Duisburg. Fans sorgen sich um in der Corona-Krise um das Duisburger „Djäzz“. Nun sammeln sie Spenden, damit das „Kleinod“ für Subkultur überlebt.

Das „Djäzz“ gehört zu den zarten (Sub-)Kulturpflänzchen, von denen es in der Duisburger Szene nicht viele gibt. Oder, um es mit den Worten des Pianisten Kai Schumacher zu sagen: „Der Jazzkeller ist seit mehr als 15 Jahren unser kleines subkulturelles Biotop im ansonsten trägen Duisburger Nachtleben.“ Damit dies auch nach der Corona-Krise weiter möglich sein wird, haben Musiker, Veranstalter, Freunde und „Kulturbürger“ wie Wolfgang Esch eine Solidaritätsaktion gestartet.

Überschuss wird dem Duisburger Frauenhaus gespendet

Auch interessant

Über die Plattform „Betterplace“ sammeln sie Spenden für Strom und Miete, die in den nächsten zwei Monaten fällig werden. Kommt mehr Geld zusammen, gehen die Überschüsse an „Frauen helfen Frauen e.V.“, den Trägerverein des autonomen Frauenhauses in Duisburg. Nach ein paar Stunden sind schon mehr als 3000 Euro zusammen gekommen. 5000 Euro sind als Ziel angegeben. „Man hat ja jetzt relativ viel Zeit, mit Leuten zu kommunizieren, die man sonst vielleicht nicht so oft anruft. So sind wir auf die Idee gekommen, etwas zu starten“, erklärt Kai Schumacher.

Er erinnert sich an besondere Momente wie 2009, als er seine Solo-Platte im Keller vorgestellt hat. Oder als er als Folkwang-Dozent mit seinen Studenten einen Flügel über die Straße schob, um im Djäzz ein Konzert zu geben. „Das Djäzz ist für viele von uns zum zweiten Wohnzimmer geworden, in dem wir feiern, diskutieren, Livemusik hören oder uns morgens früh um fünf auf der Tanzfläche betrunken in den Armen liegen konnten.“

So kann man spenden

„Still loving Djäzz“ heißt die Spendenaktion, die derzeit bei der Plattform „Betterplace.org“ läuft. Ab fünf Euro kann man dort online spenden – nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Einige haben ihre anonyme Hilfe mit Motivationssprüchen versehen: „Haltet bittebittebitte durch“, heißt es dort. Oder ein anderer schreibt geradezu poetisch: „Zeit für Solidarität - sonst ist niemand mehr da, wo man hingehen kann, wenn man wieder wo hingehen kann.“

Dahingehend ist Wolfgang Esch vielleicht unverdächtig. Er engagiert sich für die Kulturkirche Liebfrauen und findet es wichtig, dass das Angebot die Corona-Zeiten übersteht. „Ich kenne Özkan schon sehr lange. Wirte leben ja oft von der Hand in den Mund und mit den Auflagen der Stadt ist das ja auch keine leichte Ecke.“ Zur Erinnerung: In der Vergangenheit hatten sich immer wieder Nachbarn über die Lautstärke beschwert. So gab es strikte Auflagen, wie oft der Club für Partys und Konzerte öffnen durfte. Das Djäzz war aber auch immer wieder Treffpunkt für Podiumsdiskussionen und andere Veranstaltung. Esch verweist auf die Stadt Köln, die jüngst eine Förderung für ihre Clubs beschlossen hat, damit sie die Krise überstehen. Die Oberbürgermeisterin begründete die Entscheidung damit, dass viele Firmen, die sich in Köln ansiedelten, die lebendige Szene lebten und dadurch in der Lage seien, Mitarbeiter zu gewinnen. So etwas würde er sich auch in Duisburg wünschen.

Auch interessant

Für Sabine und Max Nuscheler, die Macher von „Onkel Stereo“ steht außer Frage, sich für die Location einzusetzen. „Das Djäzz ist für uns ein letzter subkultureller Raum in der Stadt, ein Kleinod für subkulturelle Strömungen und wichtig für die Vielfalt der Kulturlandschaft in Duisburg.“ Die Ladeninhaber versuchen, kreativ durch die Krise zu kommen: „Wir versuchen neue Produkte zu entwerfen und bearbeiten Kundenanfragen. Man kann bei uns nach wie vor Sachen bestellen. Wir versuchen einfach, irgendwie weiterzumachen und gucken, dass wir am Ball bleiben.“

Duisburger Clubbetreiber nutzt die Zeit zum Renovieren

Özkan Ulucan (re.), Christian von der Heide (li.) und Sascha Bertoncin hockten vor zwei Jahren an der Theke, als das Djäzz seinen 15. Geburtstag feierte.
Özkan Ulucan (re.), Christian von der Heide (li.) und Sascha Bertoncin hockten vor zwei Jahren an der Theke, als das Djäzz seinen 15. Geburtstag feierte. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Und was sagt der viel gelobte Club-Betreiber? Özkan Ulucan antwortet etwas verlegen: „Das ist natürlich nett. Aber am besten wäre natürlich, wenn wir öffnen dürften und wir die Aktion gar nicht brauchen würden.“ Er ist mit dem Djäzz schon durch manche Höhen und Tiefen gegangen. Der Betrieb finanziert sich über Eintrittsgelder und Getränke-Umsätze. Persönlich hat er nun einen Soforthilfe-Unterstützungsantrag beim Land NRW gestellt. „Bisher habe ich aber noch nichts gehört, nur, dass der eingegangen ist.“ Auch seine Frau hat in der Krise kurzfristig ihren Job verloren.

Die Zeit nutzt Ulucan nun übrigens, um das Djäzz zu renovieren. „Also wir streichen und machen sauber.“ Der Laden soll ja nach der Krise noch zu erkennen sein.