Duisburg. Fast zehn Jahre nach dem Ende des Schlachtbetriebs steht das „Fleischzentrum Duisburg“ wegen Leerstands vor dem Aus. Gewerbegebiet soll kommen.

Der ehemalige Schlachthof an der Gelderblomstraße in Meiderich soll einem neuen Gewerbegebiet weichen. Die Mietverträge im „Fleischzentrum Duisburg“ sollen zum Ende dieses Jahres gekündigt werden, den dort ansässigen Betrieben Alternativstandorte angeboten werden. Dann soll Duisburg Kontor als Eigner des Areals mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung ein neues Konzept für den Standort vorbereiten. Diesen Vorschlag der Verwaltung beschloss der Rat. So geht es nun weiter.

Duisburg: „Struktureller Leerstand“ auf fast 40 Prozent der Flächen

Der Grund für die Überplanung ist die Entwicklung des Geländes seit der Einstellung der Schlachtung im November 2011. Ein wesentlicher Teil der Fleischverarbeitung sei damit zum Erliegen gekommen, erläutert die Stadtverwaltung: „Große Teile der an den Betriebsablauf angepassten Gebäude verloren eine ihrer Kernnutzungen.“ In der Folge konnten zwar einige Bereiche neu vermietet werden, von den fast 14.000 Quadratmetern Gesamtfläche blieb aber mit 5300 Quadratmeternmehr als ein Drittel ungenutzt. Angesichts alter Gebäude, spezifischer Haustechnik und verschärfter Brandschutzanforderungen bestehe keine Hoffnung, diesen „strukturellen Leerstand“ zu beseitigen.

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Investitionen von mindestens fünf Millionen Euro erforderlich

Eine Kuh aus Kunststoff steht noch auf einem der Dächer. Der Schlachtbetrieb in Meiderich wurde aber schon 2011 eingestellt.
Eine Kuh aus Kunststoff steht noch auf einem der Dächer. Der Schlachtbetrieb in Meiderich wurde aber schon 2011 eingestellt. © FUNKE Foto Services | Foto: Christoph Wojtyczka

Nachdem eine Begehung mit Bauordnung und Feuerwehr im vergangenen Jahr einen Investitionsbedarf von rund fünf Millionen Euro in die Modernisierung der Gebäude erbrachte, hatte Duisburg Kontor die Berliner Belius GmbH mit einer Beurteilung der Gesamtsituation des Fleischzentrums und einer Marktumfeld-Analyse beauftragt.

Das Ergebnis der Gutachter: Die Kosten für eine Modernisierung der Spezialimmobilie seien „kaum beherrschbar“, weil wohl eine Anpassung der Gebäude mit neuen, kleineren Brandabschnitten erforderlich sei. Eine Umlage der Kosten auf die Nutzer wäre „nicht darstellbar“. Da auch die ansässigen Mieter kein Interesse zeigten, sich langfristig an den Standort zu binden, sei „eine wirtschaftlich nachhaltige Stabilität nicht gegeben“. Auch der Wert der Sachanlage, derzeit noch mit einem Restbuchwert von drei Millionen Euro veranschlagt, müsse „aufgrund der aktuellen Situation in Frage gestellt werden“, so die Gutachter.

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Gutachter: Eigentumsverhältnisse neu ordnen

Im Zuge einer Neuplanung müsse auch die Eigentümerschaft neu geordnet werden, regen sie an. Derzeit gehören Grundstück und Bauten zu 80 Prozent dem städtischen Immobilienmanagement (IMD) und zu 32 Duisburg Kontor (ehemals: Schlachthof und Märkte).

Nun sollen mit Feuerwehr und Bauordnung die Brandschutzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs bis Jahresende abgestimmt werden. Beim angestrebten Umbau sollen Interessenten aus der Lebensmittel-Branche im Fokus stehen, deutet Duisburg Kontor an: „Die anhaltenden Markttrends in der Ernährungswirtschaft sind erste Hinweise auf eine der Nutzungsperspektiven für den Standort.“

Nachfrage nach modernen Gewerbeflächen

Wegen der hohen Nachfrage nach Gewerbeflächen beurteilen die von Duisburg Kontor beauftragten Gutachter die Perspektive für eine Neuausrichtung des Schlachthof-Areals positiv. Der Standort biete die Möglichkeit, „moderne Arbeitsplätze und Steueraufkommen für die Stadt entstehen zu lassen“. Aufgrund der Größe des Areals könnten „positive Impulse auf das Umfeld entstehen“.

Durch eine Nutzungsvertrag aus dem Jahr 1955 ist Duisburg Kontor für den Erhalt und gegebenenfalls auch die Erweiterung einer Brücke der Deutschen Bahn am Schlachthof-Gelände verantwortlich. Eine Neuordnung der Zuständigkeit und eine abschließende Klärung dieses Problems halten die Gutachter im Zuge der Neuausrichtung für „zwingend notwendig“.