Duisburg. Diskussion an der Duisburger Globus-Gesamtschule: Ein Experte beobachtet zunehmend Antisemitismus bei Youtubern und auch bei Rappern.
„Globus spricht“ 75 Jahre nach der Befreiung vom Vernichtungslager Auschwitz über Antisemitismus in Deutschland – mit Burak Yilmaz, Projekt-Initiator von „Junge Muslime in Auschwitz“ und Alexander Smolianitski, Mitorganisator der jüdischen Kulturtage in Düsseldorf. Die Podiumsdiskussion verfolgen rund 150 Zehnt- und Elftklässler, die bei der anschließenden Fragerunde einige Anmerkungen zum Israel-Palästina-Konflikt haben.
Das Format „Globus spricht“ gibt’s seit mittlerweile vier Jahren an der Gesamtschule am Dellplatz: „Jedes Jahr sprechen wir über Themen, die Menschenrechte betreffen“, erklärt Ingo Grau. Er koordiniert die Klassen 8 bis 10 an der Schule. Die Diskussion ist Teil einer Projektwoche, die sich aktuell mit der deutschen Nachkriegszeit befasst. Neben einem Besuch im Bonner Haus der Geschichte, gab es ebenfalls Besuch von Zweitzeugen (Multiplikatoren, die Zeitzeugen begegnet sind).
Diskussion in Duisburg: „Ich beobachte Antisemitismus bei Youtubern und immer mehr bei Rappern“
Donnerstag moderieren drei Schüler die Diskussion und fragen die Experten zu ihren Meinungen. Eine Moderatorin ist Joanna Gawor. Die junge Frau besucht die Oberstufe, fuhr vor drei Jahren bei einer Kursfahrt nach Auschwitz und beteiligte sich im Januar diesen Jahres an einer Stolperstein-Patenschaft der Gesamtschule in der Grünstraße – in Gedenken an den Duisburger Alex Meyer, der in Auschwitz ermordet wurde. An ihn und weitere Duisburger erinnern die Moderatoren zu Beginn des Gespräches. Dann folgt die Frage-Antwort-Runde, die Yilmaz und Smolianitski gelassen bestreiten. Besonders Burak Yilmaz versteht es, den Jugendlichen kurz, prägnant und altersgerecht zu antworten.
Auch interessant
„Ich beobachte Antisemitismus bei Youtubern und immer mehr bei Rappern – dabei bin ich Hip-Hop-Fan und wünsche mir, dass so etwas menschenfeindliches nicht vorkommt“, sagt der Duisburger Sozialarbeiter Yilmaz. Er lobt, dass sich die Gesamtschüler dem Thema widmen und findet, „dass man sich mit dem Holocaust historisch auseinandersetzen sollte und gleichzeitig schaut, wie es heute aussieht.“ Alexander Smolianitski pflichtet ihm bei: „Letztendlich geht es um Menschenfeindlichkeit. Jeder Mensch kann diskriminiert werden – wir müssen die Ausgrenzung bekämpfen.“
Fragen zum Israel-Palästina-Konflikt
Nachdem die geladenen Gäste die Fragen der Moderatoren beantwortet haben, folgen an- und abschließend anonym gestellte Fragen und Anmerkungen der Schüler. Mehrmals kamen folgende Fragen vor: Warum denn so viel über den Holocaust gesprochen wird, aber so wenig über die unterdrückten Muslime in China und warum es in Ordnung sei, dass Juden Palästinenser ermorden.
Yilmaz stellt klar, dass es nicht „die“ Juden sind, die Krieg führen. „Nicht alle Israelis sind Juden und viele sind mit der Siedlungspolitik ebenfalls unzufrieden und kritisieren die Politik dafür. Auf der anderen Seite verübt die Terrororganisation Hamas grausame Attentate“, fasst Yilmaz zusammen und plädiert dafür, nicht zu pauschalisieren und alles in Schwarz-Weiß zu unterteilen. „Gut und Böse ist das einfachste Weltbild, es wird Menschen aber nie gerecht.“ Zu den Uiguren, den in China unterdrückten Muslimen, appellieren die beiden Experten an die Schüler: „Seid aktiv, macht es zu eurem Thema, bringt es ins Gespräch und wartet nicht darauf.“ Und bei all den Geschehnissen sei es immens wichtig, so Burak Yilmaz, Themen nicht gegeneinander auszuspielen oder aufzuwiegen.