Duisburg. Die Kabarettistin Hazel Brugger spielt in der „Heute Show“ mal wieder mit Duisburgs Schmuddelimage. Diskussionen in sozialen Netzwerken.
Seit November hat Duisburg einen neuen Slogan: „Duisburg ist echt“ soll das Image der Stadt aufpolieren und auch über die Stadtgrenzen hinaus Werbung machen. Wahlweise präsentiert sich Duisburg als „echt solidarisch“ oder „echt grün.“ Die Bemühungen des Stadtmarketings haben aber offenbar nicht ganz verfangen. Ein vier Minuten langer Film in der ZDF-Satire-Sendnung „Heute Show“ reduziert die Ruhrgebietsstadt wieder auf ihre Klischees. Die schweizerisch-amerikanische Kabarettistin Hazel Brugger leitet ihre Urlaubserlebnisse in dem Satire-Clip so ein: „Warum in ärmere Länder fahren, um sich besser zu fühlen, wenn man auch nach Duisburg fahren kann.“ In den sozialen Netzwerken wird der Beitrag heftig kommentiert.
Duisburger Reisebüro-Besitzer nicht glücklich mit dem Beitrag
„Ich würde gerne eine Reise nach Duisburg buchen“, ordert Hazel Brugger einen Städtetrip bei Hermann Kreke. Mit Strandfeeling und „Adventure“. Die Aufnahmen wurden in einem Reisebüro auf der Grabenstraße gemacht. Eigentlich wollte Kreke rüberbringen, wie schwierig die Situation für Reisebüro-Besitzer ist und wie sehr die Reisebüros sich von den großen Fluglinien „verkauft“ fühlen. Davon ist allerdings so gut wie nichts übrig geblieben. Stattdessen ist er mit dem Satz zu sehen: „Das ist für mich eine neue Situation, ich hab’ sehr selten Kunden, die nach Duisburg möchten.“ Angesprochen auf den Beitrag, sagt er: „Es war zwar klar, dass die Orte satirisch behandelt werden. Aber Duisburg kommt schon arg schlecht weg.“
Zu sehen ist Hazel Brugger bei einer Segway-Tour durch die Innenstadt, im Rheinpark, Dreckecken inklusive. „Warum nach Abu Dhabi fahren, wenn man auch in Duisburg bleiben kann“, startet sie eine kleine Umfrage. Eine Passantin empfiehlt ihr die Sechs-Seen-Platte. Ein anderer möchte ihr die Wedau zeigen. Bei einer Kugel Straciatella plaudert Hazel Brugger mit einem Duisburger, der eigentlich im Westerwald campen wollte, um sich dann selbst mit einer Liege an den Rhein zu platzieren, Industriekulisse im Hintergrund. Wahlweise sind die Szenen mit Country-Musik oder dem Lied „Gangsta’s Paradise“ unterlegt. „Man kann über Duisburg sagen, was man will, es lädt zum Träumen ein.“
Auf Youtube Kommentare pro und contra Duisburg
Kulinarisch habe Duisburg hingegen nicht so viel zu bieten, findet eine Besucherin aus München. „Wenn man gerne Döner ist...“, erklärt sie Hazel Brugger. Trüffel, da wissen zwei andere Jungs gar nicht, was damit gemeint sein soll. Für die sehr teuren Pilze müsse man am besten nach Düsseldorf fahren. Andere verbringen ihren Urlaub mit Netflix gucken in Duisburg. Hazel Brugger findet Duisburg hingegen besser als Berlin, hier werde man bei Dreharbeiten wenigstens nicht „verkloppt“.
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Unter dem Youtube-Video finden sich zahlreiche, teils ironische, Kommentare. Max schreibt „Meine City!!! Du musst schon hier geboren sein, um dat zu ertragen.“ Ein anderer verteidigt Duisburg: „Duisburg ist eine tolle Stadt mit ein paar kleinen Problemen, die jede Stadt hat. Ich lebe gerne hier!“ Und ein Nutzer, der sich Swanpride nennt, erklärt: „Mal ernsthaft: Wenn man nicht mit gefühlt halb Deutschland auf den Inseln oder in den Bergen sitzen möchte und vielleicht ohnehin eher auf Städtereisen steht, dann ist das Ruhrgebiet vielleicht nicht die schlechteste Idee für einen Trip. Tolle Fahrradstrecke, zahlreiche Museen, viele interessante Ecken zu entdecken.“
Schimmi-Touren-Veranstalterin kann bei Besuchern oft Klischees widerlegen
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Dagmar Dahmen kennt sich mit Touristen in Duisburg aus. Sie bietet seit fast zehn Jahren Schimanski-Touren an. Etwa die Hälfte der Teilnehmer komme von außerhalb und auch die Jüngeren seien überrascht, dass die Stadt gar nicht mehr so aussehe wie in den Schimanski-Filmen. „Mit diesen Klischees müsste man viel charmanter spielen. Die Düsseldorfer bekommen ihr Schnösel-Image auch nicht weg.“
Wer sich am Samstagmittag beraten lassen möchte, welche schönen Orte es hier gibt, hat Pech. Corona-bedingt hat die Tourist-Information momentan nur montags bis freitags von 10 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Offizielle Reaktionen auf den ZDF-Beitrag gab es am Samstag noch nicht.
Dagmar Dahmen jedenfalls verabschiedet ihre Gäste ebenfalls gerne ein bisschen ironisch: „Sagen Sie bloß nicht weiter wie schön es hier ist. Wir wollen ein Geheimtipp bleiben.“