Duisburg. Zehn Fakten zur Mittagspause: So viel geben Arbeitnehmer für ihr Mittagessen aus. Und in welcher Duisburger Kantine ein Ex-Sternekoch kocht.

Mittagspause macht jeder, der arbeitet - das ist im Arbeitszeitengesetz so geregelt. Wir wollten wissen: Wie viel lassen sich die hungrigen Arbeitnehmer ihr Mittagessen kosten? Wo wird gegessen - in der Kantine oder am Schreibtisch? Gibt’s Selbstgekochtes oder einen Salat „to go“ aus dem Supermarkt? Ein Überblick.

Mittagspause: Arbeitszeitgesetz regelt: 30 Minuten Pause sind Pflicht

Das Arbeitszeitgesetz regelt, wann Arbeitnehmer Pausen machen müssen. Ohne Unterbrechung darf ein Mitarbeiter höchstens sechs Stunden arbeiten. Grundsätzlich darf die Arbeitszeit höchstens acht Stunden pro Werktag betragen - übergangsweise, zum Beispiel wenn es sich um ein Saison-Betrieb handelt oder bei guter Auftragslage, dürfen es bis zu zehn Stunden pro Tag werden. Dauert der Arbeitstag zwischen sechs und neun Stunden, stehen einem 30 Minuten Pause zu. Dauert der Arbeitstag länger, erhöht sich die Pausenzeit auf 45 Minuten.

Junge Arbeitnehmer und Führungskräfte lassen die Pause oft ausfallen

Karsten Storks leitet die HKM-Kantine seit 2008. Früher hat er in der Spitzen-Gastronomie Sterne erkocht. Die meisten Mitarbeiter bei HKM sind zufrieden mit dem Mittagessen.
Karsten Storks leitet die HKM-Kantine seit 2008. Früher hat er in der Spitzen-Gastronomie Sterne erkocht. Die meisten Mitarbeiter bei HKM sind zufrieden mit dem Mittagessen. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) aus dem Jahr 2012 hat übrigens ergeben, dass Berufseinsteiger unter 25 Jahren die Pause oft ausfallen lassen. „Gerade in der Dienstleistungsbranche verzichten junge Beschäftigte auch an Tagen mit mehr als sechs Stunden auf eine Erholungsphase“, heißt es in der Analyse der Jugenderwerbstätigenbefragung. Die Daten bildeten zudem die Grundlage für den Stressreport Deutschland 2012. In einem Faktenblatt, erstellt 2015, wird außerdem beschrieben, dass vollzeitbeschäftigte Frauen eher Pausen ausfallen lassen (31 Prozent) als Männer (27 Prozent) und Führungskräfte mehr (36 Prozent) als Mitarbeiter 21 (Prozent). Der Branchenvergleich zeigt zudem: Beschäftigte in Gesundheitsberufen (46 Prozent) sowie in Sozial- und Sicherheitsberufen (je 36 Prozent) verzichten deutlich häufiger auf eine Pause als Arbeitnehmer in Elektroberufen (18 Prozent).

Essen von zu Hause schmeckt am besten

Laut einer Online-Umfrage des Statistik-Portals „Statista“, die im März 2019 durchgeführt wurde, bevorzugen 34 Prozent der Befragten Essen, das sie sich zu Hause selbst zubereitet haben. In der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre sind es sogar 50 Prozent. Zum Vergleich: 40 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 35 und 44 Jahren bereiten sich zu Hause etwas vor. Nur neun Prozent der 1161 Befragten geben an, dass sie auswärts essen gehen. Zwölf Prozent essen hingegen in der Mittagspause nichts.

