Duisburg. Uber will den Taximarkt im Ruhrgebiet aufrollen. So groß ist der Ärger darüber bei den Duisburger Taxifahrern. Was sie befürchten.
Der Taxikonkurrent Uber will den Markt im Ruhrgebiet erobern. Der Startschuss für die Fahrdienst-Vermittlung ist an diesem Mittwoch auch in Duisburg gefallen, die App verfügbar. Der umstrittene US-Anbieter verfolgt mit Uber X einerseits seine Ursprungsidee des Taxi-Schrecks, Autos kleiner, lokaler Mietwagen-Unternehmen zu vermitteln – in der Regel zu deutlich günstigeren Konditionen. Andererseits vermittelt der Milliardenkonzern über den Dienst Uber Taxi Fahrten an lokale Unternehmen zu deren regulären Konditionen, sucht hier also die Zusammenarbeit. Wir haben mit Taxifahrern über beide Varianten und die Uber-Offensive in Duisburg gesprochen. Der Ärger ist groß – allerdings nicht bei jedem.
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Fuat Cetin ist im Vorstand der Taxi-Funktaxi-Zentrale mit Sitz in Wanheimerort, einer Genossenschaft. „Wir haben 200 Taxen und vermitteln Fahrten an 115 Unternehmer“, sagt Cetin. Zu Uber hat er eine klare Meinung: „Das ist schlecht für uns. Uber wird uns Fahrten wegnehmen. Ich rechne mit Einbußen von 10 bis 15 Prozent nach einem Jahr. Einige Taxiunternehmen werden das nicht überleben.“
Erhöhung des Kilometerpreises um 10 Cent in Duisburg in der Diskussion
Uber könne Dumpingpreise anbieten – im Gegensatz zu den gelben Taxen, die in Deutschland zum öffentlichen Personennahverkehr gehören und einer Gebührenordnung unterstehen. In Duisburg sind das 5,50 Euro Grundgebühr inklusive anderthalb Kilometer, für jeden weiteren Kilometer kommen zwei Euro (nachts 2,10) und für jede Minute 32 Cent hinzu. Wenn sich daran etwas ändern soll, muss dies der Stadtrat entscheiden.
Aktuell ist laut Cetin aber nicht daran gedacht, den Preiskampf mitzumachen. Vielmehr sei eine Erhöhung des Kilometerpreises von 10 Cent in der Diskussion. „Wir haben eben ganz andere Kosten“, so Cetin. „In unserer Taxizentrale sitzen zum Beispiel Telefonisten, die Anrufe von Kunden entgegen nehmen und Fahrten vermitteln. Bei Uber läuft alles über eine App.“
Duisburger Taxiunternehmer: „Uber müsste verboten werden“
Er selbst sei gefragt worden, ob er mit dem US-Anbieter zusammenarbeiten wolle, ob er also Fahrten über Uber vermittelt bekommen möchte. „Ich befürchte zwar, dass einige meiner Kollegen mitmachen werden, ich habe aber abgelehnt“, so Cetin. „Ich möchte die Konkurrenz nicht auch noch stärken.“
So sieht das auch Rolf Gerritzen. Der Geschäftsführer der Taxi West GmbH („Alles eigene Konzessionen, 100 Fahrer.“) mit Schwerpunkt in Rheinhausen und Umgebung hat Uber eine klare Absage erteilt. „Das müsste verboten werden“, so der 70-Jährige. „Da geht ganz viel am Staat vorbei, weil die Fahrer nicht versicherungspflichtig beschäftigt sind und auch noch schlecht bezahlt werden.“ Seine Frau sei Russin und der Sohn sei in Russland für Uber gefahren. Er wisse deshalb, wovon er rede.
