Duisburg. Ein Pflegedienst aus Duisburg versucht mit Youtube-Videos, junge Menschen vom Beruf zu überzeugen. Personalnot macht in der Pflege erfinderisch:

Wer an Youtube denkt, denkt an Schminktipps, Kochvideos und Katzenfilmchen. Der Duisburger Tobias Plonka geht vor der Kamera einen anderen Weg – das Thema in seinen Filmen: der Pflegeberuf. Denn die Branche hat Image- und Personalprobleme. Ein Bild, das der Gesundheitssektor in Duisburg nur zu gut kennt. Der Personalmangel macht erfinderisch:

„Ambulant bloggt“ heißt der Kanal auf Youtube, den der Altenpfleger und Filmemacher Tobias Plonka gemeinsam mit seinem Arbeitgeber, dem Ambulanten Pflegedienst am Kaiserberg, gestartet hat. Gezeigt werden Info-Videos rund um das Thema Pflege und Gesundheit.

Youtube: Von den Bildschirmen in die Pflege?

„Jeden Donnerstag veröffentlichen wir ein Video“, sagt Plonka. Das große Ziel: Das Image der Altenpflege zu entstauben und Lust auf den Beruf zu machen. „Wir haben ein Identifikationsproblem in der Altenpflege“, sagt der 34-Jährige, der die Vorbehalte gegenüber der Berufsgruppe nicht versteht. Seit über acht Jahren ist er in der Altenpflege tätig, dazu ist er Filmemacher. Bei den Youtube-Videos vereint er sein Wissen.

Das Themenspektrum bei „Ambulant bloggt“ ist groß. So geht es etwa um Dienstkleidung in der ambulanten Pflege, die richtige Händedesinfektion oder Tipps, wie Pfleger alten Menschen durch die warmen Tage helfen können. So sollen Jugendliche vor dem Bildschirm einen Eindruck von der Arbeit in der Pflege erhalten.

„Kunden haben wir satt“

Gemeinsam wird auf das Videomaterial geblickt. Jeden Donnerstag wird ein Video auf dem Youtube-Kanal „Ambulant bloggt“ veröffentlicht.
Gemeinsam wird auf das Videomaterial geblickt. Jeden Donnerstag wird ein Video auf dem Youtube-Kanal „Ambulant bloggt“ veröffentlicht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Kunden haben wir satt“, sagt Norbert Schmitt, Geschäftsführer der Ambulanten Pflege am Kaiserberg. „Was wir aber brauchen, sind gute Mitarbeiter.“ Bisher konnten sie alle Stellen besetzen, im Oktober starten sechs Azubis, aber „in zehn Jahren wird es nicht genügend Fachkräfte geben“, sagt der Geschäftsführer. Deshalb sei es wichtig, mit neuen, kreativen Wegen die Zukunft des Berufs positiv zu beeinflussen. „Wir wollen Mut machen, den Weg in die Pflege zu gehen“, sagt Schmitt über die Videos.

In der Pflege reichen Stellenanzeigen in Print- und Onlinemedien schon lange nicht mehr, um den Bedarf an Pflegekräften zu stillen. Die Kreativität ist groß: So hat das Evangelische Klinikum Niederrhein (EVKLN) für seine Krankenhäuser und Altenheime im Juli zu einem Speed-Dating für Berufe in der Gesundheits- oder Altenpflege eingeladen. Der direkte Kontakt sollte Hemmschwellen abbauen.

Pflegekräfte aus dem Ausland

Personalnot macht erfinderisch

Die Malteser Kliniken Rhein Ruhr veranstalteten etwa ein „Stelldichein“ – Bewerber konnten ohne formelle Bewerbung und Lebenslauf erscheinen. So sollten Hemmschwellen beseitigt werden, um benötigtes Pflegepersonal zu rekrutieren.

Der Blick der Malteser Kliniken gingen auch ins Ausland: Anfang des Jahres unterzeichneten 20 Fachkräfte von den Philippinen ihre Verträge in Duisburg.

„Mit Anzeigen und Jobbörse im Internet alleine sind wir nicht mehr erfolgreich. Da erreichen wir nicht die Zielgruppe“, sagte die Pflegedirektorin Heike Lütfring damals. Der Blick des EVKLN geht aber auch ins Ausland: Im kommenden Jahr werden zwölf Fachkräfte für die Krankenpflege aus Brasilien in Duisburg starten. Bereits 2018 setzte das Evangelische Klinikum Niederrhein auf Nachwuchs aus China.

„Auch wir haben darüber nachgedacht“, sagt Norbert Schmitt vom Ambulanten Pflegedienst am Kaiserberg über Pflegekräfte aus dem Ausland. Er ist sich sicher, dass es in Zukunft einen noch größeren ausländischen Fachkräftemarkt geben wird. Da müssten alle Akteure aber „mit Verantwortungsgefühl agieren“, damit Pflegekräfte nicht aus ihrem intakten Umfeld gerissen werden. „Wir gucken aber jetzt erstmal vor der Haustür.“ Und dazu sollen die Videos auf Youtube helfen.