Duisburg. Nach der Corona-Zwangspause öffnet das Kindermuseum Explorado teilweise wieder am Duisburger Innenhafen. Allen Aushilfen musste gekündigt werden.

Nach dreimonatiger Corona-Zwangspause öffnet das Kindermuseum Explorado kurz vor den Sommerferien seine Mitmach-Baustelle. Ab Samstag können Jungen und Mädchen ab vier Jahren am Innenhafen Dächer decken, Lehmziegel herstellen und lernen, warum Gulli-Deckel rund und nicht etwa eckig sind. Die Lage für das Kindermuseum, dessen Konzept es ist, dass die jungen Besucher alles anfassen und ausprobieren dürfen, ist verzwickt. Die 16 festangestellten Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, alle 56 Aushilfen, die zum Beispiel die Spielflächen beaufsichtigt haben, Kindergeburtstage betreuten oder im Restaurant arbeiteten, wurden gekündigt.

Duisburger Kindermuseum muss ohne Zuschüsse wirtschaften

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„Pro Monat haben wir sicherlich einen fünfstelligen Verlust“, rechnet Museums-Leiter Carsten Tannhäuser vor. Öffentliche Zuschüsse bekommt das privatwirtschaftlich betriebene Explorado, das der Nachfolger des Kindermuseums Atlantis ist, nicht. „Nur eine Konzert- und Veranstaltungsreihe, die abends bei uns stattfindet, wird vom Kulturbeirat unterstützt.“ Ansonsten müssen die Eintrittsgelder die laufenden Kosten decken. Und auch bei den finanziellen Corona-Soforthilfemaßnahmen geht das Museum leer aus. Derzeit hilft ein Kfw-Kredit, die Miete zu bezahlen, „aber der muss natürlich auch zurück bezahlt werden.“

Um die Corona-Regeln einzuhalten, haben die Mitarbeiter ein Hygiene-Konzept erstellt, das auch vom Gesundheitsamt der Stadt genehmigt wurde. „Erst haben wir uns bei der Corona-Hotline gemeldet, dann wurden wir ans Ordnungsamt verwiesen, die haben uns zum Gesundheitsamt geschickt. Dort hat uns eine Mitarbeiterin bestimmt eine halbe Stunde erklärt, warum sie glaubt, dass das schwierig werden wird“, berichtet Explorado-Marketing-Mitarbeiterin Ahlam Gandura-Kourich von ihrer Erfahrung mit er Stadt. Doch dann kam nach einer halben Stunde die frohe Botschaft, dass das Konzept genehmigt wird und der Bauspielplatz öffnen darf. Stadtsprecher Peter Hilbrands bestätigt, dass das Explorado unter strengen Auflagen öffnen darf. „Ob im Rahmen eventuell auftretender Corona-Fälle in KiTas oder Schulen Schließungen erforderlich werden, entscheidet der Krisenstab im Einzelfall. Pauschal lässt sich das leider nicht beantworten.“

Große und kleine Besucher haben 90 Minuten Zeit zum Spielen

Ein Museum, in dem es zum Konzept gehört, dass alles angefasst werden darf, hat es momentan schwer.
Ein Museum, in dem es zum Konzept gehört, dass alles angefasst werden darf, hat es momentan schwer. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Damit die Explorado-Besucher genügend Abstand haben, werden die Besuchszeiten in 90 Minuten unterteilt. 42 Kinder und Erwachsene dürfen gleichzeitig auf die Baustelle. Die Kinder bekommen beim Einlass, passend zum Spielplatz, kleine Bauarbeiter-Handschuhe. So entfällt das Desinfizieren und die Jungen und Mädchen können nach Herzenslust matschen. Auf einem Bauzaun können sich die Nachwuchs-Bauarbeiter verewigen und mit Farbe malen. „Farben und Materialien haben wir zur Verfügung gestellt bekommen. Da waren die Unternehmen sehr kooperativ und solidarisch“, freut sich Carsten Tannhäuser. Es werde aber noch ein Sponsor für weitere Bauarbeiter-Handschuhe in Kindergrößen gesucht, damit die Besucher die Exemplare auch mitnehmen können.

Das Museum selbst bleibt noch für einige Tage verwaist – nur der Weg zur Toilette ist frei und mit Pfeilen genau markiert. Im Erdgeschoss steht der Riesenkicker, an dem sonst bis zu 20 Jungen und Mädchen zocken konnten. Auch über die Rennstrecke, auf der das Tempo der Besucher gemessen wird, ist schon lange niemand mehr geflitzt. „Sonst haben wir am Wochenende manchmal mehr als tausend Besucher“, ergänzt Ahlam Gandura-Kourich. Nun überlegen sie, die großen Exponate übergangsweise etwa an Einkaufscenter zu verleihen und stattdessen eine kindgerechte Ausstellung aufzubauen, die mehr Infos zum Lesen und Anschauen bietet. Aktuell sei man in Verhandlungen.

Der Eintritt zur Baustelle kostet pro Person 5,50 Euro und sind nur im Vorverkauf online bestellbar. „Wir haben unser Ticketsystem angepasst“, so Tannhäuser. Früher gab es verschiedene Rabatte und Tarifstufen. Um alles zu vereinfachen, gilt nun der Einheitspreis. Wer künftig die Ausstellung im Explorado zusätzlich besuchen möchte, zahlt ein bisschen mehr, aber immer noch nicht den früheren Preis. Er freut sich, dass es jetzt weiter geht, dennoch werden sich dadurch die Verluste nur ein wenig minimieren.

Explorado: Tipps für die Ferien

„Wir bekommen viele Anfragen und bei uns wären zahlreiche Kindergeburtstage gefeiert worden, die wir alle absagen mussten“, erklärt Ahlam Gandura-Kourich. Damit den Jungen und Mädchen in den Ferien nicht langweilig wird, kann jeder Besucher zum Beispiel eine selbst gemachte Saatgut-Kugel mitnehmen. Die wird aus Blumenerde, Samen und Katzenstreu selbst gerollt und kann dann zu Hause ausgesät werden.

Auch ein Stück Y-Tong-Stein kann zu Hause weiter bearbeitet werden. Nina Cristofolini, die die Ausstellungen und das Programm für das Explorado konzipiert, sagt: „Die Kinder sollen bei uns Anregungen bekommen, was sie in ihrer Freizeit alles machen können.“ Als weiteren Spaß schlägt sie eine „Verkleidungsparty“ vor: Einfach mal was verrücktes anziehen (vielleicht aus dem Kleiderschrank der Eltern) und sich damit fotografieren.