Mülheim. Uber ist am Mittwoch in Mülheim, Duisburg und Oberhausen gestartet. Ein Mülheimer Taxiunternehmer warnt vor Gefahren des Fahrdienst-Vermittlers.

Wer am Mittwoch in Mülheim die App Uber auf seinem Smartphone öffnet, bekommt erstmals nicht mehr die Meldung „Uber ist momentan in deinem Gebiet leider nicht verfügbar“. Fünf Fahrzeuge bewegen sich auf der Karte: Der Fahrdienst-Vermittler ist nun auch in Mülheim aktiv. Randolf Stephany, alteingesessener Taxiunternehmer und Mülheimer Delegierter vom Taxiverband, warnt vor den Gefahren des amerikanischen Großkonzerns.

Für den Nutzer scheint es verlockend: Eine Fahrt vom Mülheimer zum Essener Hauptbahnhof, die mit dem regulären Taxi über 30 Euro kostet, bietet die Uber-App für knapp 18 Euro an. „Aber man muss in die Zukunft blicken: Was setze ich aufs Spiel für ein bisschen weniger Bezahlung?“, sagt Stephany. Seiner Meinung nach ist das große Ganze in Gefahr: die Grundversorgung mit Taxen und öffentlichem Nahverkehr.

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Uber hat in den USA andere Taxiunternehmen verdrängt

Denn in amerikanischen Metropolen, in denen Uber schon lange zum Stadtbild gehören, hat das Unternehmen ansässige Taxifirmen fast vollständig verdrängt. „Die Taxis sind weg, der ÖPNV leer, die Straßen überfüllt“, fasst es Stephany zusammen.

Taxis gehören in Deutschland zum öffentlichen Nahverkehr, sie haben eine Beförderungspflicht, müssen ihre Fahrer nach Mindestlohn bezahlen, rechnen nach festgeschriebenen Gebühren ab. „Gegen Konkurrenz ist nichts einzuwenden, aber Uber meint, sich nicht an Regeln halten zu müssen.“ Dem widerspricht Uber-Sprecher Tobias Fröhlich: „Uns ist es extrem wichtig, uns an die Regeln zu halten und wir verpflichten auch unsere Partner dazu.“ Oft verdienten die sogar mehr als den Mindestlohn.

Uber betreibt keine eigenen Fahrzeuge, sondern vermittelt Fahrten von Mietwagen-Unternehmen. Mietwagen müssen nach einer Fahrt wieder zurück zu ihrem Betriebssitz – gegen diese Rückkehrpflicht hat Uber in der Vergangenheit regelmäßig verstoßen. Zuletzt hat das Landgericht Frankfurt im Dezember dem US-Unternehmen untersagt, seine Fahrdienste zu vermitteln. Uber hat daraufhin sein Modell umgestellt, nutzt nun zum Beispiel eine Software als Kontrollmechanismus, um die Rückkehrpflicht einzuhalten.

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Mülheimer Ordnungsamt wird Aktivität von Uber prüfen

„Wir werden jeden Regelverstoß beim Ordnungsamt melden“, sagt Stephany. Das können zum Beispiel wartende Uber-Fahrzeuge sein oder solche mit Kennzeichen aus anderen Städten, die eigentlich gar nicht in Mülheim stehen dürften.

Das Mülheimer Ordnungsamt hat selbst erst aus dieser Zeitung erfahren, dass Uber nun auch im Ruhrgebiet an den Start geht. „Wir prüfen das nun und sprechen auch mit der Bezirksregierung und den umliegenden Städten“, sagt Christa Bargatzky, Abteilungsleiterin für Gewerbeangelegenheiten. Die Vermittlung von Fahrten sei keine Personenbeförderung und bedürfe keiner entsprechenden Genehmigung.

Warnung vor Uber: „Mit billigem Fahrpreis kaufe ich ein Stück Risiko“

Besondere Kontrollen abgesehen vom Regelbetrieb habe das Ordnungsamt bislang nicht geplant. Wenn aber eines der für Uber fahrenden Unternehmen bei einem Regelverstoß erwischt wird, trifft es letztlich nicht den US-Konzern, sondern die Mietwagen-Firma. „Wahrscheinlich können wir gegen Uber selbst nichts machen“, sagt Bargatzky, die vermutet, dass sich auch manch kleineres Taxiunternehmen dem Dienst anschließen wird.

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Randolph Stephany, der selbst elf Taxis und fünf Mietwagen betreibt, rechnet indes nicht damit, dass sich Uber in Mülheim etabliert. „Die werden schnell merken, dass hier so viel nicht abzugreifen ist. Das kann nicht rentabel sein.“ Und er warnt Nutzer vor dem Fahrdienst, denn die Fahrer haben keinen Taxischein, sprechen oft kaum deutsch. „Mit dem billigen Fahrpreis kaufe ich mir auch ein Stück Risiko.“ Einen Personenbeförderungsschein hätten, so Sprecher Fröhlich, aber alle Fahrer: „Eine Fahrt mit uns ist genauso sicher wie mit dem Taxi, wenn nicht sogar noch sicherer, weil alles digital getrackt wird.“