Duisburg. Der Unfallchirurg Dr. Peter-Michael Hax gilt als „letzte Instanz für schwierigste Fälle“. Nach 40 Jahren in der BG Klinik beginnt sein Ruhestand.

Wer zum Abschied neben der Feierstunde in der Halle auch eine Feier im Festzelt bekommt, hat sich außergewöhnliche Verdienste um die BG Klinik erworben. Das können wohl in der Geschichte des Hauses nur wenige so sehr für sich in Anspruch nehmen wie Dr. Peter-Michael Hax. Der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, bei Kollegen wie Patienten gleichermaßen hoch geschätzt, hat sich am Freitag nach 40 Jahren an der Großenbaumer Allee unter dem Beifall vieler Freunde und beruflicher Weggefährten in den Ruhestand verabschiedet.

Die letzte Instanz für schwierigste Fälle

„Außergewöhnlich und nicht selbstverständlich“, nannte Klinik-Geschäftsführer Thomas Dzuiba die Zeitspanne, in der Hax im Haus vom Assistenzarzt zum Chefarzt und stellvertretenden ärztlichen Direktor aufstieg. Als Unfallchirurg sei er „die letzte Instanz für schwierigste Fälle“, beschrieb der Berufsgenossenschaft Bau-Vorsitzende Klaus Richard Bergmann den Ruf, den sich der 65-Jährige weit über die Stadt hinaus erworben hat.

Eine junge Frau, die vor gut 20 Jahren als Kind in Düsseldorf unter eine Straßenbahn geriet, war eine der schwerst verletzten Patienten, die in die Buchholzer Unfallklinik geflogen wurden. Hax operierte ihr völlig zertrümmertes Becken. Das Kind verlor ein Bein und einen Teil des Beckens, aber überlebte. „In jedem anderen Krankenhaus wäre sie gestorben“, berichtet Dr. Eridard Muwazi (70), der damals als leitender Oberarzt die junge Patientin über Monate auf der Intensivstation der Unfallchirurgie betreute. Am Freitag war sie der Überraschungsgast beim Abschied ihres Operateurs.

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Als Assistenzarzt ab 1978 in der Buchholzer Klinik

Die Zahl der Menschen, die er operiert hat, kann Hax nur schätzen: „Zwischen 15.000 und 20.000 waren es wohl, viele davon mehrfach“, so der gebürtige Essener, der in Recklinghausen aufwuchs und in Bochum und Essen studierte. In den Jahren als Assistenzarzt fand er ab 1978 in der BG Klinik zur Unfallchirurgie, nach einem jeweils zweijährigen Intermezzo als Wehrdienst leistender Arzt im Bundeswehrkrankenhaus Osnabrück und zur allgemeinchirurgischen Ausbildung im Klinikum am Kalkweg kehrte er als Oberarzt zurück. Wirbelsäulen-Operationen und athroskopische Eingriffe waren lange seine Domäne, in den vergangenen zehn Jahren vor allem die Endoprothetik.

„Da sind heute viele Dinge möglich, an die am Anfang nicht zu denken war“, sagt er zu den rasanten Fortschritte beim Gelenkersatz. Die Entwicklung werde weitergehen – 3D-Druck ermöglich sehr passgenaue, individuelle Prothesen, moderne Anästhesietechnik auch Eingriffe bei älteren Patienten. „Eine gute Prothese hält heute deutlich länger als zehn Jahre und kann auch mehrfach gewechselt werden“, erklärt Hax.

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Von Katja Burgsmüller

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Leidenschaft für die schwierigsten Aufgaben

Unfallchirurgen gelten als Handwerker unter den Mediziner – die Leidenschaft für die schwierigsten Aufgaben, die sich in wenigen Kliniken so häufig stellen wie in Buchholz, haben ihn so lange am gleichen Ort gehalten. Die Verletzten der Loveparade sind ihm im Gedächtnis geblieben, auch die Kinder aus dem Friedensdorf, die in Afghanistan Opfer von Kriegswaffen wurden. „Es war immer spannend“, sagt Hax, dessen Leidenschaft für Elektronik auch die Einführung der EDV in der Klinik Ende der 1980er Jahre voranbrachte.

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Rückkehr an den OP-Tisch nicht ausgeschlossen

Für Langeweile wird fortan wenig Raum sein. Viel Arbeit wartet im neuen Haus, das die Familie unlängst in Huckingen bezog, auf Peter-Michael Hax. Mehr Zeit soll sein, für das Hobby, die Elektronik. Das Skalpell aus der Hand zu legen, falle ihm dennoch schwer, räumt er ein: „Ich werde es vermissen.“ Die Rückkehr an den OP-Tisch ist also nicht ausgeschlossen? „Es gibt eine Option, aber noch keinen genauen Plan“, sagt er. Es bleibt also weiter spannend.

Nachfolger als Chefarzt wird bald vorgestellt

Seine medizinisches Talent hat Dr. Peter-Michael Hax an seinen Sohn Jakob weitergegeben. Der 27-Jährige ebenfalls Unfallchirurg und derzeit am Universitätsspital in Zürich tätig, war mit der Familie bei der Abschiedsfeier des Vaters dabei.

Die Position, die Peter-Michael Hax in den vergangenen vier Jahren bekleidete, wird zeitnah neu besetzt. Der neue Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sei schon ausgewählt, so BG-Klinikgeschäftsführer Thomas Dziuba. Er komme nicht aus der Duisburger Klinik und werde vorgestellt, sobald alle beteiligten Gremien seiner Ernennung zugestimmt haben.