Duisburg. Wegen Corona sind im Bezirk Nordrhein rund 70 Prozent der Angestellten in Kurzarbeit. Praxis in Duisburg steht ohne Schutzkleidung da.
Duisburger Zahnärzte setzen in der Coronakrise alles daran, noch an Schutzmasken zu kommen. Der Gemeinschaftspraxis Zahnarztzentrum Hamborn sind sie inzwischen ausgegangen.
Sonst wird mit Vliesmundschutz gearbeitet, der mehr den Patienten als die Träger schützt, jetzt aber benötige man dringend FFP3-Masken, sagt Zahnarzt Rainer Holfeld. Die seien nirgends mehr zu bekommen. Sowohl im medizinischen Fachhandel als auch bei Ebay und Amazon: Fehlanzeige. Die letzten Masken, die eigentlich bei der Asbestsanierung eingesetzt werden, hat er im Bauhandel ergattert: "20 Masken für 428 Euro, wir mussten 60 Säcke für den Schutt mitkaufen."
Bei der Zahnärztekammer habe er 16 Masken bestellt, acht seien versprochen worden, "angekommen ist noch nichts". Dafür habe er ein Anschreiben erhalten, in dem die Kammer auf den Sicherstellungsauftrag der zahnmedizinischen Versorgung hingewiesen hat. Und auf Nachfrage hätten die Katastrophenschützer von I.S.A.R in Duisburg mitgeteilt, sie hätten alle Masken dem Behelfskrankenhaus in Beeckerwerth übergeben und selbst keine mehr.
Der Plexiglasschutz am Tresen kommt aus dem Baumarkt
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Ebenfalls nicht mehr zu bekommen seien die anderen Teile der persönlichen Schutzausrüstung wie Laborbrillen oder Plastikhauben, die aber wegen der hohen Infektionsgefahr, dem die Zahnärzte und ihre Mitarbeiterinnen im Spraynebel ausgesetzt sind, ebenso dringend gebraucht werden. Der Plexiglasschutz am Tresen stamme aus einem Baumarkt, ist gewellt und dient sonst etwa als Dach fürs Gartenhaus.
Dabei legt Holfeld sonst große Vorräte an, er hat noch 54.000 Latexhandschuhe und eine Palette Klopapier auf Lager. "Aber Atemschutzmasken? Habe ich doch nicht geahnt!" Holfeld behandelt nur noch Notfälle, sonst kommen täglich 70 bis 120 Patienten in die Praxis. "So kann man nicht arbeiten." Er könne nicht nachvollziehen, wie locker mit dem Schutz von Menschen umgegangen werde, die in Praxen und Krankenhäusern arbeiten.
Kurzarbeit in den Zahnarztpraxen der Region
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In der ganzen Region geht in den Zahnarztpraxen wegen des Coronavirus die Angst um: vor Infektionen, aber auch um den Job. Dr. Erling Burk, Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Nordrhein, sagt, dass inzwischen in den rund 6000 Praxen des Bezirks 70 Prozent der Angestellten in Kurzarbeit sind. Er sieht "ein großes Dilemma": Einerseits gelten die Zahnärzte als systemrelevante Berufsgruppe mit dem Auftrag, die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, zugleich werde wegen der Gefahren durch das Coronavirus davon abgeraten, zum Zahnarzt zu gehen. "Ich kann die Bude doch nicht zumachen", so Burk.
Er habe seinen Betrieb weitgehend runtergefahren, weil viele Patienten aus Angst absagen, Risikopatienten zur Zeit nicht behandelt und nicht dringende Behandlungen verschoben werden. Dabei werde die Hygiene in Zahnarztpraxen besonders groß geschrieben. "Wir sind extrem exponiert für Infektionen - ob Influenza, HIV oder Corona, wir sind dem täglich ausgeliefert."
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Deswegen seien die Hygieneketten darauf ausgerichtet, dass jeder Patient infektiös sein könnte. Handschuhe, Mundschutz, Schutzbrille würden immer getragen, der Behandlungsplatz nach jedem Patienten desinfiziert. "Die Behandlung ist aber nicht veränderbar", sagt Burk. Er erinnert daran, dass in der Gesundheitsbranche in Deutschland genauso viele Menschen arbeiten wie in der Automobilindustrie und warnt vor der "finanziellen Schieflage", in die die Praxen geraten.