Duisburg. Die Verzicht auf Kohlenstoff bei der Stahlproduktion stellt Thyssenkrupp vor große technische und finanzielle Herausforderungen.
Im Oktober wird an einer Blasform am Hochofen 9 von Thyssenkrupp Steel (TKS) in Bruckhausen erstmals Wasserstoff statt Kohlenstaub als Reduktionsmittel eingeblasen. Es ist der Einstieg in die Entwicklung zur emissionsfreien Stahlproduktion, die sich der Konzern bis zum Jahr 2050 zum Ziel gesetzt hat.
Neue Anlagentechnik
Das stellt das Unternehmen vor erhebliche technische und finanzielle Herausforderungen. „Die Kosten für die technische Umrüstung werden sich allein auf rund 10 Milliarden Euro belaufen“, sagte Dr. Jens Reichel, Leiter der Entwicklung Anlagentechnik bei TKS, bei einem Besuch des Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium, Oliver Wittke, am Mittwoch in Bruckhausen.
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„Der Verzicht auf Kohlenstoff erfordert eine neue Anlagentechnik“, erklärte Reichel. Eine solche Direkt-Reduktionsanlage für den Testbetrieb mit Erdgas und Wasserstoff soll im Jahr 2024 im Norden des Betriebsgeländes entstehen.
Für die Umstellung auf regenerativ erzeugten Wasserstoff ist auch ein erheblicher Ausbau der Produktion und der Transportsysteme erforderlich. „Allein der Hochofen 9 würde pro Stunde 40.000 Kubikmeter benötigen“, rechnet Jens Reichel. Die Dekarbonisierung der deutschen Stahlindustrie werde bis zu 230 Terawattstunden Strom erfordern – etwa 50 Prozent der derzeit in Deutschland produzierten regenerativen Energie – rechnet der TKS-Fachmann. „Da brauchen wir die Hilfe der Politik.“
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Wittke: CO2-Vermeidungsstrategie zahlt sich aus
Forschung und Entwicklung werde vom Bund mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag gefördert, so Oliver Wittke. „Aber Klimaschutz gibt es auch für die Industrie nicht zum Nulltarif“, so der Staatssekretär. Durch steigende Preise bei den CO2-Zertifikaten werde sich aber eine Unternehmensstrategie für eine kohlendioxid-freie Produktion auszahlen und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten: „Es ist möglich, Klimaschutz und Industrie in Einklang zu bringen.“
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