Duisburg. Auch die Moschee in Duisburg-Marxloh beteiligte sich am Tag der offenen Moschee. Hülya Ceylan spricht über das Zusammenleben im Stadtteil.

Vorurteile abbauen und Begegnungen ermöglichen – das ist das Ziel des Tages der offenen Moschee, der seit 1997 am Einheitsfeiertag stattfindet. Seit 2007 nimmt auch die Merkez-Moschee – einst als Wunder von Marxloh gepriesen – teil und heißt ihre Besucher mit Führungen, Tee und Baklava willkommen.

„Für einige ist es noch immer das erste Mal“ sagt Vorstandsmitglied Hülya Ceylan. „Man könnte erwarten, dass das Interesse abgenommen hat, das ist aber nicht der Fall“, betont sie. „Wir haben immer Offenheit gepflegt, wir sind eine muslimische Gemeinde an der Basis.“ Der Tag der offenen Moschee biete den Menschen die Gelegenheit, sich das Gotteshaus anzusehen, die sonst keine Zeit hätten oder sich nicht trauten. „Die Moschee ist auch zu einer Sehenswürdigkeit Duisburgs geworden.“

Zwei Bombendrohungen in diesem Jahr gegen die Moschee

Interessiert lassen sich die Menschen den hell erleuchteten Gebetsraum zeigen und nehmen auf dem Teppichboden Platz – natürlich müssen auch sie vorher ihre Schuhe ausziehen. Ceylan freut sich über so viel Zuspruch, denn die beiden Bombendrohungen gegen die Moschee in diesem Jahr gingen nicht spurlos an den Gläubigen vorbei:

„Wir machen uns aber eher Gedanken, wie das mit der Gesellschaft weitergeht“, sagt die Sozialpädagogin. „Aber wir machen jetzt erst recht weiter. Natürlich ist das unangenehm, das wünscht man keinem. Wir sind ein bisschen vorsichtiger geworden, aber auch schnell zum Alltag übergegangen. Wir tragen ja Verantwortung gegenüber der Gemeinde.“ Deswegen habe man das Thema klein gehalten. „Wir wollten keinem Angst machen.“

Interkulturelle Zusammenarbeit mit Kirchen vor Ort

Auch für Besucher gilt: Wer auf den Gebetsteppich will, der muss die Schuhe ausziehen.
Auch für Besucher gilt: Wer auf den Gebetsteppich will, der muss die Schuhe ausziehen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Wichtig sei die interkulturelle Zusammenarbeit vor Ort: „Wir tauschen uns mit den Kirchen und Sozialverbänden im Stadtteil aus, denn wir kommen nur miteinander weiter“, meint sie. „Wir sind überzeugt, dass Begegnung etwas nutzt, das kann schon eine Tasse Tee sein. Und das kann Großes bewirken“, sagt Ceylan. „Wir bemühen uns, als Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden, sonst waren diese Bemühungen umsonst.“ Auch Pastor Heribert Weinbrenner von der Pfarrei St. Michael und Thomas Nagel, Kontaktbeamter für muslimische Institutionen der Polizei Duisburg, zählen zu den Gästen am 3. Oktober.

„Basisarbeit“, wiederholt Ceylan, „ist sehr wichtig.“ Nicht nur am Tag der offenen Moschee lasse sich das Gebäude an der Warbrucker Straße besuchen, eine Führung wird jeden Montag um 15 Uhr und nach Absprache angeboten. „Außerdem beteiligen wir uns an den Friedensgebeten, laden zum gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan ein und beteiligen uns am christlich-islamischen Gesprächskreis“, sagt Ceylan.

Integration: Ein weitläufiger Begriff

Die Moschee ist auch in anderen Lebenslagen eine Anlaufstelle für die Gemeindemitglieder: „Wir helfen Jugendlichen in Ausbildungsberufe hinein zu schnuppern.“ Dazu gibt es Hausaufgabenhilfe und Integrationskurse. Hier werde Integration lebendig. „Wobei diesen Begriff jeder für sich selbst beantworten muss. Wo fängt Integration an, wo hört sie auf? Wenn es die Sprache, die Kompetenz und die Teilhabe ist, dann bin ich voll integriert“, sagt die gebürtige Duisburgerin. „Es gibt so viele Definitionen davon.“