Duisburg. Die Duisburger Linken setzen in der Klimapolitik auf Photovoltaik. Wie sich ein Landschaftsarchitekt eine ökologische Stadtplanung vorstellt.
SPD und CDU haben den Klimanotstand, den die Grünen ausrufen wollten, in der vergangenen Ratssitzung abgesagt. Die CDU bezeichnete die Forderung als „populistisch“. „Wir müssen die Politik ausgewogen gestalten und alle Interessen berücksichtigen“, betont Jörg Brotzki (CDU), Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr. Die SPD blickt auf die Wirtschaft und will „effektiven Klimaschutz und gute Wirtschaftspolitik“ miteinander verzahnen. Der stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Manfred Osenger führt die Allee der Jahresbäume an, die es bereits in Neuenkamp gibt. „Vielleicht müssen wir künftig ganz andere Bäume pflanzen", so Osenger (SPD).
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Die Duisburger Linken wollen beim Thema Klimawandel in Duisburg Druck machen und im nächsten Umweltausschuss eine Reihe von Anträgen stellen.
„Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt für jeden spürbar. Hitzeperioden und Starkregenfälle werden weiter deutlich zunehmen. Bisher ist Duisburg auf die Herausforderungen kaum vorbereitet“, erklärt Dr. Detlef Feldmann, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Er und seine Parteikollegen schlagen einen ganzen Strauß an Maßnahmen vor.
ÖPNV-Ticket für Politiker statt Kilometergeld
Feldmann schwebt etwa vor, an geeigneten Hafenböschungen Photovoltaik-Anlagen einzurichten. Eine andere Idee: Die Duisburger Politiker sollen kein Kilometergeld mehr gezahlt, sondern ein Ticket für den öffentlichen Personen Nahverkehr gestellt bekommen.
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Dieter Beckmann, selbst Stadtplaner und für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr, kritisiert den neuen Nahverkehrsplan der Stadt. „Dort sind gar keine ökologischen Ziele berücksichtigt, es geht rein um Sparmaßnahmen“, ärgert er sich.
Und auch, wie die Verwaltung die Entwicklung neuer Wohngebiete wie das Mercatorquartier oder Sechs Seen Wedau anpackt, missfällt ihm. „Anstatt ein anständiges Versickerungsmanagement für Regenwasser an der Gutenbergstraße zu berücksichtigen, plant man eine Tiefgarage.“
Die Linken wollen der Verwaltung zum Beispiel vorschlagen, die Gehwege wasserdurchlässig zu pflastern.
„Warum dauert es so lange, bis der Radweg angepackt wird?“
„Vor Jahren haben wir mal mit der Stadt eine Broschüre zum Thema Grün aufgelegt. Das Interesse war groß, die Leute wollen wissen, was sie selbst tun können“, erklärt Landschaftsarchitekt Reiner Leuchter vom Büro „Danielzik und Leuchter“. Darin wurde etwa beschrieben, wie man das Wasser von Flachdachhäusern so ableitet, dass es nicht in die Kanalisation, sondern im Garten versickert.
Leuchter und sein Team setzen sich seit Jahren mit dem Thema ökologische Stadtplanung in der Praxis auseinander. Er weiß, dass das Thema bei neuen Projekten und Ausschreibungen immer wichtiger wird, und doch hakt es manchmal in der Praxis: „Da wird eine Idee grundsätzlich befürwortet, zum Beispiel, dass bei der Gestaltung einer Außenfläche Bäume gesetzt werden. Und dann stellt sich heraus, dass doch eine gewisse Anzahl an Parkplätzen nachgewiesen werden muss.“
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Das Büro Danielzik und Leuchter hat zum Beispiel den Radschnellweg zwischen Mülheim und Essen realisiert, außerdem die Mercatorinsel gestaltet. „Man fragt sich, warum es in Duisburg so lange dauert, bis der Radschnellweg hier angepackt wird.“
Radweg für „Duisburger Freiheit“ vorweg planen
Er schlägt vor, die große Brache am Hauptbahnhof, die „Duisburger Freiheit“, schon einmal mit einem Radweg zu beplanen. Dieser könnte dann vom Sportpark bis zum Hauptbahnhof in die Innenstadt führen. Der Rest könne dann später angegangen werden. Auch eine Nord-Süd-Fahrrad-Achse wäre denkbar.
Dafür spricht sich auch Martin Linne, Dezernent für Umwelt und Stadtentwicklung, aus. Im Gespräch mit unserer Zeitung, sagt er aber auch mit Blick auf emotionale Baum-Debatten: „Wir müssen das Baum-Thema in Duisburg entmystifizieren.“
Fachmann Leuchter findet: „Grün muss nicht immer schön sein.“ Auf der Mercatorinsel steht kein einziger Baum, weil das im Hochwasserschutz-Gebiet nicht vorgesehen ist. Dennoch biete die Fläche eine große Artenvielfalt. Besucher können spazieren oder verweilen und damit den Blick auf den Hafen genießen. „Grünflächen müssen nicht immer automatischen wie in Sanssouci aussehen.“