Duisburg. . Die Rheinische Genossenschaft des Johanniterordens hat zur Feier in die Duisburger Salvatorkirche eingeladen. Nikolaus Schneider predigt.

Das sieht man auch nicht alle Tage: Vor der Salvatorkirche sind am frühen Samstagmorgen in ordentlichen Zweierreihen knapp 200 Ordensritter der Rheinischen Genossenschaft des Johanniterordens zum Kirchgang angetreten. Die Herren tragen filmreif den wadenlangen, schwarzen Umhang des evangelischen Ritterordens mit dem achtspitzigen Malteserkreuz auf der linken Brustseite. Anlass für ihren feierlichen Einzug in die Salvatorkirche ist der Rittertag, das Jahrestreffen aller Mitritter einer Ordensunterabteilung.

Eine Rüstung trägt zu dieser Gelegenheit allerdings nur der sanierungsbedürftige Turm der Salvatorkirche. Wegen der Sperrung des Hauptportals müssen die Herren in Schwarz etwas umständlich durch den Nebeneingang nach hinten ziehen und dann durch den Mittelgang nach vorn, um in ihrer reservierten Reihen Platz zu nehmen.

„Hier in Duisburg liegen ja zumindest für den deutschen Bereich ihres Ordens die Wurzeln“, erinnerte Armin Schneider als Superintendent des Kirchenkreises die noch immer in der Mehrzahl adeligen Mitglieder des 900 Jahre alten „Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem“. Für diese Verwurzelung steht besonders die Marienkirche, die auf den Grundmauern einer vor 650 Jahren vom Orden erbauten Johanniskapelle steht.

Alt-Präses Nikolaus Schneider hielt eine politische Predigt.
Alt-Präses Nikolaus Schneider hielt eine politische Predigt. © Steffen Roth

Es predigte der Alt-Präses der Rheinischen Landeskirche Nikolaus Schneider. Er wies auf den ewigen Konflikt zwischen gottgefälliger Bereitschaft zum Dienst am Nächsten und persönlichem Streben nach Macht, Einfluss und Ansehen hin. Menschen neigten nun einmal dazu, ihr Machtstreben als Dienstbereitschaft zu tarnen, sagte Schneider. Ob die traditionell gesellschaftlich hervorragend vernetzten Mitglieder des Ritterordens seine Warnung vor Machtstreben und Vetternwirtschaft persönlich nahmen, war aus den hinteren Reihen nicht zu erkennen.

Schneider nannte in einer aktuellen Randbemerkung ungerechte Besteuerung, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, populistische Brandreden und die Verbreitung von Fakenews als zeitgenössische Formen der Unterdrückung und des Machtmissbrauches. „Wenn Milliardäre sowas tun, dann machen sie selber ihre Hände dabei nicht schmutzig“, spielte er auf die jüngst ruchbar gewordene Spende des aus Duisburg stammenden Immobilien-Milliardärs Henning Conle an die AfD-Fraktionschefin Alice Weidel an.

Nach der Predigt wurden von Thilo von Selchow, dem Kommendator der rheinischen Ordensritter, feierlich drei neu erwählte Ehrenritter in die Gemeinschaft aufgenommen. Sie versprachen, den Schwachen zu helfen, das Gute zu befördern und sich dem Bösen entgegen zu stellen. Danach bekamen sie ihren Umhang.

Gäste, die ihre eigene „Tischwäsche“ mitbringen, gibt es in der Salvatorkirche eher selten. Aber die Ordensritter hatten nicht nur vor dem Rathaus, wo sie sich in der Frühe gesammelt hatten, ihre Fahnen gehisst. Sie hatten auch ihre eigene Altardecke und den passenden Kanzelbehang mit dem weißen Malteserkreuz auf rotem Grund mit in die Kirche gebracht.

>>>Orden ist auch Träger von Krankenhäusern

Der Johanniterorden ist 1538 als evangelische Ordensgemeinschaft aus dem mittelalterlichen Orden hervorgegangen, der zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem gegründet worden war.

Der Orden trägt heute unter anderen die internationale Johanniter-Unfallhilfe und etliche Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Deutschland, darunter in Duisburg das Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen.