Hochfeld. Dietmar Behrens steht mit 76 Jahren Tag für Tag an den Eismaschinen in Duisburg-Hochfeld. Für ein paar Kugeln kommen die Leute von weit her.
Dietmar Behrens, 76 Jahre alt, steht an der Eismaschine. Tag für Tag. Man kann sagen: Eis ist sein Leben, auch wenn er ursprünglich einmal eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht hat. Behrens ist eine Traditions-Eisdiele, es gibt sie in der 50. Saison an der Wanheimer Straße. „Wer hier hin kommt, will zu mir. Für unser Nougat-Eis kommen Kunden von weit her“, sagt Dietmar Behrens stolz und beobachtet in der Küche, wie die Maschine arbeitet. „Wir produzieren frisch für die Theke.“ Rundherum hat sich der Duisburger Stadtteil Hochfeld verändert, nicht zum Positiven, sagen viele. Im Eiscafé mit seinen holzvertäfelten Wänden ist es immer noch ein bisschen wie früher.
Aus den Anfängen entwickelten sich legendäre Eisdielen
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Der Chef sieht sich dabei in der Tradition der Konditoren-Eismacher. „Es ist ja so: Damals hatten viele Konditoreien Eis im Programm, doch dann haben sie den Trend verschlafen. Es kamen die ersten Italiener, die ihre Cafés eröffneten. Die Leute fuhren erstmals in den Urlaub und dann wollten sie zu Hause die Sorten essen, die sie in Italien kennen gelernt hatten.“ Behrens lernte das Eis-Handwerk in Essen, gemeinsam mit seinen Freunden, die sich später mit eigenen Eisdielen selbstständig gemacht haben – darunter sind so klangvolle Namen wie Plükthun oder Mörchen.
Jeder hat später sein eigenes Rezept weiter entwickelt. Drei Grundvarianten gibt es - eine für Obstsorten, lactosefreie und eine mit Milch. Gehaltvoller sei die Masse als bei den Italienern und werde stets mit frischen Zutaten zubereitet. „Fett ist ein Geschmacksträger. Wir verwenden keine Pülverchen.“ Die Haselnüsse für die Nougat-Variante liegen bereit, ebenso die Schokoladenstückchen für Straciatella.
„Zunächst sind wir herumgefahren und haben das Eis ambulant verkauft.“
Klassiker wie Vanille, Schokolade und Erdbeer
Später wurde dann das Ladenlokal in Hochfeld angemietet. In der Theke fanden sich zunächst vor allem Klassiker: Vanille, Schokolade, Erdbeer, nach einem Umbau kamen rund 15 weitere Sorten dazu. Danach brummte das Geschäft. „Ich kann gar nicht sagen, was meine Lieblingssorte ist. Das würde ja bedeuten, dass ich die anderen Geschmäcker schlecht mache.“ Vanille muss er besonders häufig nachproduzieren. Das landet in fast jedem Eisbecher, weil es sich so gut kombinieren lässt. Einmal hat er sogar Sorten für Diabetiker hergestellt. „Die habe ich angeboten wie Sauerbier. Irgendwann habe ich sie wieder aus der Theke genommen.“Eis-Wetter sei eigentlich immer. Nur, wenn die Temperaturen über 28 Grad steigen, gehen die Leute lieber ins Schwimmbad.
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Derzeit warten etwa Raffaello, Pistazieneis, Käsekuchen oder Himbeer-Sahnegries auf die Kunden. Dirk Gasbar hat früher in der Nähe gewohnt. Nun kommt er extra aus Ratingen, um bei Eis Behrens ein paar Kugeln zu naschen. Seine Begleiterin ist verwundert, dass sich ausgerechnet in Hochfeld so eine Eiscafé befindet. „Nougat muss immer sein“, sagt er und Dietmar Behrens nickt zustimmend: „Gute Wahl.“
Entwarnung: Der Chef macht weiter
In den vergangenen Jahren wurde oft gemunkelt, dass die Eisdiele vielleicht schließen möchte. „Ich bin schon dreimal gestorben“, berichtet der Chef von Gerüchten. „Einmal standen sie vor der Tür, als wir gerade umbauten und erzählten sich, dass ich auswandere, weil ich zu Geld gekommen bin.“ Er ist rausgegangen, hörte aufmerksam zu und fragte dann: „Warum weiß ich denn nichts davon.“ Als er sich als Inhaber vorstellte, verstummten die Gerüchte. So viel ist sicher: Die nächsten Jahre will er noch weiter an den Eistöpfen stehen. „Wissen Sie, ich habe eine schöne Aufgabe. Da wird mir nicht langweilig.“