Uber wehrt sich gegen Vorwürfe
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Der US-Anbieter wehrt sich gegen solche Vorwürfe. „Bei den Services Uber X und Uber Green arbeitet Uber in Deutschland ausschließlich mit lizenzierten und IHK-geprüften Mietwagen-Partnern zusammen“, heißt es in einer Stellungnahme. „Deren Fahrer sind sozialversicherungspflichtig angestellt und verdienen in der Regel deutlich über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn.“
So oder so: Gerritzen will den verstärkten Konkurrenzkampf selbstbewusst annehmen. „Uns kennen die Leute seit Jahren. Da weiß man, wer kommt. Uber wird sich hier nicht durchsetzen.“
Duisburger Taxifahrer: „Der Gesetzgeber lässt uns im Stich“
Dieser Optimismus wird nicht von vielen geteilt. Am Hauptbahnhof ist die Uber-Offensive auch Gesprächsthema unter den Taxifahrern. Für einen langjährigen Fahrer, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte, steht fest: „Uber wird sich nicht aufhalten lassen. Das müsste schon der Gesetzgeber tun. Aber der lässt uns im Stich.“ Den Kunden sei nichts vorzuwerfen. Wer über die Mietwagen-App nur die Hälfte zahlen kann, mache das eben.
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Klar ist: Er werde nicht mit Uber zusammenarbeiten, habe sich aber mal über den von Daimler und BMW betriebenen, vergleichbaren Dienst Free Now Fahrten vermitteln lassen. „Das mache ich nicht mehr, weil ich glaube, dass wir uns am Ende selbst aus dem Markt verdrängen, wenn wir das unterstützen.“
Duisburger Taxifahrer versucht, mit mehr Service zu punkten
Sein Kollege Ralph Franzolet (57) teilt diese Befürchtung. Er ist seit über 30 Jahren Taxifahrer in Duisburg. „Ich stelle mich vom Service her schon breiter auf, biete Einkaufsfahrten an oder begleite Kunden zum Arzt.“ Aber irgendwann sei auch da das Ende der Fahnenstange erreicht.
Auch er befürchtet deutliche Einnahmenverluste. Für ihn ist es aber wichtig, Uber die Stirn zu bieten. „Wer mit denen jetzt zusammenarbeitet, hat vielleicht für den Moment mehr Fahrten. Er sägt aber auf dem Ast, auf dem wir alle sitzen“, sagt Franzolet. „Wenn sich Uber einmal am Markt in Duisburg etabliert hat, wird es sich wieder ausschließlich auf das Mietwagen-Modell konzentrieren. Und dann werden wir alle noch viel weniger Fahrten bekommen als jetzt schon. Dann geht der Verdrängungsprozess gerade für kleine Unternehmen so richtig los.“
Ein Taxifahrer erzählt von Zusammenarbeit mit Uber
Sein Kollege Gürsu Özfidan sieht diese Gefahr nicht. Er lasse sich bereits seit einem Jahr Fahrten nicht nur über die Taxifunkzentrale, sondern auch über Free Now vermitteln – und über Über, seit diesem Mittwoch direkt in Duisburg. „Uber sucht ja gerade deshalb die Zusammenarbeit mit uns, weil sie mit dem Mietwagen-Modell nicht so erfolgreich waren wie erhofft“, so der 33-Jährige. „Warum sollte sich das ändern?“
Uber oder Free Now werden sich seiner Meinung zwangsläufig durchsetzen. „Fast alle jungen Leute haben ein Handy und werden immer häufiger über eine App ein Taxi bestellen“, sagt Özfidan. „Ich sehe darin keinen Nachteil, sondern nur eine Verlagerung des Geschäfts.“
Stadtdirektor begrüßt Uber in Duisburg
Stadtdirektor Martin Murrack (SPD) begrüßt Uber in Duisburg. „Damit sind wir neben Berlin, München, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und dem Großraum Stuttgart die achte Region in Deutschland, in dem Uber seinen Service anbietet. Genau in diese Gruppe von Städten gehören wir auch!“, schreibt er auf seiner Facebookseite.
Auch die FDP hebt den Daumen. Uber belebe nicht nur den Wettbewerb, sondern erweitere auch das Mobilitätsangebot für alle Bürger. „Mehr digitale Angebote, mehr Möglichkeiten, so stellen wir uns ein modernes Mobilitätskonzept für Duisburg vor“, sagt der Fraktionsvorsitzender Wilhelm Bies.