Duisburg. Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof in Duisburg fürchten um ihre Jobs. Ungewissheit ist „unerträglich“. Entscheidung über Schließungen naht.
Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof aufgerufen, gegen die geplanten Schließungen der Warenhauskette zu protestieren. Rund 70 Mitarbeiter folgten am Donnerstagmorgen in Duisburg dem Appell und machten vor der Kaufhof-Filiale an der Düsseldorfer Straße mit Plakaten und Luftballons auf sich aufmerksam.
Zwar ist unklar, ob der Standort Duisburg von einer Filialschließung einer der beiden Warenhäuser betroffen ist – aber „die Angst begleitet uns schon seit vielen Wochen“, sagt Dirk Voss, Betriebsratsvorsitzender von Kaufhof Duisburg. Ein „unerträglicher Zustand“, kommentiert auch Martin Petig, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Duisburg.
Galeria Karstadt Kaufhof in Duisburg: Mitarbeiter in Sorge
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„Ihr lasst uns zittern, das ist unmenschlich“, steht auf einem Plakat, das Kerstin Mrowka hochhält und die Gefühlswelt beschreibt. Seit fast 32 Jahren ist sie Mitarbeiterin bei Galeria Kaufhof. „Hier ist meine zweite Familie.“ Gerade in den Pausen ist die ungewisse Lage oft Thema. „Es kommen auch mal Tränchen.“ Sie und ihre Kollegen wollen nur noch Klarheit – auch wenn diese schmerzhaft sein könnte.
62 der 172 Standorte in Deutschland sollen auf der Streichliste des Konzerns stehen. Welche betroffen sind, wolle die Geschäftsführung am Freitagmorgen direkt an den entsprechenden Standorten verkünden, sagte Betriebsrätin Iris Geiger am Donnerstagabend in Köln dem Nachrichtensender ntv. In Duisburg hatte sich zuvor am Donnerstag der stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Zysik noch kämpferisch gegeben: „Ich würde hier nicht stehen, wenn ich sage, die Lage ist aussichtslos“. Noch in der Nacht habe es „sehr harte“ Verhandlungen gegeben.
In Duisburg trennen die Warenhäuser keine 500 Meter
Rund ein Jahr nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof zur Deutschen Warenhaus AG befindet sich die Warenhauskette in einem Schutzschirmverfahren, um das Unternehmen zu retten. Dabei handelt es sich um die mildeste Form eines Insolvenzverfahrens. Das Management hat mit der Unterstützung von Insolvenzexperten bis Ende Juni Zeit, dem Gericht einen überzeugenden Sanierungsplan vorzulegen.
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In Duisburg trennen die beiden Warenhäuser keine 500 Meter. Laut Betriebsrat sind in den beiden Duisburger Warenhäusern noch rund 200 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der Schließung sollten in den verbleibenden Filialen zehn Prozent der Stellen wegfallen. Aus Gewerkschaftskreisen heißt es aber, dass es in diesem Punkt zuletzt Bewegung gab und ein Abbau in den dann bestehenden Filialen vom Tisch sei.
Verdi rechnet mit Einschnitten für Beschäftigte
Selbst wenn beide Niederlassungen in Duisburg verschont bleiben, rechnet Verdi dennoch mit weiteren Einschnitten für die Mitarbeiter. Schließlich sehe das Sanierungskonzept zwei Jahre Verzicht auf eine tarifliche Gehaltserhöhung und dann bis 2026 auch nur ein kennzahlenabhängiger Anstieg beim Lohnvor, informiert Gewerkschaftssekretär Petig.
Dabei habe die Belegschaft in der Vergangenheit schon genug gelitten, verzichtet gegenwärtig etwa auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. So ist deshalb auch auf einem der Plakate der Mitarbeiter zu lesen: „Wir wollen nicht schon wieder die Fehler anderer ausbügeln.“
Drohende Schließung und die Auswirkungen für die Innenstadt
Im Hinblick auf die Attraktivität des Einkaufstandortes Duisburg glaubt Verdi bei einem Verlust der Warenhäuser an „eine Verödung der Einzelhandelslandschaft“. Auch wenn sich der Handelsverband Niederrhein nicht an Spekulationen zu drohenden Schließungen beteiligen möchte – ein Wegfall eines der Warenhäuser hätte Auswirkungen. Schließlich seien die Warenhäuser mit ihrer Werbestärke und der Sortiment-Tiefe ein „wichtiger Frequenzbringer“, so Geschäftsführer Wilhelm Bommann.
Bei der Entscheidung für oder wider eines Standorts spielen laut Bommann Faktoren wie die Kaufkraft in der Stadt, die Kostenstruktur und der Investitionsstau eine Rolle. Wie der Gesamtbetriebsrat bestätigt, geht es in den Verhandlungen auch noch um erhoffte Mietkostensenkungen, um mehr Filialen zu retten. „Helfen Sie uns mit Mietsenkungen“, appelliert Voss bei der Protestaktion. „Noch ist Hoffnung da.“
>>> Verdi kritisiert: „Kahlschlag ohne Zukunftsperspektive“
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert in den Verhandlungen mit der Konzernspitze ein echtes Zukunftskonzept. „Was auf dem Tisch liegt ist aber ein Kahlschlag ohne Zukunftsperspektive“, kritisiert Gewerkschaftssekretär Petig. Gerade weitere Stellenstreichungen seien kontraproduktiv – schließlich sei nicht die Produktvielfalt, sondern das fachkundige Beratungspersonal ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz im Internet.
Für die Mitarbeiter der bedrohten Häuser wollen Verdi und Betriebsrat in den noch ergebnisoffenen Verhandlungen eine Auffanggesellschaft durchsetzen. So sollen betroffene Beschäftige über zwölf Monate zusätzlich qualifiziert und möglichst weitervermittelt werden, statt sofort in die Arbeitslosigkeit zu rutschen.