Duisburg. Michael Beckmann hat die Geschäftsführung des Filmforums von Kai Gottlob übernommen. Der Duisburger kennt die „dunkle Seite der Macht“.
Bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer für das Filmforum hätte es wohl nicht reibungsloser laufen können. Michael Beckmann war der Wunschkandidat seines Vorgängers Kai Gottlob, und der Duisburger beendete gerade seine 20-jährige Tätigkeit für den von Disney geschluckten Filmgiganten 20th Century Fox Deutschland. „Ich habe am 30. Dezember dort den Rechner runtergefahren und hier am 2. Januar raufgefahren“, schilderte Beckmann am Donnerstag den nahtlosen Übergang als „glücklichen Zufall“.
„Es fühlt sich hier nicht fremd an“, sagt der im Dellviertel aufgewachsene 56-Jährige, der die katholische Grundschule Goldstraße besucht hat und seit Ende der 90er Jahre wieder am Dellplatz wohnt, gleich um die Ecke des Filmforums. Nach dem Abitur am Landfermann-Gymnasium hat Beckmann in Bonn Jura studiert, wo er ab 1989 verschiedene Traditionskinos leitete.
Bei der 20th Century Fox auch Filmkunst verliehen
Von 1993 bis 1998 hat er für die UFA-Theater AG gearbeitet, zunächst in Frankfurt, dann als Verwaltungsdirektor in Berlin und Düsseldorf. Schließlich wurde er 1999 Vertriebsleiter und Chef für die digitale Entwicklung bei der 20th Century Fox Deutschland. Das höre sich zwar nach Blockbustern („Star Wars“, „Titanic“, „Avatar“) und damit „der dunklen Seite der Macht“ an, doch er sei auch zuständig gewesen für Filmkunstverleiher und den Vertrieb von bis zu 40 Filmen pro Jahr in sechs Bundesländern, darunter NRW.
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„Ich habe immer schon Programmkinos beackert“, sagt Beckmann, unter anderem das Cinema und Atelier in Düsseldorf oder Astra und Lichtburg in Essen. Im Beirat des Filmforums ist er seit zwei Jahren stellvertretendes Mitglied für die Filmwirtschaft. „Ich bin in meinem Lieblings-Genre angekommen.“ Er möchte das „extrem gut beleumdete“ Filmforum, das „bei der Auslastung und als Marke“ auf dem Höhepunkt stehe, „möglichst bewahren“.
Auch historische Filme Kindern nahe bringen
Das bedeute, stets auch auf neue Entwicklungen zu reagieren, wie es im Filmforum schon immer geschehen sei. Eine Frage sei etwa, wie das Publikum auf das wachsende Streaming-Angebot reagiere. Eine Antwort laute: „Wir müssen noch genauer Angebote für kleine und kleinste Zielgruppen machen.“ Auch müsse das Kino Filme stärker „eventisieren“. Was beim Filmforum heißt, dass beispielsweise Filmschaffende ihre Arbeiten vorstellen. Im Schnitt werde jeden dritten Tag ein besonderer Gast am Dellplatz begrüßt. „Da werde mir meine Kontakte aus der Vergangenheit helfen“, sagt Beckmann.
Auch die filmhistorische Sammlung will Beckmann weiter pflegen. Neben einer erneuten Bestandsaufnahme und der Sicherung soll das Material auch verfügbar gemacht werden. Kai Gottlob werde seine Reihe „Duisburger Jahrzehnte“ fortsetzen. Darüber hinaus ist geplant, auch in diesem Bereich Kinder und Jugendliche anzusprechen. So sind Vorführungen für Dritt- und Viertklässler geplant, in denen sie – mit entsprechender Vor- und Nachbereitung – Kino wie vor 100 Jahren erleben: schwarz-weiß, stumm und mit eingesprochener Begleitung.
„Wir haben mit Michael Beckmann einen hochkompetenten Fachmann gefunden, der in Duisburg verwurzelt ist“, so Kulturdezernent Thomas Krützberg.