Duisburg. Christina Geukes ist Gruppenführerin in der Duisburger Hundertschaft. So behauptet sie sich gegenüber Fußballfans, im Clanmilieu oder bei Demos.
Mehr Frauen sollen nach dem Willen der Polizeipräsidentin Elke Bartels Führungsfunktionen bei der Polizei in Duisburg übernehmen. So wie Christina Geukes. Die 32-Jährige ist eine von insgesamt zwei Gruppenführerinnen in der Einsatzhundertschaft. In dieser immer noch männerdominierten Welt trägt sie seit über zwei Jahren Verantwortung für elf Beamte, bei Fußballspielen, Razzien gegen Clankriminalität oder Demos und steht dabei schon mal Auge in Auge mit Hooligans, Rechts- oder Linksextremen.
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Dabei wollte Christina Geukes, die aus dem Kreis Borken stammt, nach dem Abitur 2006 eigentlich Gerichtsmedizin studieren. Dafür reichten die Noten allerdings nicht. Ihre Mutter hörte im Radio eine Polizeiwerbung und wenig später begann die junge Frau mit der Ausbildung in Münster.
Der Wechsel zur Duisburger Einsatzhundertschaft war anfangs nicht ganz freiwillig
Danach kam Christina Geukes 2010 unverhofft nach Duisburg, arbeitete im Streifendienst in Hamborn. Nicht ganz freiwillig wechselte sie nur zwölf Monate später als Gruppenbeamtin zur Einsatzhundertschaft. „Mir hatte es in Hamborn so gut gefallen, da wäre ich gerne geblieben.“
Im Nachhinein ist sie aber sehr froh über diesen Schritt – nicht nur, weil es bei der Einsatzhundertschaft auf der Karriereleiter stetig nach oben ging. Irgendwann durfte Christina Geukes in die Führungsebene hineinschnuppern. „Ich wollte und konnte dann vor allem die Hintergründe der Einsätze viel besser verstehen“, so die Beamtin. „Dadurch habe ich richtig Freude an der Arbeit bekommen, zumal ich gefördert worden bin.“
„Ich bin nie auf mein Geschlecht reduziert worden“
Im November 2017 nutzte Christina Geukes schließlich die Chance, Gruppenführerin zu werden. Sie leitet ein Team mit überwiegend jungen Männern. „Ich bin gut aufgenommen und nie auf mein Geschlecht reduziert worden“, sagt die 32-Jährige. „Ich habe auch selbst nie darüber nachgedacht, wie ich die Aufgabe als Frau angehe, sondern wie ich die Position ausfüllen möchte.“
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Und da sei gegenseitiges Vertrauen das Allerwichtigste – vor allem, wenn bei Einsätzen kurze, knackige Ansagen nötig sind und es mal brenzlig wird. „Mir selbst ist zum Glück noch nie was passiert“, sagt Christina Geukes, „aber ich erinnere mich an eine Demo vor fünf Jahren mit Linken und Rechten in Dortmund. Wir standen zwischen den Lagern und sind mit Gehwegplatten beschmissen worden. Da war nicht klar, ob alle gesund nach Hause kommen.“
Allein die Schutzausrüstung wiegt über 20 Kilo
Sie ist 1,78 Meter groß, durchtrainiert. Ihr Partner mache sich zwar hin und wieder Sorgen, unterstütze sie aber zu 100 Prozent. Christina Geukes hält sich mit Kraftsport fit, war in ihrer westfälischen Heimat bis 2013 sogar noch Tanzmariechen im Karneval. Schließlich wiegt allein die Schutzausrüstung über 20 Kilo. Und trotzdem stößt sie manchmal körperlich an ihre Grenzen, wie vor einigen Jahren bei einem MSV-Heimspiel gegen Chemnitz.
„Damals suchten Gästefans die Konfrontation mit den Duisburger Anhängern“, erzählt die 32-Jährige. „Wir haben eine Polizeikette gezogen. Eine Person ist durchgekommen: Zwei Meter groß, rund 180 Kilo schwer. Da war das Fixieren nicht ganz so einfach...“ Es gebe verschiedene Griff- und Hebeltechniken. „Manchmal müssen wir auch Schmerzreize setzen. Mit dem Schlagstock gegen das Schienbein zum Beispiel.“
Ruhig, besonnen bleiben und deeskalieren
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Grundsätzlich versucht Christina Geukes aber immer zu deeskalieren – ob früher als einfache Beamtin oder nun als Gruppenführerin. Ruhig, besonnen bleiben und auch mal das Gespräch mit Fußballfans oder Demonstranten suchen. „Als Frau wirst du sowieso schon mal eher angesprochen“, sagt sie. „Vielleicht sind wir Frauen auch einfach kommunikativer.“
Nach stressigen und oft langen, bis zu 13 Stunden dauernden Tagen ist der Akku leer. „Trotzdem freue ich mich auf jeden Einsatz.“ Sie ist ehrgeizig. Die aktuelle Führungsaufgabe soll nicht die letzte sein. Sie lächelt: „Ich kann mir schon vorstellen, mal eine ganze Hundertschaft zu leiten.“