Obermarxloh. Bürger aus Alt-Hamborn und Marxloh haben der Politik ihre Wünsche und Anregungen zur Verwendung der 50 Millionen Euro Fördergeld übermittelt.

Wenn etwas den geplanten Aufbruch in Alt-Hamborn und Marxloh noch bremsen kann, dann allenfalls Sprachbarrieren. Zur Bürgerveranstaltung am Mittwochabend in der Clauberghalle reichten sich „Ökonomische Prosperität“ und „bioklimatische Belastung“ mit „durchgängigen Präventionsketten“ die Hand. Doch nachdem Politiker und Städteplaner etwas sperrig über die Verwendung der 50 Millionen Euro für die beiden Stadtteile informiert hatten, stand das an, wofür die meisten gekommen waren: die Sammlung von Bürgerideen zu den verschiedenen Teilprojekten, die von der Umgestaltung von Schulen bis zu Fragen der Sicherheit und zukünftigen Bauprojekten reichen.

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„Alles schon lange im Gespräch“, winkte eine Alt-Hambornerin ab und merkte kritisch an: „Allein mir fehlt der Glaube“. Was die Frau, deren Familie schon in der vierten Generation im Stadtteil lebt, allerdings nicht davon abhielt, Anregungen aufzuschreiben und ihren Zettel an eine der Stellwände zu heften.

Angsträume sollen künftig vermieden werden

Dass Park- und Grünflächen entstehen sollen, sei eine gute Idee, meinte eine weitere Hambornerin, allerdings müsse auch das Geld bereitstehen, um die Flächen sauber und schön zu halten. Sonst entstünden dort weitere Angsträume. Der Hamborner Stadtpark etwa sei in katastrophalem Zustand, die Wirtschaftsbetriebe leisteten ihre Arbeit nicht ausreichend.

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Dabei herrscht durchaus Aufbruchstimmung. Viele Wünsche, die die Bürger in die spärlichen freien Zwischenräume an den Aufstellern hefteten, waren konkret und konstruktiv. Die Weseler Straße, die schon bundesweit berühmte Marxloher Hochzeitsmeile, sollte auch entsprechend festlich gestaltet werden, damit sie nicht etwa nach Oberhausen abwandere, lautete eine der Anregungen.

Was soll nach dem geplanten Abriss der Rhein-Ruhr-Hallen auf dem Gelände passieren? Manche hätten dort gerne einen Uni-Standort, andere ein Amt oder ein Zentrum für Freiwillige und Berufsfeuerwehr. Wie soll mit den Schrottimmobilien in den Vierteln verfahren werden? Manch einer wünscht sich Werk-stattcafés für die Kreativwirtschaft. Andere plädierten dafür, die Häuser städtisch aufzukaufen und behindertengerechte Wohnungen oder Mehrgenerationenhäuser zu schaffen.

Teilprojekt soll sich um die Trinkerszene kümmern

Mit ihren Vorschlägen zum Ausbau von Grundschulen zu Anlaufpunkten für die ganze Familie hat die Stadt offenbar den Nagel auf den Kopf getroffen, wie die Reaktionen der Bürger vermuten lassen. Denn in Marxloh, da waren sie sich einig, fehlen Sozial- und und Bildungsräume.

Und die Sicherheit? Auch die wurde diskutiert. Am August-Bebel-Platz sollen Wohnungslose und Trinker in ein so genanntes „öffentliches Wohnzimmer“-Projekt eingebunden werden. Vielleicht aber müsse man das Viertel grundsätzlicher betrachten – aus Sicht von Frauen und älteren Menschen: „Marxloh ist ein Männerviertel“, lautete eine Kritik. Junge Männer ohne Perspektiven würden bei anderen für subjektive Verunsicherung sorgen, man traue sich vor allem abends nicht mehr alleine raus.