Duisburg. Matthias Wagner wurde vor drei Jahren ein Bein im BG Klinikum amputiert. Seitdem treibt er Leistungssport – und schaffte einen Weltrekord.
Matthias Wagner steckt seine Ziele hoch. Weniger als Weltrekord kommt für ihn nicht infrage. Diese Einstellung ist es, die den Leistungssportler antreibt. Nun hat er einen Weltrekord im Stehpaddeln geschafft. Der Patient des BG Klinikum Duisburgs stand 24 Stunden am Stück auf dem Board. Sein härtester Kampf aber war der zurück ins Leben. Denn vor drei Jahren wurde dem 36-Jährigen der linke Oberschenkel amputiert.
Körperliche und technische Grenzen überwinden
Am Xantener Südsee trainiert Matthias Wagner regelmäßig. Vor dem Weltrekord waren es sechs Tage in der Woche, mehrere Stunden lang. Dabei steht er mit dem gesunden Bein und der Prothese auf seinem Board und paddelt. Wie kam er auf die Idee zum Weltrekord? „Der Bundesverband für Menschen mit Arm- und Beinamputation kam auf mich zu und fragte, ob ich zugunsten eines Kinderhilfsprojekts Lust auf etwas Außergewöhnliches habe – ich war sofort dabei.“ Schließlich lautet sein Motto: „Keine Grenzen, keine Ausreden.“ Viele versteckten sich hinter ihrem Handicap und fügen sich in ihre Rolle ein, weiß Wagner. Das kommt für ihn nicht infrage. „Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und anderen Prothesenträgern zeigen, dass man mit festem Willen auch körperliche und technische Grenzen überwinden kann.“
Das BG Klinikum Duisburg unterstützte seinen Patienten in dem Vorhaben – durch einen orthopädischen Check-Up im Vorfeld des 24 Stunden-Events. „Bei Sportlern mit Exoprothesen müssen vor so einer Höchstleistung verschiedene orthopädische Parameter untersucht und kontrolliert werden“, erklärt der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Peter-Michael Hax. So wurde bei dem Leistungssportler etwa eine intensive Stumpfkontrolle durchgeführt. „Dies ist wichtig, weil gerade der Stumpf bei dem Weltrekordversuch extreme Belastungen aushalten muss“, so Peter-Michael Hax. Der Mediziner – selbst engagierter Läufer – untersuchte dabei etwa den Zustand der Narben und der umgebenden Muskulatur des Stumpfes. Ergebnis des Check-Ups: Matthias Wagner ist aus orthopädischer Sicht bestens gerüstet für den Weltrekordversuch.
3500 Zuschauer an der Xantener Südsee
Also ging der Weseler bei 30 Grad Hitze und Sonnenschein am 27. Mai an den Start – unterstützt von Familie und Freunden, die ihn zusammen mit 3500 weiteren Zuschauern begleiteten und anfeuerten. „Zwischendurch hatte ich Krämpfe in der Muskulatur, so dass ich eine halbe Stunde Pause machen musste“, berichtet er. „Die verlorene Zeit habe ich dann am Ende hinten drangehängt.“ Ein überwältigendes Gefühl sei es gewesen, den Rekord geschafft zu haben. „Damit habe ich meine persönliche Grenze noch einmal um ein Riesenstück verschoben.“
Dieses Gefühl treibt ihn an. So sehr, dass der Familienvater schon das nächste Ziel ins Auge gefasst hat: „Einen Base-Jump.“ Von einer Klippe in Norwegen möchte er sich in einem speziellen Fallschirm-Anzug 900 Meter in die Tiefe stürzen. Dafür muss sein Orthopädietechniker – der ihn auch in Xanten begleitete – aber noch an einer speziellen Prothese tüfteln.Mit de, Training hat Matthias Wagner bereits begonnen.
>>> Erlös geht an betroffene Kinder
Das BG Klinikum unterstützt den Weltrekordversuch Wagners nicht nur medizinisch: Es spendete 1000 Euro an den Bundesverband für Menschen mit Arm- und Beinamputation.
Das von Wagner gesammelte Geld sei dafür gedacht, ein kostenloses Sommercamp mit Sportaktionen für betroffene Kinder auszurichten.