Duisburg-Großenbaum. Mehr als eine Stunde eingekauft? An diesem Lidl in Duisburg wird das teuer. Sensoren erfassen jeden Pkw automatisch. Darauf müssen Kunden achten.
Rein in den Supermarkt, das Leergut abgeben, schnell den Einkaufszettel abarbeiten und an der Kasse anstellen. Die Waren aufs Band, zurück in den Wagen und alles ins Auto einräumen – alles machbar innerhalb einer Stunde – wenn nichts dazwischen kommt. Sonst kann der Einkauf beim Discounter schnell um knapp 20 Euro teurer werden. Denn seit Anfang August dürfen die Kunden der Lidl-Filiale in Großenbaum dort nur noch 60 Minuten kostenfrei parken. Steht das Fahrzeug länger als 60 Minuten vor dem Supermarkt, werden 19,90 Euro fällig – automatisch.
Großeinkauf unter 60 Minuten
Zuerst hat sich Harald Crößmann über „die kleinen schwarzen Nubbel“ in der Mitte der Parkplätze gewundert. Bei seinem nächsten Einkauf hat der Großenbaumer dann das Schild mit den ausführlichen AGBs gelesen und daraus seine Konsequenzen gezogen. „Eigentlich habe ich dort regelmäßig unseren großen Wocheneinkauf erledigt“, sagt Crößmann, der in einem Vierpersonenhaushalt lebt. „Für mich ist der Einkauf innerhalb einer Stunde nicht machbar. Ich brauche allein zwei Wagen. Einen für Getränke, den anderen für Lebensmittel. Wenn dann nur eine Kasse auf ist, brauche ich immer länger als eine Stunde.“
Dauerparker auf den Parkplätzen
Auch auf Facebook wird die neue Parkplatzsituation vor dem Großenbaumer Lidl – derzeit der einzige im Duisburger Süden mit einer solchen Parkplatzregelung – diskutiert. Einige Kunden sehen in den vorgegebenen 60 Minuten kein Problem, finden die Regelung jedoch unnötig. „Meines Erachtens gab es bei Lidl noch nie ein Parkplatzproblem“, schreibt eine Kundin. „Länger als 15 bis 30 Minuten brauche ich dort nie“, schreibt eine andere Userin.
„Natürlich reicht das locker. Ich glaube, das geht denen um die Wildparker, die mal eben zum Arzt gehen und den Kunden die Parkplätze wegnehmen“, vermutet eine Kundin. „Wenn man mal beobachtet, wie viele Dauerparker dort stehen, die dort wohnen, zum Arzt gehen oder auch in der Nähe arbeiten und diesen Parkplatz als Park-and-Ride-Parkplatz missbrauchen, verstehe ich diese Regelung absolut“, schreibt eine weiter Userin.
André Westhoff, Geschäftsführer der Firma Safe Place, erklärt das System: „Wir wollen Kunden den Stress ersparen, erst nach einer Parkscheibe zu suchen, die oft im Eifer des Gefechts vergessen wird. Außerdem ist eine Parkscheibe in der heutigen Zeit genauso veraltet wie zum Beispiel das Telefonbuch.“ Die Firma Safe Place ist mit ihrem Park-System im Duisburger Gebiet um die zehn Mal vertreten, oder „wird es in Kürze sein“. Genaue Angaben über Standorte will der Geschäftsführer nicht machen.
Zusätzliche Karenzzeiten über die freie Parkzeit von einer Stunde
„Uns ist es wichtig, den Kunden während der gesamten Öffnungszeit einen schnellen und bequemen Einkauf sowie ausreichend Parkmöglichkeiten zu bieten“, sagt Melanie Pöter, Sprecherin des Unternehmens. Aus diesem Grund sei an ausgewählten Standorten – so auch in Großenbaum – ein neues System eingerichtet worden, dass die Parkdauer mit Hilfe von Sensoren im Boden erfasst.
Bei einer Überschreitung der Höchstparkdauer wird der externe Dienstleister automatisch über das System informiert. „Erfahrungsgemäß benötigen unsere Kunden jedoch deutlich weniger als eine Stunde, so dass die kostenlose Parkdauer ausreichend Zeit zum Einkaufen bietet. Über die freie Parkzeit von einer Stunde hinaus gelten zusätzlich Karenzzeiten“, so die Sprecherin.
„Sollte die Parkdauer deutlich überschritten werden, wird die zusätzliche Gebühr von 19,90 Euro zuzüglich Bearbeitungsgebühr fällig, die Abwicklung erfolgt über den Dienstleister.“ Laut Sprecherin kann die Verwarnungsgebühr nachträglich storniert werden. „Das ist möglich, wenn durch den Lidl-Kassenzettel eine längere Einkaufsdauer nachgewiesen werden kann.“
Einkauf in anderen Filialen
„Ob ich jetzt 60 Minuten brauche oder nicht, ich finde die Regelung einfach nicht gut“, sagt Harald Crößmann. „Mal eben mit einem Bekannten quatschen, ist doch dann gar nicht mehr möglich.“ Der Großenbaumer hat aus der neuen Regelung zumindest seine Konsequenzen gezogen. „Ich fahre jetzt für den Einkauf zu den Filialen nach Hüttenheim oder Wanheimerort.“ Zumindest so lange, bis es dort auch eine Parkplatzregelung dieser Art gibt.