Duisburg. . Draußen in kurzer Hose und mit einen Eis in der Hand – drinnen in den Läden Zimtsterne und Schoko-Nikoläuse. Eine skurrile Szenerie im Herbst.

In zehn Wochen ist Weihnachten – spüren Sie es schon? Vermutlich nicht. Genauso wenig wie all die Sonnenanbeter, Schönwetter-Spaziergänger und Eis-Liebhaber, die wir gestern Nachmittag bei 26 Grad und strahlendem Sonnenschein in der Innenstadt getroffen haben.

Schoko-Nikoläuse und Zimtsterne in den Regalen

Während zwei Mitarbeiter bei Karstadt Zimtsterne, Schokoladen-Nikoläuse und Dominosteine in die Regale im Eingangsbereich der ersten Etage räumen, sitzen Klaus und Ursula Drost in kurzen Hosen und Sandalen vor dem großen Kaufhaus auf einer Bank und lassen sich die pralle Sonne ins Gesicht scheinen. „Toll ist das, herrlich“, sagt Klaus Drost. „Das könnt’ bis Weihnachten so weitergehen. Nur ein bisschen regnen könnte es zwischendurch mal. Im Rhein sieht es ja gerade mal ganz mau aus.“

Schwitzen schon beim Hinsehen

Sehen so Herbst-Temperaturen aus? Eigentlich nicht. Klaus und Ursula Drost genießen den goldenen Oktober in der Duisburger Innenstadt.
Sehen so Herbst-Temperaturen aus? Eigentlich nicht. Klaus und Ursula Drost genießen den goldenen Oktober in der Duisburger Innenstadt. © Theresa Langwald

Barbara Schepper, eine Rentnerin zwei Bänke weiter, sieht das ähnlich: „Ich genieße die Sonne. Man braucht auch gar keine dicke Jacke. Nur ein bisschen regnen könnte es ruhig mal.“

Dicke Jacken gibt es hingegen bei den Einzelhändlern entlang der Königstraße: Steppjacken in Rostrot, Schals und Mützen in Beerentönen und Handschuhe in Senfgelb. Allein beim Hinsehen kommt man fast schon ins Schwitzen. „Bei dem Wetter wollen die Leute nicht so gerne warme Sachen anprobieren“, sagt Claudia Suhl-Liebig von dem Outdoor-Ausstatter Jack Wolfskin. „Das Geschäft geht im Moment eher schleppend voran. Aber der Winter kommt.“

Volker Simstich, Filialleiter von Karstadt, sieht es mit Humor: „Wenn Sie jetzt einen Schoko-Weihnachtsmann kaufen und im Auto liegen lassen, haben Sie hinterher eher Schokofondue“, sagt er lachend. „Einige Bereiche leiden schon unter den ungewohnt hohen Temperaturen. Aber die Saison fängt ja gerade erst an.“

Inhaberin der Eisdiele „Zum Kuckuck“ ärgert sich

Die Inhaberin der Eisdiele „Zum Kuckuck“, Silke Maas, ärgert sich hingegen, dass sie ihren Laden bereits dicht gemacht und in den Urlaub geflogen ist. „Ich kann die Auszeit jetzt gar nicht richtig genießen“, sagt sie. „So ein schönes Wetter, das muss man eigentlich mitnehmen.“

Genau das tun die Verantwortlichen im Eiscafé Bocconcino. Im Außenbereich genießen noch viele Kunden ein Eis. An die 15 Kellner flitzen parallel zwischen Eistheke und Gästen hin und her. Und die, die keinen Platz ergattern konnten, die setzen sich einfach auf die Grünflächen auf dem König-Heinrich-Platz. Auch die Schwestern Johanna und Emma Freitag haben sich ein Eis auf die Hand geholt. Die Schülerinnen haben den ersten Ferientag beim Shopping in der City genossen und sind nun zurück auf dem Weg nach Rheinberg. „Ein perfekter Start in die Ferien“, sagt Johanna.

>„VIKTOR“ SORGT FÜR DAS SCHÖNE WETTER

Verantwortlich für den sommerlichen Herbst ist Hoch „Viktor“ über Mittel- und Osteuropa. Erst am Freitag sollen die Temperaturen wieder unter 20 Grad gehen. Bis dahin können die Duisburger ihr Eis etwa noch im Eiscafé Behrens in Hochfeld oder im Rialto in Wanheim genießen.