Duisburg. Wein-Drive-In, Dildo-Taxi und Co: Duisburger Händler lassen sich viel einfallen, um die Krise zu überleben. So solidarisch sind die Kunden.

Wie kommen kleine Geschäfte und Unternehmer durch die Corona-Krise? Diese Frage stellen sich aktuell nicht nur die Geschäftsleute selbst, sondern auch viele Duisburger. Katharina C. Junk hat auf Facebook eine Liste mit Restaurants zusammengestellt, die ihr Essen nun ausliefern oder an der Tür verkaufen.

Engagierte Duisburgerin erstellt eine Liste mit Angeboten

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„Das war eine spontane Idee und nicht ganz uneigennützig“, gesteht die „Ur-Duissernerin“: „Das sind Läden und Cafés, die wir selbst gerne besuchen und von denen wir hoffen, dass sie diese Krise überstehen.“ Die Liste könne ständig fortgeschrieben und ausgedruckt werden, um sie zum Beispiel auch Älteren zugängig zu machen. Sie weiß: Viele wollen inhabergeführte Geschäfte unterstützen, trauen sich aber nicht mehr vor die Tür.

Die Bürgerstiftung Duisburg möchte ihre Funktion als Plattform nutzen und baut derzeit auf ihrer Internetseite eine Landkarte auf. Auf dieser können sich Händler, aber auch Vereine registrieren und hinterlegen, welchen Service sie anbieten. Die Kirchengemeinde Liebfrauen hat sich in Hochfeld mit Einkaufshilfen eingetragen. Das Restaurant „Sham“ mit seinem neuen Straßenverkauf.

„Das wollen wir kontinuierlich ausbauen, damit die Bürger eine Übersicht bekommen und Anbieter auf sich aufmerksam machen“, erklärt Jörg Löbe, Vorsitzender der Bürgerstiftung. Bei den Unternehmern ist die Unsicherheit groß, wie sich die Lage entwickelt. Gleichzeitig freuen sie sich über diese Art von Solidarität, die sich jetzt zeigt.

Weinvilla bietet einen Drive-In an

Dominik Schmidt arbeitet seit rund 25 Jahren in der Weinvilla. Nun macht er sich große Sorgen. Lieferungen an die Gastronomie fallen weg. Stattdessen standen jüngst zahlreiche Kunden bei ihm im Geschäft. „So konnte es nicht weitergehen“, entschied er nun. Zunächst bot Schmidt einen Lieferservice an. Nun soll es auch einen Drive-In geben. „Ihr kommt vorbei, sagt uns, was ihr braucht und wir holen den Wein.“ Von den meisten sei ihm viel Verständnis entgegen gebracht worden, und der eine oder andere ordere inzwischen ein Extra-Fläschchen.

Bei Buchhändlerin Petra Lorberg klingelt das Telefon fast ununterbrochen. Weil sie ihr Geschäft 1001 Buch nicht mehr öffnen darf, nimmt sie nun Bestellungen entgegen und gibt diese entweder an der Ladentür ab oder stellt sie den Kunden zu. „Stöbern ist nun leider nicht möglich, aber viele fragen am Telefon nach Empfehlungen“, erklärt sie. Das Angebot sei positiv aufgenommen worden. Und auch mit den Kolleginnen anderer Buchhandlungen tausche sie sich nun aus.

Kurios: Supermarkt im Kaufhof geöffnet

Das Kaufhaus ist geschlossen – deshalb laufen Kunden nun an abgehängten Regalen und Gängen entlang, um zum Supermarkt zu gelangen.
Das Kaufhaus ist geschlossen – deshalb laufen Kunden nun an abgehängten Regalen und Gängen entlang, um zum Supermarkt zu gelangen. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Lebensmittelhändler dürfen öffnen, Kaufhäuser nicht. So laufen Passanten durch lange Kaufhof-Gänge. Die Waren sind mit Folien abgehängt, ein Sicherheitsdienst achtet darauf, dass Kunden wirklich nur zum Supermarkt im Erdgeschoss gehen. Es wirkt gespenstisch. Immerhin: Rolltreppe und Aufzug funktionieren. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt ein älterer Herr. Doch Klopapier ist auch hier schon nicht mehr zu bekommen.

Coronavirus- Kunden sammeln Spenden für das Café EvergreenSeitdem die Stadt Duisburg die Allgemeinverfügung erlassen hat, dürfen Cafés nur noch bis 15 Uhr öffnen. Damit das kleine Café Evergreen an der Wallstraße die Corona-Krise überlebt, hat eine Stammkundin nun eine Spenden-Kampagne ins Leben gerufen.

Sebastian Heider betont, dass die Idee komplett von den Kunden kam. „Ich habe so tolle Leute, die zu mir kommen“, freut er sich. Aktuell darf er Cappuccino und Co. nur noch zum Mitnehmen verkaufen muss um 15 Uhr schließen. Die Stühle sind hochgestellt, an der Tür klebt ein Zettel: „To go geht, yo!“ Und so kommen immer mal wieder Büroarbeiter vorbei, um einen Pausenkaffee an der Tür zu ordern. „Andere geben mir Extra-Trinkgeld oder kaufen Fanshirts, obwohl die noch gar nicht gedruckt sind“, sagt Sebastian Heider dankbar. Es seien diese Kunden, die ihn momentan motivieren, überhaupt zu öffnen.