Eine gelungene deutsche Komödie mit Starbesetzung: In „Nightlife“ will sich Barkeeper Milo häuslich niederlassen – ein heikles Unterfangen.

Milo und sein bester Kumpel Renzo haben einen Traum: Sie wollen endlich seriös werden. Bisher spielte sich das Leben der beiden Barkeeper berufsbedingt in der Nacht ab – mit allen Vor- und Nachteilen eines tageslichtscheuen Daseins: in der Früh nicht aufstehen zu müssen, verkatert in fremden Betten das Bewusstsein wiederzuerlangen und auf Kopfebene erst mal den mentalen Kraftakt zu verüben, den Namen der jüngsten Gespielin zu rekonstruieren. Um fair zu sein: Auch den Frauen in Milos und Renzos Leben fällt das nicht immer leicht.

Wie eingangs erwähnt, sehnen sich die beiden Buddys aber nach etwas ganz anderem als der Oberflächlichkeit des Singledaseins. Die Leere seines Lotterlebens offenbart sich zuerst Milo (Elyas M’Barek, im Bild r.). Auf einem seiner morgendlichen Heimwege begegnet er ein paar Kindergartenkids. Ein besonders niedlicher Knirps weckt Vatergefühle in ihm und verschafft Milo eine Eingebung: Du musst dein Leben ändern und eine Existenz am Tag beginnen wie jeder normale Mensch – mit allem, was dazugehört: gesellige Spieleabende, eine gepflegte bürgerliche Erscheinung, feste Arbeit und natürlich eine eigenen Familie.

In „Nightlife“ ist der eigene Laden das Ziel

Doch als waschechtes Nachtgewächs lässt sich das Konzept des leicht gehobenen Mittelstand-Typen gar nicht so leicht verwirklichen, wie Milo merkt. Daher gibt es nur eine Lösung: Ein eigener Laden muss her. Gut, dass er just in der Entschlussfreude seine absolute Traumfrau Sunny (Palina Rojinski, l.) kennenlernt. Die als Talentscout bei einer Plattenfirma Angestellte ist zwar nur noch ein paar Tage in der Stadt, aber Milo will sie für sich gewinnen und mit ihr eine Familie gründen. Zukunftsplan, check!

Es gibt da nur ein Problem: sein Kumpel Renzo (Frederick Lau, M.). Sagen wir es so, Renzo hinkt bei den strategischen Überlegungen seines Freundes hinterher. Um Geld für einen gemeinsamen Laden aufzubringen, lässt er sich auf einen saudummen Deal mit ein paar finsteren Kiezgestalten aus seiner Vergangenheit ein. Natürlich geht dabei alles schief. Milo, Renzo und Sunny sitzen darauf in der Mafia-Patsche.

Ein deutsches Komödienwunder

Das Trio mit komödiantisch ausgeprägtem Talent hatte im Film „Willkommen bei den Hartmanns“ zuletzt einen großen gemeinsamen Auftritt. Wie im Kinohit aus dem Jahr 2016 führt Regisseur Simon Verhoeven auch in „Nightlife“ Regie.

Einmal mehr gelingt Verhoeven dabei ein kleines deutsches Komödienwunder, das vor allem auf der positiven Chemie zwischen seinen Hauptdarstellern beruht. Die wird allerdings überhaupt erst möglich, weil Verhoeven sich wie hierzulande nur wenige auf das Schreiben tatsächlich lustiger Drehbücher versteht.

Freisinnige Eskapaden

Den freisinnigen Eskapaden von Rojinski, M’Barek und Lau, die beim Verkörpern ihrer Figuren sichtbar Spaß hatten, folgt man als Zuschauer nur allzu gerne und sieht der „Nightlife“-Crew daher auch einige Klischees und ein etwas zu versöhnlich geratenes Ende der Partynacht nach.

D 2020, 115 Min., R: Simon Verhoeven, D: E. M’Barek, P. Rojinski
FSK 12, Wertung: 4 / 5 Punkten