Duisburg. Das von Stephen King inspirierte Stück „Rattenkinder“ handelt von jungen Leuten, die ihre Ideale leben wollen. Es feiert am Samstag Premiere.

Junge Leute, die aussteigen wollen, ein Konflikt zwischen Eltern und Kindern um die Frage, wer was falsch gemacht hat oder macht, das alles inspiriert von Stephen Kings auch verfilmter Geschichte „Kinder des Zorns“: Die Uraufführung von „Rattenkinder“ am Samstag, 16. November, im Foyer III scheint nichts für schwache Nerven zu sein.

Nachdem Simon Paul Schneider 2017 mit seinem Erstlingswerk „Die Hütte im Wald – A German Horror Story“ schon „ein formidabler Erfolg“ gelungen ist, der auch stark auf das Spieltrieb-Ensemble gewirkt habe, so Schauspiel-Intendant Michael Steindl, hat er den in Duisburg geborenen Autor um ein weiteres Stück gebeten. Mit Ko-Autorin und -Regisseurin Katharina Binder kommt „Rattenkinder“ auf die Bühne.

Junge Aktivisten wollen ihre eigene Gesellschaft aufbauen

Das Stück erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaares, das genug hat vom kleinbürgerlichen Leben, den spießigen Eltern und den gesellschaftlichen Konventionen. Die beiden schließen sich einer Gruppe jugendlicher Aktivisten um den weiblichen Guru Echo an und versuchen, auf einem verlassenen Gelände ihre eigene, nachhaltige Gesellschaft aufzubauen. Dabei stoßen sie jedoch bald auf natürliche und übernatürliche Grenzen und Schwierigkeiten.

Kann man eine bessere Gesellschaft gründen und ein besserer Mensch werden? Fragen, die in „Rattenkinder“ gestellt werden.
Kann man eine bessere Gesellschaft gründen und ein besserer Mensch werden? Fragen, die in „Rattenkinder“ gestellt werden. © Theater Duisburg | Sascha Kreklau

„Es beginnt sehr positiv, jeder sucht sein Glück“, sagt Schneider. „Der Wunsch drängt, etwas radikal zu ändern, auch bessere Menschen zu werden. Doch schließlich gibt es auch eigene Bedürfnisse und es wird schwierig, gut zusammenzuleben. Irgendwann wird es ein Knäuel wie bei den Rattenkindern im Nest, deren Schwänze verknoten.“

Autoren Simon Paul Schneider und Katharina Binder haben Duisburger Wurzeln

„Eine Versuchsanordnung“ nennen Schneider und Binder das Stück. „Es hätte auch gut gehen können.“ Aber es funktioniert nicht.

Auch Katharina Binder ist gebürtige Duisburgerin und sammelte ihre ersten Theatererfahrungen am Moerser Schlosstheater. Sie studierte Schauspiel an der Akademie für darstellende Kunst in Ulm und arbeitete anschließend als Schauspielerin und Theaterpädagogin in Ulm, Duisburg und Weimar. 2019 gründeten Schneider und Binder das Braunschweiger „Theater Grand Guignol“, ein „Kasperletheater für Erwachsene“, das sich programmatisch mit „Biografien von Kindern und Jugendlichen, die psychische und physische Gewalt erfahren oder verübt haben“ beschäftigt.

Jeder zwischen 17 und 23 Jahren, der genug Zeit und Motivation mitbringt, kann mitmachen: Das war die Devise für das Projekt „Rattenkinder“ des Jungen Ensembles im Theater Duisburg. Wie Michael Steindl berichtet, wollten von den 25, die zum Kennenlerntag gekommen sind, neun „den sportlichen Probenplan mitgehen“. Für „Spieltrieb“ eher ein kleines Ensemble, das wiederum Raum geschaffen hat für zwei Profis, die die Rollen der Eltern übernehmen. Axel Holst, bekannt durch seine Rolle als Roland Landmann in der „Lindenstraße“, übernimmt die Rolle des Vaters des Geschwisterpaares Fanny und Theo. Katharina Böhrke, die als Theaterpädagogin die Proben betreut, steht zugleich auch als Mutter auf der Bühne.

Dramaturg Florian Götz entlastet Michael Steindl und will neue Impulse setzen

Dramaturg Florian Götz und Theaterpädagogin Katharina Böhrke gehören jetzt fest zum Schauspiel-Team.
Dramaturg Florian Götz und Theaterpädagogin Katharina Böhrke gehören jetzt fest zum Schauspiel-Team. © Theater Duisburg | Sascha Kreklau

Nachdem Michael Steindl vor 15 Jahren am Theater Duisburg den Jugendclub „Spieltrieb“ gegründet hat, steht ihm in dieser Saison zum ersten Mal ein Dramaturg zur Seite. Florian Götz (34) war zuletzt Dramaturg bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall und den Gandersheimer Domfestspielen, zwei der größten Freilichttheater Deutschlands mit eigenem Ensemble. Mit Nachwuchs-Theatermachern arbeitete er unter anderem auch in Montreal sowie als Gründer der Kult-Performance-Reihe „Glockenspiel“ am Theater Erlangen.

Landesförderung fürs Schauspiel

Dank einer großzügigen Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms „Neue Wege“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen konnte das Theater Duisburg zu Beginn dieser Spielzeit mit Katharina Böhrke und Florian Götz zwei neue Mitarbeiter einstellen.

Die Uraufführung von „Rattenkinder“ ist ausverkauft, weitere Vorstellungen sind am 21. und 28. November, am 4. und 9. Dezember sowie im Januar. Karten kosten 11 Euro.

Zustande gekommen ist der Kontakt zwischen Steindl und Götz über den Musiker Wolfgang Völkl, der auch „Rattenkinder“ musikalisch leitet. Götz sieht in Duisburg drei Schwerpunkte: Er will Michael Steindl entlasten, der sich bislang als Einzelkämpfer „Spieltrieb“ aufgebaut und die Produktionen betreut hat. „Zudem möchte ich auch künstlerisch neue Impulse setzen“, so Götz.