Duisburg. Jetzt geht Norbert Zajac auch noch unter die Autoren. Auf Youtube ist er mit „Norberts Welt“ bereits erfolgreich. Es begann bei den Krokodilen.

Es begann im vergangenen Jahr bei den Krokodilen. Einmal wöchentlich füttert Norbert Zajac seine Echsen, für die er schon lange vor seiner Zeit als erfolgreicher Tierhändler geschwärmt hat, im größten Zoogeschäft der Welt in Neumühl. Und jedesmal schaute eine Kundin mit ihrem zehnjährigen Sohn vorbei, der jede Menge Fragen stellte. „Richtige Fachfragen“, war Zajac beeindruckt. So kam er dann auch mit der Kundin ins Gespräch. Sie schreibe beruflich Bücher über gesunde Ernährung, verriet sie ihm, und habe vorsichtig gefragt, ob sie ihm mal zwei schenken dürfe. Auch Sohn Julien wünsche sich, dass der Mann mit den vielen Tieren noch lange lebt. Ihm waren Julien und Mirja Holtrop sympathisch, also habe er ja gesagt.

Der Duisburger hat mit Büchern eigentlich nichts am Hut

Dabei hat der 64-Jährige mit Büchern nichts am Hut, noch nicht einmal mit denen, die in seiner Zoohandlung verkauft. Deswegen landeten die Ernährungsratgeber („Natürlich gesund“) von Mirja Holtrop zwar auf seinem Schreibtisch, er leitete sie aber ungesehen weiter – bis sie schließlich wieder bei ihm ankamen. Sie würde gerne mit ihm Tierbücher machen, hatte die Ratingerin gesagt und brachte ihm ein achtseitiges Manuskript über Meerschweinchen mit. Die hatte Zajac schon als Kind gezüchtet. „Das war alles ganz lieb gezeichnet, dazu gab es Infos, aber ein Kinderbuch wollte ich nicht machen“, lehnte Zajac ab. https://www.waz.de/staedte/duisburg/bei-hitze-bleiben-die-neumuehler-miezen-cool-id215044947.html

Mit „Norberts Welt“ auf Youtube bekannt wie ein bunter Hund

Schließlich sei Mirja Holtrop, die wie 133.000 Abonnenten mit ihrem Sohn auch gerne die Youtube-Videos „Norberts Welt“ anschaut, in denen Zajac über Tiere und erlebte Geschichten erzählt, auf die Idee gekommen, eine Biografie über ihn zu schreiben. Darüber habe er schon mal nachgedacht, sei aber angesichts der Honorarforderungen professioneller Autoren im fünfstelligen Bereich gegen Vorkasse wieder davon abgekommen, sagt Zajac. Mit Mirja aber habe er sich die Zusammenarbeit vorstellen können. Ohne Honorar, mit der Zusage: „Wenn das Buch fertig ist, teilen wir uns den Gewinn.“

Storys aus dem Leben statt Biografie-Langeweile

Weil Zajac („Ich bin selbst kein Leser“) auch Biografien etwa bekannter Unternehmer langweilig findet, setzten die beiden auf Geschichten. „Und nach neun Monaten wurde unser Baby geboren“, sagt Zajac, der auch knapp drei Wochen nach dem Verkaufsstart noch staunt: „Ich hab’ ein Buch geschrieben! Wenn mir das einer vor reinem Jahr gesagt hätte...“

Die Entwicklung des Menschen wird neu geschrieben: Aus dem Homo neanderthalensis wurden der Homo sapiens und der Homo zajacus.
Die Entwicklung des Menschen wird neu geschrieben: Aus dem Homo neanderthalensis wurden der Homo sapiens und der Homo zajacus. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Es endet übrigens mit einer Liebeserklärung an seine Frau Jutta, die er in der Tanzschule kennen gelernt hat.

Eine eigene Art: der Homo zajacus

Das Buch beginnt mit einem Augenzwinkern: Der bekannt Zeitstrahl, der die Entwicklung des Menschen seit den Primaten nachzeichnet, teilt sich beim Homo neanderthalensis in den Homo sapiens – und den Homo zajacus. Es gibt viele Storys, die erste zeichnet die Familiengeschichte „Von Ostpreußen in den Ruhrpott“ nach. Die deftige Ruhri-Sprache und die frühe Erziehung zur Verantwortung haben Zajacs Leben bis heute geprägt. Helikopter-Eltern sind ebenso wenig sein Ding wie Rücksicht auf die eigene Gesundheit, Bier und Kartoffelsalat zieht er (fast) jedem asiatischen Essen vor. In Asien war Zajac oft wegen der Fischfarmen unterwegs.

Ruhrgebiets-Kindheit mit Familie und Tieren

Anfangs wird chronologisch erzählt, schon ganz früh spielen Tiere eine Rolle: Wellensittiche, Meerschweinchen und Fische züchteten die Brüder Zajac in Gelsenkirchen-Buer-Resse, entdeckten Blindschleichen, Fasane und Molche auch in der Umgebung ihres Hauses in Oer-Erkenschwick, Opa hielt ein Schlachtschwein, Pferde hat ein Nachbar, der Dorfschmied.

Dann springen die Geschichten durch die Zeit: Es geht um lebensgefährliche Reisen und die Familie, um wilde Partys, Bundeswehr und Unternehmertum. Viele Fotos und Zeichnungen sorgen für Kurzweil, die Geschichten muss man auch nicht an einem Stück lesen. Cooler Ruhrgebietshumor auch im Klappentext: „Norbert Zajac, cool wie Permafrost. Siegessicher wie ein Krokodil in der Nilschwemme.“

Es gibt jede Menge weitere Geschichten

Nach 220 Seiten hört das Buch zwar auf, aber Teil 2 ist nicht ausgeschlossen. Hängt davon ab, wie sich das erste Buch verkauft (19,99 Euro, vorerst nur im Geschäft, in Kürze auch bei Amazon). Die samstäglichen Selfie- und Signierstunden sind jedenfalls schon stark besucht, sagt Zajac im Gespräch in der Reptilienabteilung, in der sein goldener „Thron“ unter anderem mit Blick auf einen Waran steht. Und nebenan die Palette mit Büchern.