Duisburg. Beim „Tag der Archive“ ging es am Samstag um das Thema „Kommunikation“. Die Duisburger Archive zeigten Historisches und Kurioses.

Der Bürgermeister empfiehlt den Duisburgern, sich besonders gründlich die Hände zu waschen, zu viele Erkrankungen habe es in letzter Zeit gegeben. Tatsächlich geht es in dieser Mitteilung aber nicht um das Coronavirus, und Verfasser dieser Nachricht ist auch nicht OB Sören Link, sondern einer seiner Vorgänger, Karl Jarres. Beim bundesweiten „Tag der Archive“ am Samstag lassen sich auch die Duisburger Geschichtspfleger nicht lumpen – und stellen im Stadtarchiv zum Beispiel besagte Mitteilung zu den Ruhrerkrankungen Anfang des 20. Jahrhunderts aus. Unter dem Motto „Kommunikation – Von der Depeche bis zum Tweet“ zeigen fast alle Duisburger Archive, was sie haben, etwa Relikte der Frauenrechtsbewegung, mittelalterliche Urkunden – und eine Erklärung zum Bierausschank in einer Zinkhütte

Duisburger Archive setzten auf originale Dokumente

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„Das Grundthema ‘Kommunikation’ haben wir sehr weit gefasst“, erklärt Stadtarchiv-Leiter Dr. Andreas Pilger im großen Saal, in dem in jeder Ecke interessante Exponate warten. „Wir zeigen hier alte, historische Kommunikation, aber auch Exponate aus der Neuzeit“, erklärt der Fachmann, wobei ein Commodore-Computer von 1979 mit sagenhaften acht Kilobyte Speicherplatz nur mit viel Wohlwollen in die technische Neuzeit fällt.

Im Vergleich zum ältesten Ausstellungsstück allerdings ist der Commodore geradezu futuristisch. Eine Urkunde aus dem Jahr 1261 regelt finanzielle Angelegenheiten zwischen einem Stiftskantor und dem Marienstift in Aachen. Das Besondere ist aber die Art und Weise, wie das Schriftstück beglaubigt wurde. Neben den üblichen Siegeln am Pergament wurden die zwei Seiten an ihren Schnittstellen mit einem Schriftzug versehen – nur wenn die beiden Seiten gemeinsam ein festgelegtes Wort bilden, sind sie echt.

Transparente aus dem Arbeitskampf und von der Frauenbewegung

Damals wie heute ein Thema: Demo-Westen der Frauenbewegung im Duisburger Stadtarchiv zum Tag der Archive. Diese Weste stammt aus dem Archiv für alternatives Schrifttum in Duisburg.
Damals wie heute ein Thema: Demo-Westen der Frauenbewegung im Duisburger Stadtarchiv zum Tag der Archive. Diese Weste stammt aus dem Archiv für alternatives Schrifttum in Duisburg. © Funke Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Das „Archiv für alternatives Schrifttum“, in das die Besucher am Samstag auch bei einer Führung einen Blick werfen können, hat im Stadtarchiv vor allem Zeitdokumente des Arbeiterkampfs, der Frauenbewegung und der Friedensbewegung aufgestellt. Spruchbänder, Westen, Transparente, allesamt Demo-erprobt aus dem vergangenen Jahrhundert. „Frauen sind die halbe Welt und wollen Frieden für die ganze Welt“, heißt es auf einem Plakat, daneben steht ein Pappschild, auf dem sich der Verfasser gegen Ronald Reagan stark macht – und gegen dessen, wieder brandaktuellen Slogan: „Ich will Amerika wieder groß machen“.

Die Besucher des Stadtarchivs können aber noch so viel mehr sehen, etwa alte Wochenschau-Ausschnitte über das Thyssen-Werk in Hamborn und seinen Wiederaufbau nach dem Krieg. Daneben liegen Dokumente aus dem Kampf der Duisburger Studenten gegen die neue Prüfungsordnung zum Ender der 1990er Jahre oder eine Hetzschrift von Duisburgern, die nach dem Krieg „Volksverräter“ an den Pranger stellten, die mit ihren Firmen das Thyssenwerk für die Reparationszahlungen an die Alliierten demontierten.

Ein Bier am Morgen hilft bei der harten Arbeit

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Etwas harmloser ist da schon eine Bekanntmachung der Zinkhütte Hamborn, ausgegeben im Jahr 1924. Hier wird erklärt, wie ab sofort der Bierausschank im Werk geregelt wird, schon ab 8 Uhr morgens können sich die Arbeiter mit einem Bierchen stärken. Aber keine Sorge: „Ausgabe für Genuss außerhalb des Werks“ verbietet das Flugblatt, das im Stadtarchiv zum „Tag der Archive“ ausgestellt ist, explizit – das wäre ja schließlich unverantwortlich.

Duisburger Stadtgeschichte in bewegten Bildern

Im Obergeschoss des Stadtarchivs konnten Besucher die Duisburger Stadtgeschichte auch in bewegten Bildern erleben: Halbstündig wurden dort Filme aus verschiedenen Archiven gezeigt.

Zu sehen gab es zum Beispiel einen Lehrfilm der Polizei von 1965, in dem den Beamten erklärt wurde, wie sie Bürger ansprechen sollen. Wer des Türkischen mächtig ist, konnte sich die „Tips für den Alltag“ von 1967 ansehen, einen Infofilm für Arbeitsmigranten.

Drei Führungen ermöglichten den Gästen außerdem Einblicke hinter die Kulissen des Stadtarchivs, des Archivs für alternatives Schrifttum und des NRW-Landesarchivs.