Duisburg. Drei Bewohner eines Duisburger Altenheims sind nach einer Corona-Erkrankung tot. Warum die Frau eines Verstorbenen wütend auf das Heim ist.

Nachdem drei positiv auf Corona getestete Bewohner des besonders betroffenen Seniorenzentrums Im Schlenk tot sind, ist die Frau eines Verstobenen wütend auf das Awocura-Heim in Duisburg-Wanheimerort. Die 76-Jährige, die anonym bleiben möchte, spricht von mangelnder Anteilnahme und einem unverschämten Verhalten.

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Die Angehörige war demnach am 6. April informiert worden, dass ihr Mann (80) mit Fieber und Verdacht auf Corona ins Krankenhaus gebracht werden musste. „Dort hat sich dann bestätigt, dass er infiziert ist“, sagt sie. In der ganzen Zeit habe sich niemand vom Seniorenheim persönlich bei ihr gemeldet und mal nachgefragt. Am Samstagmorgen, 18. April, habe sie durch die Klinik vom Tod ihres Mannes erfahren und dies dem Heim mitgeteilt. „Ich hatte eine Pflegekraft am Telefon, die mir ihr Mitgefühl ausgesprochen hat, aber das war es dann erst mal.“

Duisburgerin: „Bis heute hat niemand angerufen“

Fast eine Woche sei danach vergangen, bis sie ein Schreiben erhielt – „mit nur einem Satz des Mitgefühls, verbunden mit einer Abschlussrechnung, die auch noch falsch war“, so die empörte 76-Jährige. „Bis heute hat niemand angerufen.“

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2016, erzählt die Frau, sei bei ihrem Mann eine Demenzerkrankung festgestellt worden, die sich immer weiter verschlimmert habe: „Ich hab ihn zuerst zu Hause gepflegt. Er ist aber mehrmals hingefallen. Nach dem dritten Sturz kam er ins Krankenhaus und danach direkt ins Altenheim, am 16. Mai 2018.“

Das Datum hat sie nicht vergessen. „Ich habe ihn regelmäßig besucht, seine Hand gehalten und ihm von meinem Alltag erzählt, vom Einkaufen oder Fernsehen“, so die 76-Jährige. „Er selbst hat zuletzt nicht mehr viel geredet, sondern die meiste Zeit aus dem Fenster geschaut und sich auch vom Pflegepersonal zu keinen Aktivitäten mehr motivieren lassen.“

Am 12. Februar hat die Duisburgerin ihren Mann zum letzten Mal gesehen

Am 12. Februar habe sie ihren Mann das letzte Mal gesehen. „Es kam ja dann das Besuchsverbot“, sagt die Angehörige. „Das war schlimm.“ Ende März habe sie noch einmal mit ihrem Liebsten telefoniert. „Das Heim hatte sich gemeldet und gefragt, ob ich skypen möchte. Aber so etwas kann ich nicht.“

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Kurz darauf ist ihr Mann ins Krankenhaus gekommen und dort verstorben. Was bleibt, sind die Erinnerungen an die guten Zeiten, an die gemeinsamen Urlaube auf Kreuzfahrtschiffen. Beide waren in zweiter Ehe verheiratet, hätten im nächsten Jahr Silberne Hochzeit gefeiert.

Gespräche mit Bekannten helfen der Witwe in dieser schweren Zeit

Mit ihrem Mann hat die Duisburgerin ihren letzten Familienangehörigen verloren. Er soll eingeäschert werden, seine Urne einen Platz in einem Waldgebiet in Venlo finden. „Ich habe noch Bekannte“, sagt die Witwe. „Sie rufen mich regelmäßig an. Mit ihnen kann ich über seinen Tod sprechen. Warum es soweit kommen musste. Das hilft mir.“ Das Verhalten des Altenheims, sagt sie, sei dagegen einfach nur „traurig“.

Wilma Katzinski, Geschäftsführerin der Awocura in Duisburg, wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Wilma Katzinski, Geschäftsführerin der Awocura in Duisburg, wehrt sich gegen die Vorwürfe. © Funke Foto Services GmbH | Lars Fröhlich

Awocura-Geschäftsführerin Wilma Katzinski hat sich auf Nachfrage der Redaktion zu den Vorwürfen geäußert: „Es tut mir leid, dass sich die Angehörige von uns allein gelassen gefühlt hat und ihr Mann im Krankenhaus gestorben ist“, so Katzinski. „In unserem Seniorenheim können Angehörige sonst trotz Besuchsverbots auch in diesen Zeiten ihre Liebsten mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen in der Sterbephase begleiten. Dieses Angebot ist schon einmal wahrgenommen worden.“

Aber schon vor Corona sei auch die 76-jährige Duisburgerin gefragt worden, ob und wie mit ihr die letzte Lebensphase ihres Mann gestaltet werden soll. Auf dieses Angebot von Jutta Muntoni, Leiterin des Sozialen Dienstes, und ihrem Team im Rahmen der Palliativbegleitung sei aber nie reagiert worden.

Awocura: Beileidskarte ist verschickt worden

„Wir wollen uns nicht aufdrängen und haben uns deshalb auch zuletzt nicht gemeldet“, so Katzinski. „Das hätten wir aber selbstverständlich getan, wenn die Angehörige den Wunsch nach einem Telefonat geäußert hätte.“ Neben dem angesprochenen Schreiben samt der Abschlussrechnung sei aber auch eine separate Beileidskarte vom Awocura-Haus verschickt worden.