Duisburg. Keine Corona-Infektionen mehr im besonders betroffenen Awocura-Altenheim in Duisburg-Wanheimerort: eine Bilanz nach extremen Monaten.

Das besonders betroffene Seniorenzentrum in Wanheimerort ist wie auch die vier weiteren Duisburger Awocura-Häuser coronafrei. Dies bestätigte Geschäftsführerin Wilma Katzinski auf Nachfrage der Redaktion. In der Spitze hatte es es 90 Fälle und elf Tote Im Schlenk geben. Zuletzt waren nur noch zwei Bewohner infiziert, die aber über neun Wochen immer wieder positiv getestet worden waren. Vor einigen Tagen gab es endlich Entwarnung. Im Gespräch mit der Redaktion blickt Wilma Katzinski auf die vergangenen, in jeder Hinsicht extremen Monate zurück.

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Rückblick: Am Freitag, 3. April, wird bei acht Bewohnern eine leicht erhöhte Temperatur gemessen. Heimleiter Marc Niewöhner informiert daraufhin umgehend das Gesundheitsamt. Neun Senioren und zwei Beschäftigte werden zunächst in Abstimmung mit dem Team der Feuerwehr getestet, und in den Proben von fünf Bewohnern sowie einem Mitarbeiter lässt sich das Virus nachweisen.

Corona: Kein anderes Altenheim in Duisburg war so betroffen

Es ist der Beginn eines Corona-Ausbruchs, wie ihn in diesem Ausmaß bisher kein anderes Altenheim in Duisburg erlebt hat. „Wir haben Pandemie- und Hygienepläne überprüft“, sagt Katzinski. „Aber es wurde eben schnell klar, dass wir uns zwar etwa mit dem Noro- oder Grippevirus auskennen, aber eben nicht mit dem Coronavirus. Wir haben trotzdem natürlich alles daran gesetzt, das Problem in den Griff zu bekommen.“

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Zunächst einmal seien Landesverordnungen umgesetzt, ein Isolationsbereich für die Infizierten, ein Quarantänebereich für die Verdachtsfälle und ein Bereich für die negativ getesteten Bewohner geschaffen worden. „Drei getrennte Bereiche, drei Tages- und Nachtdienste“, so die Awocura-Geschäftsführer. „Nachher haben wir infizierte Bewohner auch auf ihren Zimmern isoliert, aber es war trotzdem ein unglaublicher personeller Aufwand.“ Zumal ja immer wieder infizierte Mitarbeiter in häusliche Quarantäne mussten.

Verstärkung aus anderen Awocura-Häusern

Dankbar ist Katzinski noch heute, dass fünf Mitarbeiter vom Medizinischen Dienst der Pflegekassen und auch Pflegekräfte aus den vier anderen Awocura-Häusern in Duisburg die verbliebenen Teams im Schlenk verstärkt haben. „Zum Glück hatten wir nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten rechtzeitig mit den ersten Fällen die notwendige Schutzausrüstung. Da hat uns auch die Feuerwehr geholfen“, so die Geschäftsführerin, die unterm Strich die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt ebenfalls lobt.

Darüber hinaus habe die Awocura zwischenzeitlich zwei Ärzte und einen Experten von einem Hygieneinstitut zurate gezogen. Ein Gutachten ist erstellt worden.

„Warum uns Corona so besonders schlimm getroffen hat, wissen wir bis heute nicht“

„Aber warum uns Corona so besonders schlimm getroffen hat, wissen wir bis heute nicht“, so Katzinski. „Wir wissen, dass wir überschneidende Kontakte vermeiden sollen, was bei der Pflege von Bewohnern extrem schwierig ist. Wir wissen, dass eine hochwertige Schutzausrüstung, regelmäßige Desinfektionsmaßnahmen, die Beachtung von Hygieneregeln und nun auch die Corona-App helfen, die Wahrscheinlichkeit von Infektionen zu verringern. Wir wissen aber auch, dass es weiter keine hundertprozentige Sicherheit geben kann.“

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Erschwerend komme hinzu, dass ein Infizierter zunächst oder komplett symptomfrei und trotzdem besonders ansteckend sein kann. So seien auch bei den insgesamt 90 Fällen Im Schlenk, darunter gleichermaßen Bewohner und Mitarbeiter, ganz unterschiedlich schwere Symptome und Verläufe festzustellen gewesen. Elf Senioren seien mit oder aufgrund von Corona verstorben.

So sei die Gefahr zwar weiter nicht gebannt. Die Erleichterung ist aktuell trotzdem groß. Es ist die Zeit zum Durchatmen und auch zur Freude. So sind für die Angehörigen endlich wieder Besuche im Altenheim möglich – natürlich unter strengen Vorgaben und Hygieneregeln.

>> AUSNAHMESITUATION AUCH EINE FINANZIELLE BELASTUNG FÜR DIE AWOCURA

• Der starke Corona-Ausbruch im Altenheim Im Schlenk hat auch finanzielle Folgen für die Awocura, wie Geschäftsführerin Wilma Katzinski auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. „Wir mussten Schutzausrüstung kaufen, mehr Mitarbeiter einsetzen und haben in der Zeit auch keine Neubelegungen vorgenommen.“

• Das Ausmaß sei noch nicht absehbar. „Die Ausgaben waren aber definitiv höher als die Einnahmen“, so Katzinski. „Allerdings wollen wir nicht jammern. Es gibt ja den Rettungsschirm. Und dafür werden wir alle Kosten zusammenstellen.“