Duisburg. Mit dem herzerwärmenden Film „Fisherman’s Friends“ feierte das Stadtwerke-Sommerkino in Duisburg am Mittwoch eine gelungene Eröffnung.
Die 23. Auflage des Stadtwerke-Sommerkinos am Mittwoch begann genau so, wie in den vergangenen Jahren eigentlich immer: mit Regen und ungemütlichen Temperaturen. Dass es den knapp 700 Besuchern in der Gießhalle des Landschaftsparks Nord trotzdem wunderbar warm ums Herz wurde, lag am Auftaktfilm: „Fisherman’s Friends“ berührte das Premieren-Publikum derart, dass es bei dem Shantylied, das als Abspannmusik gespielt wurde, begeistert im Rhythmus mit klatschte.
Manch fröstelnde Fans des Duisburger Sommerkinos brachten wärmende Decke mit
„Das schlechte Wetter zum Start ist für uns ja leider inzwischen schon Business as usual“, sagte Filmforum-Geschäftsführer und Sommerkino-Macher Kai Gottlob, als er eine Stunde vor Filmbeginn einen sorgenvollen Blick in den grauen, mit Regenwolken verhangenen Abendhimmel über Meiderich riskierte. Doch wer ein hartgesottener Sommerkino-Fan ist, den können auch solch widrige Bedingungen nicht schrecken. Also machten es sich die Besucher bei knapp 15 Grad in ihren dicken Jacken auf den Sitzen bequem, manche mummelten sich in ihre mitgebrachten Decken ein.
Kai Gottlob erreichte innerlich hingegen von ganz allein die höchste Betriebstemperatur. Vor dem ersten Sommerkino-Abend unternimmt er stets noch einen letzten Kontrollgang und schaut, ob bei den rund einwöchigen Aufbauarbeiten auch an alles gedacht wurde. „Irgendeine Kleinigkeit, die noch zu machen ist, fällt immer auf“, sagt er.
Sommerkino-Macher Kai Gottlob wechselt Ende 2019 in den Ruhestand
Für Gottlob ist es persönlich das letzte Sommerkino in verantwortlicher Position: Ende Dezember wechselt er in den Ruhestand. Geht ihm diese finale Herausforderung deshalb nicht ganz besonders zu Herzen? „Nein, ich nehme das gar nicht bewusst wahr, sondern versuche, alle Aufgaben ganz normal und wie gewohnt zu erledigen.“ Dass es sein letztes Sommerkino ist, werde ihm wahrscheinlich erst nach dem letzten Film Mitte August so richtig bewusst.
Gottlob war es auch, der „Fisherman’s Friends“ zum Auftaktfilm auserkoren hatte. Diesen hatte er sich bei einem Sichtungsfestival angeschaut – und war direkt hellauf begeistert. Er schrieb gleich eine E-Mail an Regisseur Chris Foggin, ob dieser seinen Film nicht selbst in Duisburg vorstellen wurde. Und der Filmemacher (33), der mit Frau und zwei Söhnen in London lebt, sagte spontan zu.
Regisseur Chris Foggin gab sich sehr bescheiden
„Ich bin heute zum ersten Mal in Duisburg. Aber dieses Kino hier in dieser Kulisse ist ja wirklich unglaublich, ja einzigartig. Es ist eines der schönsten Kinos, das ich bisher gesehen habe“, geriet Foggin im Interview mit der WAZ ins Schwärmen. Er habe sich bei der Themenwahl für seinen neuesten Spielfilm von seinem Gefühl leiten lassen. „Als ich das brillante Drehbuch zum ersten Mal gelesen habe, wollte ich den Film sofort unbedingt machen.“ Das klappte dann zwar erst im zweiten Anlauf. Dafür bekam er aber auch eine Wunsch-Besetzung an die Seite gestellt. „Ich hatte so tolle Schauspieler, dass ich als Regisseur gar nicht mehr so viel dazu tun musste, damit etwas so Herzerwärmendes und Hoffnung Spendendes dabei herauskommt“, sagte Foggin.
Unterstützung bei den Dreharbeiten erhielt er auch von seiner Ehefrau Hannah. Die ist nicht nur die Mutter seiner beiden Söhne, sondern ist im beruflichen Alltag auch Produktionsdesignerin – und diesen Job übernahm sie auch bei den Dreharbeiten zu „Fisherman’s Friends“. So sah sich das Paar sowohl bei der Arbeit als auch im Privaten. „Aber sie teilt meine Leidenschaft fürs Filmemachen“, sagt Foggin und strahlt.
Mit Dolmetscher auf die Sommerkino-Bühne
Den kompletten Film wollte er sich übrigens nicht noch einmal auf der Großleinwand anschauen. „Ich habe ihn mir im Rahmen der Fertigstellung bestimmt schon 100 Mal angesehen. Vielleicht schaue ich ihn mir in einigen Jahren noch einmal an“, so Foggin und ergänzt mit einem Lachen. „Jetzt würde ich nur auf die Fehler achten, die ich übersehen habe.“
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Kurz vor dem Filmstart setzte sich Foggin dann auch noch mit Kai Gottlob auf die Sommerkino-Bühne. Robert Tonks, der Vorsitzende der Deutsch-Britischen Gesellschaft Duisburg, übernahm im dritten Klappstuhl sitzend die Rolle des Dolmetschers. Foggin erzählte, dass er sich bei den Dreharbeiten auf Anregungen oder Tipps seiner Mitstreiter vor und hinter der Kamera durchaus einlasse: „Wenn jemand eine bessere Idee hat, und das kommt oft vor, dann machen wird das. Da bin ich ein offener Typ.“ Der Film sei in England ein großer Erfolg, laufe inzwischen seit 16 Wochen in den Kinos. „Und mit der Zeit sind nicht weniger, sondern immer mehr Zuschauer in den Film gegangen“, so Foggin.
Besucher verabschieden Film und Regisseur mit großem Applaus
Das ist nicht verwunderlich, denn „Fisherman’s Friends“ ist ein berührender Film, der die (wahre!) Geschichte von zehn Fischern erzählt, die für ihr Leben gern Shantylieder singen. Durch Zufall werden sie von einem Plattenproduzenten entdeckt, der sie groß herausbringen will. Es wird viel gesungen, aber auch die Leben in so grundverschiedenen Welten wie der Großstadt und dem Fischerdörfchen miteinander verglichen. Großer Applaus um kurz vor Mitternacht für den Film und seinen Regisseur. Das Duisburger Publikum ist „Fisherman’s“-Macher Chris Foggin geradewegs ins Netz gegangen.