Duisburg. Das Autokino feiert an der Arena in Duisburg eine tolle Premiere. Manche interessieren sich auf dem vollen Parkplatz aber weniger für die Filme.
So eine Szenerie hat es an der MSV-Arena noch nie gegeben – die Coronakrise macht’s möglich, dass Duisburg zum ersten Mal ein Autokino bekommt. Es scheint, als hätten die Duisburger nur darauf gewartet, innerhalb kürzester Zeit waren die meisten Filme ausverkauft. Der Auftakt am Freitag mit den Känguru-Chroniken versprach eher leichte Kost und auch der Film „Das perfekte Geheimnis“ mit Wotan Wilke Möhring in der Hauptrolle gehörte eher ins leichte Fach. Vor der 136 Quadratmeter großen Leinwand parken Mittelklassewagen neben älteren Möhren und vor den SUVs. Die großen, höher gelegten Schlitten, mussten nach hinten, damit sie den Kleinen nicht die Sicht versperren. Drei Wochen lang ist das Duisburger Filmforum nun mit einer Autokino-Version zu Gast am Stadion.
Duisburger Filmforum ist auf Autokino-Herausforderungen vorbereitet
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Das Team des Filmforums ist einiges gewohnt, wuppt es doch schon seit Jahren das Sommerkino im Landschaftspark. Doch so ein Drive-In-Kinoerlebnis ist dann doch nochmal etwas anderes. Alles läuft reibungslos, vor dem Einlass gibt’s keinen Stau. Wer auf den Ascheplatz fährt, wird direkt zum Ticketzelt weitergeleitet, hier wird überprüft, ob der motorisierte Kinobesucher auch vorbestellt hat – eine Abendkasse gibt es aus Coronaschutzgründen nicht.
Die fleißigen und freundlichen Ordner weisen die Wagen ein, SUVs und Vans nach hinten, und immer schön „auf Lücke“. Zwei Meter Abstand von Blech zu Blech. Das funktioniert, durch jede Windschutzscheibe ist die riesige Leinwand gut zu sehen. Dafür sorgt auch ein leistungsstarker Projektor. „Das ist nicht ganz das gleiche Modell wie im Sommerkino“, sagt Filmforum-Chef Michael Beckmann stolz kurz vor Filmbeginn, „vom Typ her schon, aber der hier bringt nochmal doppelt so viel Leistung.“
Der Ton kommt über das Autoradio
Wir parken unser Auto in der fünften Reihen. Die Geschichte von „das perfekte Geheimnis“ ist ein Kammerspiel mit deutscher Star-Besetzung. Die Parabel über das Zeitalter des Smartphones lebt ausschließlich von seinen Dialogen. Um dem verbalen Hochverrat von Frederick Lau, Jella Haase oder Elyas M’Barek lauschen zu können, müssen wir unser FM-Autoradio auf die Frequenz 93,7 einstellen – diese variiert von Abend zu Abend und wir kurz vor der Vorstellung bekannt gegeben.
Das klappt ohne Probleme, kein Krächzen ist zu hören, der Sound ist lupenrein. Auch die Autobatterien spielen mit, nur ein Wagen braucht nach dem Film Starthilfe, doch auch darauf ist das Filmforum-Team vorbereitet. Dank mobiler Batterie ist das Auto schnell wieder flott. Wer übrigens über kein entsprechendes Radio verfügt, muss sich keine Sorgen machen: Die Macher sorgen mit portablen Boxen für Abhilfe.
Für die Besucher ist das Autokino ein Event
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Die Kinobesucher genießen den deutschen Blockbuster hörbar. Hier und da schallen immer wieder vereinzelte Lacher über den, ansonsten totenstillen, Parkplatz. Nerviges Popcorn-Rascheln entfällt. Wer etwas naschen möchte, muss es sich selbst mitbringen. Ab und zu schleicht ein Gast zwischen den Autos zum Toilettenwagen; und Pärchen, die sich im Schutze ihres Pkw unbeobachtet fühlen, kommen sich, nun ja, offensiv näher. Fast so wie früher, als man sich zum Fummeln im Kino verabredet hat. Wie gut, dass ohnehin nur zwei Personen pro Auto anreisen sollen, sofern es nicht die eigene Familie ist.
Fast alle Vorstellungen ausverkauft
Das Autokino des Filmforums hat seine Zelte am Kalkweg 18, Ecke Kruppstraße aufgeschlagen. Karten gibt es ausschließlich im Internet, unter filmforum.de.
In einem Pkw sind maximal zwei Personen erlaubt – und zwei weitere, sofern sie im selben Haushalt leben. Mehr Informationen zum Autokino gibt es telefonisch unter 0203/285473 oder per Mail an mail@filmforum.de. Der Eintritt kostet pro Wagen für eine Person 9,90 Euro, zwei zahlen 19,90 Euro.
Noch nicht ausverkauft sind der „Bester Film“-Oscargewinner „Parasite“ und die deutsche Komödie „Nightlife“.
Michael Beckmann freut sich über den großen Erfolg – und kann schon nach dem ersten Wochenende Anekdoten zum Besten geben. „Nächste Woche kommt eine Gruppe mit 20 Autos, da feiert jemand seinen Geburtstag. Eine richtige Party geht ja nicht, also feiern die hier, quasi mit Sicherheitsabstand.“ Die erste Autokinowoche, in der ausschließlich deutsche Produktionen gezeigt werden, ist schon ausverkauft, kein Wunder, denn die Zuschauer kommen aus dem ganzen Ruhrgebiet. „Wir haben auch nochmal neue Sachen ins Netz gestellt, die gehen schon ganz gut weg“, freut sich der Filmforum-Chef.