Duisburg. Was hat sich durch Corona in Kliniken geändert? Mitarbeiter aus Duisburg schildern einzelne Schritte. Betreuung von Covid-Patienten freiwillig.
Auf jedem Weg durch das Fahrner Krankenhaus ist das Telefon seit Wochen rund um die Uhr ständiger Begleiter von Norbert Behrs. Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV) im Evangelischen Klinikum Niederrhein (EVKLN) ist Kummerkasten für besorgte Kollegen in vier von fünf Häusern des Klinikums in Duisburg, Dinslaken und Oberhausen, Mitglied des internen Krisenstabes und Ansprechpartner für den Krisenstab der Stadt Duisburg. Bevor er für das MAV-Engagement freigestellt wurde, war der Arzt als Anästhesist im Fahrner Krankenhaus tätig. Seine Zwischenbilanz zur Krise ist hoffnungsvoll, doch seine Warnung deutlich: „Wir waren mit den Testungen früh dran und haben Glück gehabt. Aber wird dürfen diesen Vorsprung jetzt nicht verspielen.“
Duisburger Krankenhaus: Aktuell 40 Prozent der Beatmungsplätze frei
Auch interessant
„Der Vergleich mit der Grippe zieht nicht, der Verlauf ist einfach schwerer“, sagt der Mediziner nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen. Dass die Infektionsrate zuletzt leicht stieg, besorgt ihn. „Alle müssen diszipliniert bleiben. Wir sind nicht gesünder als andere.“ Ein Glück jetzt, sagt Behrs, „dass wir all die Krankenhäuser haben, die wir ja angeblich gar nicht brauchen“. Auch deshalb reichten die Kapazitäten, 40 Prozent der Beatmungsplätze sind derzeit frei in den Häusern des Klinikums.
Auch Befürchtungen, die Schutzkleidung könne ausgehen, wurden nicht Realität. Es wurde nur knapp, aber es reichte, auch weil der Lockdown wirkte. „Unsere Kollegen im zentralen Einkauf haben wochenlang durchgearbeitet, auch, um unseriöse Angebote auszusortieren“, berichtet Behrs. Eine Maskenpflicht hätte das Klinikum viel früher einführt – wenn es denn Masken gegeben hätte. Der limitierende Faktor, das sei schnell deutlich geworden, sei das Pflegepersonal: „Wir mussten das noch nicht ausreizen. Aber die Relevanz unseres Berufes ist sehr deutlich sichtbar geworden.“
Psychologische Hilfe: Fehlanzeige
Zur Betreuung der Covid-19-Patienten haben niemand vergattert werden müssen, sagt Norbert Behrs. „Viele sind gefragt worden, man konnte sich freiwillig melden.“
Die Belegschaft der Intensivstation sei ohnehin gewöhnt an die Versorgung von Patienten mit Infektionen. Kardiologen und Chirurgen seinen eingesprungen, um eine „zweite Dienstlinie“ für die Corona-Patienten zu organsieren. Das Virus habe allerdings bei manchem zu einer großen psychischen Belastung geführt, berichtet Behrs: „Sie hatten, große Angst, sich anzustecken. Da hätte ich Hilfe erwartet, vom psychologischen Dienst des Gesundheitsamtes.“
Auch interessant
Häufigste Frage der Mitarbeiter: Kriege ich einen Test?
Die laufende Information der Mitarbeiter habe sich vor allem am Anfang, als Empfehlungen in schneller Folge geändert wurden, als richtige Strategie erwiesen, sagt Behrs. „Ich bin seit 30 Jahren hier, kenne viele persönlich, das hat mir sehr geholfen.“ Zu sehr dürfe er die Geschäftsführung nicht loben, scherzt der MAV-Vorsitzende: „Auch unserer medizinischer Geschäftsführer Dr. Andreas Sander hat da einen guten Job gemacht.“ Welche Frage hat er am häufigsten gehört von den Mitarbeitern? „Kriege ich einen Test? Die Unsicherheit war groß.“
Auch interessant
„Gespannte Erwartung“ – so beschreibt Norbert Behrs die aktuelle Lage. Die Erleichterung über das Ausbleiben der ersten Welle paare sich mit der Angst vor einem erneuten Anstieg der Zahlen nach den Lockerungen, außerdem müsse das Klinikum nach und nach zum Normalbetrieb zurückkehren. „Diese Woche warten wir noch ab, die ersten elektiven Patienten haben wir für Eingriffe einbestellt.“ Es gelte auch für die Krankenhäuser, den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren, sagt der MAV-Vorsitzende: „Der Rettungsschirm hat Löcher.“