Düsseldorf/Duisburg. Autonome Drohnen sollen in NRW künftig Bilder von Tatorten, Verkehrslagen und Einsatzgebieten liefern. Duisburg gilt dabei als Vorreiter.
Ein Einsatzruf zum verschlungenen Autobahnkreuz Kaiserberg kann für die Duisburger Feuerwehr leicht zur Geduldsprobe werden. Wenn ein Ortsfremder den Notruf abgesetzt hat, „fahren unsere Löschzüge manchmal herum und finden den Unfallort nicht sofort“, sagt Feuerwehrchef Oliver Tittmann. Damit könnte Ende 2020 Schluss sein. Dann will Duisburg als erste Feuerwehr in Deutschland Lagebilder vorab von einer autonom fliegenden Drohne liefern lassen.
Tittmann und seine Experten haben mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Fluggerät entwickelt, das künftig bei einem Alarmruf automatisch vom Dach der Hauptwache aus den Einsatzort anfliegen soll und mit einer Spezialkamera den Einsatzkräften am Boden bereits aufbereitete Bilder inklusive Kartenmaterial liefern könnte.
Drohnen können auch bei Schadstoffmessungen in der Luft zum Einsatz kommen
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Die 60.000 Euro teure und 14 Kilogramm schwere Drohne, die aussieht wie ein Modellflugzeug, steht am Montag im Düsseldorfer Landeskriminalamt (LKA). Innenminister Herbert Reul (CDU) ist gekommen, um grundsätzlich für das Land eine Kooperationsvereinbarung mit dem DLR zu unterzeichnen. Was in Duisburg bereits Einsatzreife erreicht hat, soll demnächst auch in anderen Dienststellen von Polizei und Feuerwehr Schule machen. „Wir wollen Vorreiter sein“, sagt Reul.
Drohnen könnten demnächst nicht nur autonom Bilder von Tatorten, Verkehrslagen und Einsatzgebieten liefern, sondern auch die Personensuche erleichtern oder bei Chemieunfällen eigenständig Schadstoffmessungen in der Luft per Laser vornehmen. Zugleich wird bei der Polizei derzeit mit Störsendern und Fangnetzen für private Drohnen gearbeitet, die bei Großveranstaltungen Gefahren aus der Luft abwehren sollen.
Reul will nicht zum Mond, „auch wenn sich das einige wünschen“
Die High-Tech-Drohnen für Polizei und Feuerwehr sind zwar teuer, aber dauerhaft offenbar flexibler einsetzbar, schneller und billiger als ein Rettungshubschrauber. Reul ist jedenfalls begeistert und verkündet in Neil Armstrong-Manier: „Ein kleiner Schritt für einen Innenminister, aber ein großer für Nordrhein-Westfalen.“
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Noch sind allerdings rechtliche Hürden aus dem Weg zu räumen. Die Duisburger Drohne kann bis zu 120 Stundenkilometer schnell das Stadtgebiet durchmessen, 90 Minuten in der Luft bleiben und bis 1000 Meter jede beliebige Höhe anfliegen. Da sich das Gerät autonom aus dem Alarmruf die Einsatzkoordinaten zieht, müssen luftrechtliche Fragen geklärt werden. Was ist mit anderen Flugobjekten oder Unfallgefahren?
Bis Ende 2020 sollen diese jedoch beantwortet sein, damit Duisburg zum Referenzprojekt für die NRW-Kooperation mit dem DLR wird. „Es geht nicht um Science Fiction“, witzelte der aktuell politisch unter Druck stehende Innenminister, „der Reul will nicht zum Mond, auch wenn sich das einige wünschen.“