Speiseplan ist das meist geklickte Dokument bei HKM

Bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann gehört es zum guten Ton, mittags in die Kantine zu gehen. Der Speiseplan ist das meist geklickte Dokument im Intranet der Hüttenwerke Krupp Mannesmann. „Wenn die Übersicht mal nicht rechtzeitig eingestellt wurde, bekommen wir Anrufe“, erklärt HKM-Pressesprecherin Lara Widera. Das versteht Küchenchef Karsten Storks durchaus als Kompliment. „Wenn das Essen geschmeckt hat, dann nicken die Leute einem zustimmend zu. Wenn was nicht geschmeckt hat, gibt’s Diskussionen.“ Storks leitet die HKM-Kantine seit 2008. Zuvor hat er in Spitzen-Restaurants wie Traube-Tonbach gekocht. 400 Essen gehen im Schnitt über die Theke. Hinzu kommen Sonder-Veranstaltungen, etwa wenn die drei Vorstände ihre Gäste bewirten wollen.

Duisburger Schulen regeln Mittagstisch selbst

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Wie die Mittagspause in den Duisburger Schulen geregelt wird, organisiert jede Schule in Zusammenarbeit mit den Anbietern des offenen Ganztags selbst. „Die Kosten für das Mittagessen können teilweise sehr unterschiedlich ausfallen. Im Durchschnitt sind es 3,50 Euro“, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem. Zuschüsse gebe es nur für Kinder, deren Eltern Hartz IV oder Wohngeld beziehen. Bis zum 31. Juli diesen Jahres mussten bedürftige Kinder einen Euro pro Mahlzeit bezahlen. „Seit der Einführung des Starke-Familien-Gesetzes werden seit August die kompletten Kosten vom Amt für Soziales und Wohnen über Bildung und Teilhabe übernommen“, erläutert Priem. Zusätzlich bietet der Verein „Immersatt“ einen Mittagstisch an. Rund 200 Jungen und Mädchen werden hier täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt.

Montags wird mit den Ausgaben für das Mittagessen geknausert

Die Erwachsenen geben deutschlandweit im Schnitt 7,50 Euro für ihr Mittagessen aus, wenn sie sich auswärts und nicht in der Kantine verpflegen. Kurios: Anfang der Woche sind sie knauseriger als freitags. Montags kostet das Essen im Schnitt 7,24 Euro, freitags 7,66 Euro - das hat die „Mahlzeit“-Studie der Firma Spendit ergeben. In der Region Westdeutschland, zu der auch Nordrhein-Westfalen und Duisburg gehören, wird durchschnittlich 7,16 Euro für das Mittagessen bezahlt. Im Osten sind es 7,58 Euro, im Norden sind die Arbeitnehmer sparsam: 6,66 Euro lassen sie sich die Mahlzeit kosten.

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Die Daten basieren auf einer Auswertung des Unternehmens Spendit. Die Firma hat die App Lunchit entwickelt. Firmen, die keine eigene Kantine haben, aber dennoch den Mitarbeitern einen Essenszuschuss gewährend wollen, können diese App nutzen. Die Mitarbeiter können sich mittags in einem Restaurant versorgen - oder auch beim Bäcker – und fotografieren anschließend den Kassenbon. Spendit hat auf diese Weise im Jahr 2018 600.000 Belege ausgewertet.

Andere Länder, andere Sitten

Willkommen in der globalen Arbeitswelt: Während in Deutschland die Pause maximal 45 Minuten dauert und in der Regel zwischen 11.30 Uhr und 14 Uhr stattfindet, sehen es die Franzosen mit den Zeiten nicht so eng. Da darf die Pause auch mal zwei Stunden dauern und ein Gläschen Wein gehört zum Lunch dazu. In den Niederlanden essen einige Arbeitnehmer in den Kantinen hingegen auch mal ein belegtes „Brodje“. Dafür trifft man sich nach Feierabend zum „Borrel“, einem Umtrunk zu dem auch Häppchen gereicht werden. Zwischen 14 Uhr und 17 Uhr geht in Spanien nichts, dann heißt es „Siesta“. In Schweden, insbesondere in Stockholm, gibt’s den Lunch-Beat. Mitten am Tag treffen sich hippe Arbeitnehmer, um zu tanzen - abends sind sie schlicht zu müde dafür.

Wer in Duisburg bei der Stadtverwaltung arbeitet, hat zwar nicht die Gelegenheit zu tanzen, aber sich immerhin zu bewegen. „Bewegte Pause“ heißt das Projekt, bei dem Büroarbeiter etwas für ihre Gesundheit tun sollen, um beispielsweise Rückenschmerzen vorzubeugen. „Die Zeit wird nicht auf die Mittagspause angerechnet“, betont Stadtsprecher Falko Firlus. An der Justus-Liebig-Schule wurde die „bewegte Pause“ eingeführt.

Das ist das beliebteste Kantinen-Essen in Duisburg

In der Polizei-Kantine an der Düsseldorfer Straße gibt es täglich Spaghetti Bolognese.
In der Polizei-Kantine an der Düsseldorfer Straße gibt es täglich Spaghetti Bolognese. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Bei unseren Recherchen in den unterschiedlichen Kantinen, haben wir herausgefunden: Steht „Pommes-Currywurst“ auf der Karte, greifen die meisten Gäste zu. Auch Pasta oder Burger sind gerne genommen. Arno Carbone betreibt die Polizei-Kantine an der Düsseldorfer Straße. „Wir haben viele Stammkunden, das ist hier sehr familiär“, erklärt der Koch. Selbstredend weiß er, wer einen Extra-Klecks Soße haben möchte und wer lieber auf Zwiebeln verzichtet. Neben dem normalen Wochenplan, serviert Carbone übrigens „täglich!!!“ Spaghetti Bolognese aus Rinderhack. Kostenpunkt für Gäste: 4,20 Euro. Mitarbeiter der Polizei zahlen 3,50 Euro. „So findet eigentlich jeder immer was auf der Karte“, sagt Carbone.

100 Duisburger Restaurants bei Lieferando gelistet

Der Online-Lieferdienst Lieferando listet rund 100 Restaurants im Duisburger Stadtgebiet auf. „Die meisten bestellen abends und am Wochenende. Das Mittagsgeschäft wächst jedoch zunehmend“, erklärt ein Lieferando-Sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung.

Lieferando“ gehört zum Unternehmen takeaway.com. Der Kunde kann auf der Webseite die unterschiedlichen Speisepläne von Restaurants anschauen, online bestellen und sich nach Hause liefern lassen. Gegründet wurde der Anbieter von dem Niederländer Jitse Groen, der im Jahr 2000 im Internet eine Liste von Restaurants suchte – und nicht auf die ausgedruckten Flyer an der Pinnwand zurückgreifen wollte. Als er kaum Treffer fand, sicherte sich Groen die Domain Thuisbezorgd.nl, was übersetzt so viel bedeutet wie „Hauszustellung“. 2010 wurde Thuisbezorgd.nl in „Takeaway.com“ umbenannt. Betriebe, die sich auf der Internetseite listen lassen, zahlen pro Bestellung eine Provision. „Das geht natürlich ins Geld, andererseits habe ich dadurch auch Kunden aus Düsseldorf hinzugewonnen“, erklärt ein Duisburger Gastronom, warum sich die Rechnung trotzdem lohnt.

Mittagessen auf Rädern kommt meist aus der Großküche

Apropos Essen auf Rädern. Viele ältere Menschen lassen sich mittags mit Essen beliefern. Mehr als 2.000 Anbieter von „Essen auf Rädern“ gibt es in Deutschland. Doch die wenigsten bereiten die Mahlzeiten für die meist betagten Kunden selbst zu. Das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Duisburg hat eine Liste herausgegeben, welche Anbieter in Duisburg „Essen auf Rädern“ liefern. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz mit Apetito kooperiert. Auch die Arbeiterwohlfahrt vermittelt die Menüs von Apetito.