Duisburg. Etwa 700 Schüler der Marxloher Grillo-Gesamtschule demonstrierten in der City. Sie kamen auch mit Passanten und Dezernent Krützberg ins Gespräch.

„Weil wir wichtig sind! Weil wir wichtig sind“, ertönte es am Dienstagmorgen ab 10 Uhr immer wieder auf der Königstraße aus einem Megafon und vielen Kehlen. Rund 700 Schüler und ihre Lehrer der Marxloher Herbert-Grillo-Gesamtschule hatten sich zur Demonstration in der Innenstadt versammelt. Im Rahmen des landesweiten Bündnisses Schule3, dem 20 Schulen in prekären Lagen angehören – auch Globus-Gesamtschule (Dellviertel) und Sekundarschule Rheinhausen –, bildeten die Schüler mit ihren Lehrern eine Menschenkette in der Fußgängerzone. So wollten sie ihren Forderungen nach besserer Lehr- und Lernbedingungen Nachdruck verleihen. Motto: „Ungleiches ungleich behandeln“.

Viele der Schüler beschweren sich über verschmutze Toiletten ohne Seife an den Waschbecken und über die zu Klassenräumen umfunktionierten Container. Außerdem mangelt es an Personal an der Marxloher Gesamtschule: „Es gibt zu wenig Vertrauenslehrer, an die wir uns wenden können, wenn wir Probleme haben“, erzählt Lea Heidig (13).

„Jeder Mann und jede Frau – gemeinsam gegen Bildungsklau“

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Sätze wie „Bei der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix“ und „Jeder Mann und jede Frau – gemeinsam gegen Bildungsklau“ zieren die selbst gebastelten Plakate der Demonstrierenden. Mit Warnwesten und Trommeln machen Jugendliche und auch ihre Lehrer auf sich und ihre Ziele aufmerksam. Schüler der Garten AG verteilen Blumenzwiebeln in mit Schullogo verzierten Plastiktöpfen und abgeschnittene Osterglocken. Passanten kommen so ins Gespräch mit den Beteiligten und loben die Aktion. Wer will, kann eine Unterschriftenliste unterschreiben und die Forderungen nach besserer Ausstattung – auch personeller – unterstützen.

„Gute Bildung, gutes Leben sollte es für alle geben!“ 700 Schüler demonstrierten in der Duisburger Innenstadt für eine Verbesserung der Lernsituation in Marxloh.
„Gute Bildung, gutes Leben sollte es für alle geben!“ 700 Schüler demonstrierten in der Duisburger Innenstadt für eine Verbesserung der Lernsituation in Marxloh. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Straßensperrung durch die Polizei funktioniert, der Pulk läuft gegen 11.30 Uhr in Richtung Rathaus. Dort angekommen, unterhalten sich einige Schüler auf dem Rathausplatz mit Bildungsdezernent Thomas Krützberg. Sie überreichen Fotos der Zustände in der Schule und die Unterschriftenliste, stellen Fragen. Ihre Hoffnung auf Veränderung ist groß. „Wenn die Forderungen umgesetzt werden, würden wir uns sehr freuen“, sagt die 12-jährige Sarah Wennrich.

Schulleiter Thomas Zander macht Gespräch mit Bildungsdezernent Krützberg Hoffnung

Der Schulleiter der Herbert-Grillo-Gesamtschule, Thomas Zander, hat nach einem Gespräch mit Krützberg Hoffnung. „Sowohl Land als auch Stadt haben den Norden jetzt mehr im Blick“, sagt Zander. Die Stadt helfe bereits mit Dolmetschern, interkulturellen Beratern und dem Jugendamt. „Dennoch sind wir natürlich ungeduldig, wir müssen seit Jahren warten. Außerdem sind wir nicht die einzige Schule, die es betrifft.“

Jeden Monat ist fortan eine Aktion an den teilnehmenden Schulen des Bündnisses Schule3 geplant, um auf die Verbesserung der Verhältnisse vor Ort hinzuwirken, um den Druck auf NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) zu erhöhen.

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Zufriedene Schüler aus der „Let’s-Go-Area“ Marxloh

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Nach anfänglicher Sorge darüber, wie die jungen Demonstranten aus Marxloh in der Innenstadt ankommen, ziehen alle Beteiligten am Ende der Demonstration eine positive Bilanz. „Ich glaube, wir haben einen guten Eindruck hinterlassen“, stellt Thomas Zander fest. „Wir kommen zwar aus der sogenannten No-Go-Area, aber wir sind eigentlich eine Let’s-Go-Area.“

Gegen 12.30 Uhr geht es dann für Schüler und Lehrer zurück nach Hause. Der Landtagsabgeordneten Frank Börner (SPD) bescheinigt den Demonstranten und Schulen final ein „gelungenes Beispiel von Demokratiebildung“.

>> ZUSÄTZE STELLEN FÜR FÜNF DUISBURGER TALENTSCHULEN

Ab dem Schuljahr 2020 dürfen sich die Herbert-Grillo-Gesamtschule, die Globus-Gesamtschule, das Sophie-Scholl-Berufskolleg Talentschulen nennen. Als solche starteten das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium und das Mercator-Gymnasium bereits im Sommer.

Damit werden künftig drei Marxloher Schulen und zwei weitere aus dem Stadtbezirk Mitte zusätzliche Stellen ausschreiben für den auf sechs Jahre angelegten Schulversuch. Diesen hatte NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) 2018 für landesweit 60 Schulen ausgerufen.