Duisburg. Eine Duisburger Schülerin hat eine Online-Petition gegen den neuen DVG-Fahrplan gestartet. Die Zahl der Unterstützer wächst täglich.

Sie ist 18 Jahre alt und wütend – über den neuen Fahrplan der DVG. Wie so viele Duisburger. Pia Hanke aus Neumühl will aber nicht nur meckern, sondern handeln. Die Schülerin an der Gesamtschule Walsum hat deshalb eine Online-Petition gestartet, die bereits in mehreren Facebook-Gruppen fleißig geteilt wird. Die Zahl der Unterstützer wächst täglich.

Ende August, Anfang September, erzählt Pia Hanke, seien ihr die Auswirkungen des neuen Fahrplans erstmals so richtig bewusst geworden. „Bei uns gibt es sechs Schulen“, erzählt die Neumühlerin. „Die Busse waren schon vor der Umstellung morgens immer brechend voll. Da kann ich absolut nicht verstehen, dass man uns die Buslinie 917 streichen musste.“ Die neue Ringlinie 909/910 könne dies nicht kompensieren. „Auch ich brauche nun von der Halfmannstraße länger bis zur Gesamtschule in Walsum.“

Probleme für ältere Menschen

Pia Hanke steht an der Haltestelle Moltkestraße, die mit dem neuen Fahrplan weggefallen ist. Ein Zettel weist nur noch auf einen Taxibus hin.
Pia Hanke steht an der Haltestelle Moltkestraße, die mit dem neuen Fahrplan weggefallen ist. Ein Zettel weist nur noch auf einen Taxibus hin. © Wiberny

Noch viel mehr ärgere sie sich aber über den Wegfall der Haltestelle Moltkestraße. Dort in Duissern wohnt ihr Freund. „Wenn ich von ihm morgens zur Schule kommen will, kann ich erst einmal über zehn Minuten zum U-Bahnhof laufen“, sagt die 18-Jährige. „Der Weg führt durch einen Tunnel, danach geht’s steil hoch, ebenso kurz vor dem U-Bahnhof. Ich schaffe das gerade noch, aber wer nicht gut zu Fuß ist, ältere Menschen zum Beispiel, bekommt da richtig Probleme.“

Pia Hanke hat zunächst ihrem Unmut auf der Facebookseite der DVG kund getan. „Ich bin da immer vertröstet worden.“ In ihrer Freizeit kann sie sich beim Cheerleading und vor allem als Hobby-Wrestlerin bei den Duisburg Dockers abreagieren. Als sie aber in der Nacht zu Samstag, 26. Oktober, um 1 Uhr, gut 26 Stunden vor der Fahrplanumstellung, wieder eine für sie nicht zufriedene stellende Antwort auf einen ihrer Kommentare liest, fasst sie einen spontanen Entschluss.

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„Ich war so sauer, dass ich, was machen musste“, erzählt die Schülerin. „Also habe ich die Petition auf openpetition.de gestartet. Als ich davon am nächsten Morgen meiner Mutter erzählt habe, war sie erst überrascht, hat mir aber sofort den Rücken gestärkt.“

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Für den Text zur Petition, die sich an die DVG, den Oberbürgermeister Sören Link und den Rat richtet, habe sie in der Nacht zuvor zehn Minuten gebraucht. Die DVG werbe groß damit, heißt es darin, dass es nun mehr Buslinien gibt. „Doch was bringen uns viele Linien, wenn sie unsere Routen nicht abdecken? Wenn sie das Vorankommen derer, die auf den ÖPNV angewiesen sind, maßlos erschweren oder gar unmöglich machen?“, fragt die 18-Jährige.

Schülerin will Schoko-Ticket kündigen

Genau dieser Fall sei nun eingetroffen. Natürlich gebe es vereinzelt für manche Leute Verbesserungen, aber die Kritik überwiege. „Wir möchten drauf aufmerksam machen, dass der neue DVG-Plan eine Bürde für viele Mitbürger Duisburgs und Kunden der DVG sind“, so Pia Hanke. „Wir wollen drauf aufmerksam machen, dass dringend was geändert werden muss!“

Haltestelle fällt weg – Wartehäuschen frisch gestrichen

Der Wegfall der Haltestelle Moltkestraße mit dem neuen Fahrplan hat viele Duisserner auf die Palme gebracht. Monika Holthaus hat kurz vor der Umstellung beobachtet, dass das Wartehäuschen komplett neu gestrichen und nun sogar noch gereinigt wurde. „Muss man das verstehen?“, fragt Monika Holthaus.

Laut DVG gibt es für alle Wartehallen an Haltestellen im Stadtgebiet turnusmäßige Überprüfungen und Instandhaltungsarbeiten – mit langen Vorlaufzeiten geplant. Zudem käme es immer mal vor, dass Wartehallen von einer an eine andere Haltestelle versetzt werden. Dies sei bei der Wartehalle an der Moltkestraße auch möglich.

Auf die Kritik am Wegfall der Haltestelle hatte die DVG in der Vergangenheit immer mit dem Verweis auf auf die gute Anbindung des Stadtteils verwiesen, etwa mit der Straßenbahn 901, die am Lutherplatz hält, oder mit der neuen Ringlinie 930/931, die über die Schweizer Straße und Wintgensstraße fährt.

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So sei der Fahrplan auch ein Schlag ins Gesicht für die Fridays-for-Future-Bewegung, für alle, die klimafreundlich leben und verstärkt Bus und Bahn nutzen wollen. Stattdessen überlege sie nun ernsthaft ihr Schokoticket zu kündigen und Auto zu fahren.

Der neue Linien- und Fahrplan sei stark zum Nachteil derer geplant worden, die am Wochenende arbeiten. Betroffen seien auch Senioren, die nicht so weit laufen können und Schulkinder, die aufgrund der Entfernung zur Schule auf Bus und Bahn angewiesen sind. „Wir möchten, dass die Pläne neu überarbeitet werden und die Politiker unsere Anliegen nicht ignorieren.“ Das sehen offenbar viele Duisburger so. Die Online-Petition hat bereits 1480 Unterstützer (Stand 6. November, 14.10 Uhr).

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