Duisburg. Aus Sicherheitsgründen fährt der Veranstalter des Duisburger Sommerkinos das bewegliche Dach derzeit nicht zurück – zum Ärger einiger Besucher.
Ein Teil der treuen Fangemeinde des Stadtwerke-Sommerkinos ist verstimmt: Das bewegliche Dach in der Gießhalle wird vom Veranstalter während der Filmvorführungen derzeit nicht zurückgefahren, sondern verharrt ständig in der Position über den Köpfen der Besucher im hinteren Teil des Kinos. Die Ursache sind technische Probleme, wie Ralf Winkels, Leiter des Landschaftsparks, im Interview am Donnerstag einräumte.
In den vergangenen Tagen haben sich mehrere Stammgäste auf der Facebookseite des Sommerkino-Veranstalters Filmforum, beim Landschaftspark und bei unserer Redaktion kritisch zu Wort gemeldet. „Die Temperaturen im vorderen Teil des Kinos sind kaum zu ertragen“, schreibt Leserin Ramona Fleer. Schuld daran sei nicht nur die aktuelle Sommerhitze, sondern auch das nicht zurückgefahrene Dach. Sie versteht nicht, warum vor der Inbetriebnahme am 10. Juli kein frühzeitiger Test erfolgt sei, um die Schäden noch rechtzeitig vor dem Sommerkino-Start beseitigen zu können. Zudem seien die Zuschauer vor Ort nicht informiert worden.
Kundenkritik: Einschränkung durch kaputtes Dach ist im Vorfeld bekannt gewesen
Eine andere Stammkundin, die in diesem Jahr Tickets im Wert von rund 400 Euro für acht Filmabende gekauft hatte, ärgert sich, weil das Besondere des Sommerkinos bei geschlossenem Dach nicht mehr gegeben sei. „Ich bin wirklich sehr verärgert, zumal im Vorfeld diese Einschränkung des kaputten Daches bekannt war und an uns Kunden nicht weitergegeben wurde. Man hätte zumindest niedrigere Ticketpreise aufrufen können“, so ihr Vorwurf.
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Ralf Winkels nimmt Stellung zu dieser Kritik. Bei der einmal im Jahr anstehenden Generalwartung im Frühjahr sei aufgefallen, dass die Laufrollen und Bremsen der Dachkonstruktion Schäden aufwiesen. „Deshalb haben wir diese Teile komplett ausgetauscht. Und bei einigen Probefahrten danach hat das Dach problemlos funktioniert“, so der Landschaftspark-Leiter.
Letzter Dachtest erfolgte erst am Abend der Sommerkino-Eröffnung
Wegen der akuten Veranstaltungsdichte in den Wochen vor dem Sommerkino („Traumzeit“-Festival, Ruhr Games, Extraschicht) habe man dann die nächste Probefahrt des Daches erst am Startabend des Sommerkinos durchgeführt. Und dabei sei dann aufgefallen, dass beim Ausfahren des Daches der Abriss von massiven Teilen der Führungsschienen drohte. Das Ausfahren sei derzeit deshalb ein Sicherheitsrisiko für die Besucher im Kino, aber auch im Gastrobereich vor der Gießhalle und daher nicht zu verantworten, so Winkels.
Und warum wird der Schaden nicht sofort repariert? „Das Dach ist eine sehr komplexe Konstruktion. Eine Behebung des Mangels an der Stützkonstruktion und den massiven Führungsschienen bedarf eines sehr großen technischen Aufwandes – inklusive dem Einsatz von Gerüsten und Elektrosteigern“, so Winkels. Das heißt: Würde das Dach nun repariert, wäre der Gastronomie- als auch der Beach-Bereich zu weiten Teilen gesperrt. Und darunter würde die gesamte Veranstaltung leiden.
Im schlimmsten Schadensfall drohen Kosten in sechsstelliger Höhe
Zweites Argument von Winkels: die drohenden Kosten. „Derzeit handelt es sich um einen Mangel mit überschaubaren Ausmaßen. Lassen wir ihn direkt nach dem Ende des Sommerkinos beseitigen, was derzeit geplant ist, dann kommen Kosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro auf uns zu“, so Winkels. Fährt man nun das Dach zurück und es reißen tatsächlich Teile ab, dann wird aus dem Mangel ein Großschaden. Und sofort würde die Schadenshöhe in den hohen sechsstelligen Euro-Bereich schnellen, so Winkels.
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Drittes Argument: das Wetter. „Bis Mittwochabend hatten wir 15 Veranstaltungstage – bei einem Drittel davon hat es stark geregnet“, so Winkels. Würde man das Dach an einem trockenen Abend zurückfahren und die Führungsschienen würden abreißen, müsste das Dach in dieser Position verharren. „Dann würden am nächsten Schlechtwetter-Abend alle Gäste in den Reihen 16 bis 36 zwangsweise im Regen sitzen.“ Die Kritik derjenigen, die sich nun über das geschlossene Dach beschweren, würde dann vermutlich noch viel, viel lauter werden, so Winkels.
Zwischen sechs und neun Metern zwischen Sitz und Dach
Die Kritik einiger Besucher, durch das nicht ausgefahrene Dach wäre die Gießhalle nur ein normaler Kinosaal, will Winkels nicht gelten lassen. Zwischen den Stühlen und dem aus Spezialfolie gefertigten Dach liegen je nach Sitzreihe zwischen sechs und fast neun Metern Luft über den Köpfen der Gäste. Rechts und links ist die Halle weiterhin komplett offen. „Von einem Hallengefühl kann in den oberen Reihen daher keine Rede sein. Man sitzt immer noch mitten im Freien“, so Winkels.