Duisburg. Der Landtag hat ein Gesetz beschlossen, das den Kauf von besonders giftigen Tieren verbietet. Das sagt der Duisburger Experte Norbert Zajac dazu.

Ausgebüxte Tiere sind immer ein Aufreger. Bei Waldi oder Hansi gibt’s oft Tränen. Bei Schlangen jedoch beginnt das große Zähneklappern, zischen sie durch Keller und Vorgärten - zumal einige gefährlich sind. Die giftige Monokelkobra aus Herne etwa hat im vergangenen Jahr die Nachbarschaft, Feuerwehr und Polizei tagelang in Atem gehalten. Der mutmaßliche Besitzer bestreitet, dass es sein Tier sei. Er soll den Einsatz bezahlen, immerhin einen mittleren fünfstelligen Betrag.

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Der Düsseldorfer Landtag hat sich am Mittwoch mit einem Gifttier-Gesetz befasst. Unter anderem verbietet es den Kauf gefährlicher Exoten. Wer bereits giftige Tiere besitzt und sie behalten will, muss einiges vorweisen. Was ist von einer solchen Rechtsnorm zu halten? Der Fachmann für gefährliche Exoten ist Norbert Zajac.

Norbert Zajac: Duisburger Zoofachhändler ist Experte für Exoten

Seit über 45 Jahren handelt der TV-bekannte Duisburger mit Tieren aller Art. Auch mit gefährlichen. „Wir haben giftige Spinnen und Skorpione im Angebot“, sagt der Reptilien-Fan. Giftige Schlangen führe er in seinem Großmarkt in Neumühl aber nicht. „Deren Gift wirkt sehr schnell und da ich meine Mitarbeiter schützen muss, verkaufe ich keine giftigen Schlangen.“ Und trotzdem ist er gegen das Verbot.

Experte für Exoten: XXL-Zoofachhändler Norbert Zajac aus Duisburg.
Experte für Exoten: XXL-Zoofachhändler Norbert Zajac aus Duisburg. © FUNKE Foto Services | Udo Milbret

Norbert Zajac ist kritisch. „Wenn der Kauf von Gifttieren verboten wird, steigert das die Illegalität. Das kann zu einem richtigen Problem werden. Wenn Schlangen dann weglaufen, kann keiner mehr nachvollziehen, woher sie eigentlich sind“, sagt der 65-Jährige.

Eine Anaconda oder einen Netzpython für den Hausgebrauch

Der XXL-Zoofachhändler hat in seiner Laufbahn schon einiges erlebt. „Ich bekomme auch schon mal ein beschlagnahmtes Tier, einen Waran oder eine fünf Meter lange Schlange.“ Oftmals junge Menschen schafften sich so ein Tier an. Eine Anaconda oder einen Netzpython für den Hausgebrauch.

Sobald dann Kinder in den Haushalt kommen, würde das zum Problem: Krabbelnde Babys können von der Schlange als Beute angesehen werden. „Das ist wirklich lebensgefährlich“, sagt Norbert Zajac. Wenn dann die Besitzer uneinsichtig sind und Schlange und Baby nicht von einander trennen, konfisziert das Amt das Tier und es landet bei Zajac.

„Schlangenbesitzer lassen sich die Tiere nicht einfach wegnehmen“

Doch der Experte, der gerade zum Präsidenten des bundesweiten Dachverbandes der Tierhalter gewählt wurde, ist sich sicher: „Schlangenbesitzer lieben ihre Tiere wie andere ihre Hunde oder Kinder. Die lassen sich die Tiere nicht einfach wegnehmen. Sie gehen so weit und halten sie dann heimlich. Das ist viel gefährlicher.“ Zajac plädiert deshalb für mehr Sicherheit bei der Haltung. „Dickes Schutzglas für das Terrarium und extra Fliegengitter an Fenstern und Türen können so eine Schlange schon aufhalten.“

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Für Norbert Zajac ist das neue Gesetz aus einem weiteren Grund unverständlich: „In Europa kann man überall giftige Tiere kaufen und sie nach Hause bekommen, das schaffen die Menschen dann auch. Es ist viel wichtiger, eine gute Haftpflichtversicherung für so ein Tier abzuschließen.“ Als Deutschlands oberster Tierhalter sagt er: „Für uns wäre so ein Gesetz ein Scheitern.“

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Zajac erinnert sich an zwei flüchtige Schlangen in den letzten zehn Jahren. „Dieses Gesetz kommt mir vor wie, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es sind so wenige Fälle und es wurde noch nie eine Drittperson, die nicht in dem Schlangenhaushalt wohnt, gebissen oder verletzt.“ Besitzer dagegen, berichtet Norbert Zajac, die würden schon mal von ihren Tieren gebissen, „weil sie nach einigen Jahren auch etwas unvorsichtiger mit ihrem Tier umgehen, weil sie es ja vermeintlich gut kennen.“

Als Zajac von einem Krokodil gebissen wurde

Spricht er da aus eigener Erfahrung? Norbert Zajac überlegt. „Auch ich wurde schon von meinem Krokodil gebissen. Das geht recht schnell, wenn man nicht aufpasst.“ Dann erinnert er sich an einen speziellen Fall: „Da gab es mal eine Viper aus Israel. Der Besitzer, ein Betrunkener und Drogenabhängiger, hatte die Schlange in einem Keller eines Wohnkomplexes mit mehreren verbundenen Kellern. Aus Wut auf seine Nachbarn hatte er eines Abends das Terrarium umgeworfen und die Viper konnte entkommen. Das ist ungefähr so, als wenn Sie eine geladene Waffe in den dunklen Keller legen.

Eine andere Geschichte geht dem Neumühler auch nicht mehr aus dem Kopf. „Ein Kunde hatte in Duisburg-Meiderich ein Haus voller Schlangen. Auf jeder Etage, in jedem Zimmer. Das kann man sich einfach nicht vorstellen. So etwas hab ich auch sonst noch nie gesehen. Dieser Mann hatte auch drei Giftschlangen.“ Was aus ihm geworden ist, weiß Zajac nicht. „Er ist irgendwann einfach nicht mehr aufgetaucht…“

>> BISLANG BLEIBEN KOMMUNEN AUF DEN KOSTEN SITZEN, WENN EIN GIFTIGES TIER AUSBÜXT

• Als sehr giftige Tiere gelten Schlangen oder Spinnen, die wegen ihres starken Gifts Menschen erheblich verletzen oder töten können.

• Will ein Halter sein giftiges Tier behalten, muss er es den Behörden melden und eine hohe Haftpflichtversicherung vorweisen. Eine solche Versicherung könnte dann einspringen, wenn es zu einem Großeinsatz kommt. Bislang bleiben Kommunen auf den Kosten sitzen, wenn ein giftiges Tier entweicht und es zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Ordnungsamt kommt.

• Verstöße gegen das neue Gesetz werden teuer: Bis zu 50.000 Euro oder zwei Jahre Haft drohen, wenn man ein Gifttier aussetzt.