Duisburg. Jörg Zimmer hat sich auf Spurensuche der ältesten deutschen Niederlassung des Ordens gemacht. Er bringt auch Unveröffentlichtes ans Licht.

Dass es zwischen dem Johanniter-Orden und Duisburg eine enge Verbindung gibt, belegen die Namen der Johanniterstraße in Hochfeld, des Johanniterweg in Walsum, des Johanniter-Krankenhauses in Rheinhausen, des Johanniter-Seniorenstifts in Neudorf oder die Dienststelle der Johanniter-Unfallhilfe an der Lauerstraße in Homberg. Wie tief verwurzelt der Orden in Duisburg ist, dokumentiert jetzt eine Broschüre, in der Jörg Zimmer das bisherige Wissen um die Geschichte zusammen getragen hat.

Bevor der Rittertag des Ordens im April in Duisburg gefeiert wurde, hatte der Journalist und Ehrenritter des Ordens die Idee, dass die Gäste aus aller Welt etwas in die Hand bekommen müssten über die älteste Niederlassung des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem auf deutschem Boden. Warum man 1150 auf einem grünen Hügel außerhalb der Duisburger Stadtmauern zuerst ein Hospital und dann eine Kirche errichtete, könne er auch nicht beantworten, so Zimmer. Er vermutet, dass auch hier die Lage der Stadt an Rhein und Ruhr ausschlaggebend war.

Broschüre bündelt den Flickenteppich von Informationen

Er habe „historisch nichts Neues“ gefunden, aber den Flickenteppich von Informationen und Unveröffentlichtem auf 60 Seiten gebündelt, so Zimmer, der in der Marienkirche schon den Kindergottesdienst bei Pfarrer Lorenz Grimoni besucht hat und später seine Dissertation über Luther verfasste.

Urkunde zur Weihe der ersten Ordenskirche der Johanniter im deutschen Sprachraum in Duisburg von 1153 oder 1154.
Urkunde zur Weihe der ersten Ordenskirche der Johanniter im deutschen Sprachraum in Duisburg von 1153 oder 1154. © Landesarchiv NRW/Rheinland

Zimmer hat rund um die Marienkirche in der Altstadt, im Stadt- und Landesarchiv sowie in Duisburger Geschichtsbüchern recherchiert. Um 1150 richteten die Johanniter dort, wo heute die Marienkirche steht, ein Hospital für Kreuzfahrer und Pilger ein. Bald darauf bauen sie eine Kirche, die der Bischof von Münster „zu Ehren von St. Maria der Jungfrau und St. Johannes Baptist (des Täufers)“ weiht.

Bischöfliche Urkunde belegt die Niederlassung

Die Urkunde des Bischofs, die im Landesarchiv am Innenhafen liegt, trägt kein Datum, anhand der in ihr genannten Personen sind sich Forscher jedoch einig, dass sie aus 1153 oder 1154 stammt. „Diese Urkunde ist der älteste Beleg für eine Niederlassung der Johanniter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“, so Zimmer. In der St. Marien wurde 400 Jahre später das erste evangelisch Abendmahl in Duisburg gehalten.

Grimoni, langjähriger Pfarrer an der Marienkirche, hat sich intensiv mit der Johannitertradition beschäftigt, nachdem Archäologen bei Ausgrabungen rund um die Kirche die Reste der ehemaligen romanischen Apsis gefunden hatten. Rechts neben dem Eingang kann man heute die neu eingefasste Apsis mit einem Abschlussstein erkennen, in dem das achtspitzige Kreuz des Ordens zu sehen ist. Lorenz Grimoni: „Wer genau hinschaut, der sieht, dass das Rund etwas weiter gezogen ist; das ist nach dem Vorbild der Grabeskirche ein Jerusalem so geschehen.“ Erst kürzlich haben Fachleute vom Bodendenkmalamt bei Grabungen einen Raum gefunden, den sie in das 11. oder 12. Jahrhundert datieren.

Der Stein mit dem achtspitzigen Kreuz markiert den Abschluss der neu eingefassten romanischen Apsis.
Der Stein mit dem achtspitzigen Kreuz markiert den Abschluss der neu eingefassten romanischen Apsis. © Funke Foto Services | Lars Fröhlich

Über eine Entdeckung freut sich Jörg Zimmer besonders. Rund eine halbe Stunde Fußweg südlich der Altstadt lag der Musfeldshof, der jahrhundertealte Pachthof der Johanniter. Auf alten Flurkarten ist er an der Einmündung der Heerstraße in die Düsseldorfer Straße noch zu finden. Auf einem aktuellen Satellitenbild ist das Areal mit seiner besonderen Dreiecksform noch heute zu sehen. „Es ist die Brache des ehemaligen Drahtwalzwerks am Wasserturm, die jetzt zu einem neuen Quartier umgestaltet werden soll“, so Zimmer.

Und auch vom beklagenswerten Schicksal der Agnes Musfeld berichtet die Broschüre. Sie war 1561 die letzte Frau, die in Duisburg als Hexe angeklagt und gefoltert wurde. Sei nahm sich kurz vor ihrer Verbrennung das Leben.