegebenen Leistungen werden erbracht.“ Der Verein ist für das Jugendamt weiterhin als Träger der freien Jugendhilfe im Bereich der ambulanten Erziehungshilfe, zum Beispiel bei der sozialpädagogischen Familienhilfe tätig. Ferner führt ZOF e.V. das Projekt „Zuwanderung Ost-Europa“ durch mit dem Schwerpunkt der Beratung und Unterstützung rumänischer und bulgarischer Familien.
Bei den ambulanten und stationären Erziehungshilfen würden die Leistungen von der Stadt Duisburg auf der Grundlage von Leistungs- und Entgeltvereinbarungen -wie bei allen anderen Leistungserbringern auch- erbracht. Bei den Streetworkern werden die vom Rat der Stadt Duisburg beschlossen Personalkostenzuschüsse gezahlt. Zu den konkreten Vorwürfen gegen den ehemaligen Geschäftsführer will sich die Stadt allerdings nicht äußern und verweist auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.
>>>Interkulturelle Arbeit ist der Schwerpunkt
Mittlerweile ist ZOF an vielen Standorten in ganz Deutschland aktiv. Der Hauptsitz ist aber Duisburg.
Auf seiner Homepage wirbt der Verein mit „multikulturellen und multilinguale Teams“, die mehr als 30 Sprachen sprechen, darunter Farsi, Serbisch, Kurdisch oder Russisch.
Zu den Mitarbeitern gehören sowohl Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, aber auch Psychotherapeuten, Anti-Aggressionstrainer, Gestaltungstherapeuten und Verfahrenspfleger.