Duisburg. Bademeister rufen auch in Duisburg häufiger die Polizei zur Hilfe. Zuletzt mussten Beamte eine Auseinandersetzung am Kombibad schlichten.

Blaulicht vor dem Schwimmbad, das ist auch in Duisburg nicht so selten. Fälle aber, wie zuletzt inDüsseldorf, wo hunderte aggressive Männer nach einem Streit eine türkische Familie umzingelten, oder wie in Essen, wo ein Bademeister von einer Gruppe südländisch aussehender Jugendlicher geschlagen wurde, gibt es in Duisburg nicht, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergab.

Zuletzt hatte es eine größere Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen im Freibad Homberg Ende Juni gegeben, zu der die Polizei herangezogen werden musste, berichtet die Pressestelle der Stadt. Aus Polizeikreisen heißt es, dass ein Mann des Bades verwiesen werden sollte und sich dann eine Gruppe libanesischer Herkunft einschaltete, um das zu verhindern. Daraufhin habe der Sicherheitsdienst die Polizei gerufen.

Im Rhein-Ruhr-Bad und im Hallenbadbetrieb des Allwetterbades Walsum verhalten sich Besucher regelmäßig so, dass ein Sicherheitsdienst für Ordnung sorgen muss. In den anderen städtischen Bädern, die von DuisburgSport betrieben werden, wird neben dem eigenen Aufsichtspersonal abhängig vom Besucheraufkommen auch privates Sicherheitspersonal eingesetzt. Die Kosten dafür trägt DuisburgSport.

Dass am Wochenende zwei Hallenbäder wegen Personalmangel geschlossen waren, erklärt die Stadt damit, dass man mit verstärkter Präsenz die eigenen Mitarbeiter in den Freibädern besser schützen wolle. Für den Preis, dass ohnehin weniger stark besuchte Hallenbäder zu bleiben.

Externes Sicherheitspersonal im Freibad Kruppsee

Die Berichte aus Düsseldorf und Essen wirken sich auf das Sicherheitsgefühl vieler Badegäste aus, wie aus zahlreichen Leserreaktionen zu lesen ist. Erfahrungen, die man im Freibad Kruppsee in Rheinhausen auch gesammelt hat, weshalb am Wochenende und bei hohen Temperaturen neben festen Bademeistern auch externes Sicherheitspersonal im Einsatz ist. Früher mehr am Beckenrand im Dienst, gilt die Aufmerksamkeit der Bademeister und der Security nicht mehr nur den Gästen im Wasser: „Wir müssen die Wiese mit im Blick haben“, sagt Jörg Paeßens, Sprecher des Freibades.

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Jede halbe Stunde patrouilliere der Sicherheitsdienst entlang der Liegewiesen. „Die Situation ist da angespannter.“

Das liege auch an der Freibad-Situation in Rheinhausen: Gab es mit dem Bad am Toeppersee über viele Jahre eine zweite Anlaufstelle für Schwimmer, ist der Kruppsee mittlerweile die einzige Adresse zum Baden in Rheinhausen. „Die Badegäste liegen enger zusammen“, sagt Paeßens.

Verbale Konflikte hat es im Freibad am Kruppsee zwar schon gegeben: „Die Hemmschwelle der Badegäste wird niedriger“, urteilt Paeßens. „Die Situation ist aber noch nie eskaliert.“

„Der Umgangston wird rauer“

Exklusiver ist die Lage am Barbarasee, wo der Amateur-Schwimm-Club Duisburg (ASCD) eine große Anlage nebst beheiztem 50-Meter-Außenbecken pflegt - geöffnet nur für Mitglieder. Der warme Juni habe den 2800 Mitglieder starken Verein weiter wachsen lassen, berichtet Silvia Hagenacker aus der Geschäftsstelle.

Die Konflikte in anderen Bädern seien weniger der Grund gewesen, „auch bei uns ist der Umgangston rauer geworden, wie in allen Lebensbereichen.“

Schlägereien habe es noch nicht gegeben, aber Konfliktpotenzial biete die oft fehlende Rücksichtnahme, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Interessen: Hier die älteren Mitglieder, die ruhige Bahnen ziehen wollen, da die Familien und herumtobenden Kindern.

Familiäre und friedliche Atmosphäre im Freibad Großenbaum

Im Freibad Großenbaum gibt es kein externes Sicherheitspersonal. „Es ist sehr familiär und friedlich hier,“ sagt Mitbetreiberin Kim Samonte. Das liege vor allem an der Zusammensetzung des Teams: „Wir sind stark aufgestellt mit Mitgliedern der Kampfkunstschule Samonte“, sagt Samonte. Sie selbst ist 30-fache Weltmeisterin im Kickboxen. Auf dem Lehrplan der Kampfkunstschule stehen etwa Selbstverteidigung und Aggressionskontrolltraining. Wissen, dass den Mitarbeitern im Umgang mit Badegästen hilft.

„Gerade bei heißen Temperaturen ist ein ruhiger Ton gefragt.“ Mit Empathie, Respekt und nach den Regeln der Kampfkunst versuchen die Mitarbeiter, Konflikte im Freibad schnell zu lösen: „Wir schreien nicht und versuchen mit viel Ruhe zu agieren.“ Sollte es jedoch zu einer Auseinandersetzung kommen, beherrschen die Mitarbeiter deeskalierende Techniken, um Situation zu klären. „Das ist bisher nicht passiert.“

Stadtsportbund bietet Kurse zur Gewaltprävention für Trainer und Übungsleiter an

Jeder Trainer, jeder Übungsleiter durchläuft in seiner Ausbildung Einheiten zur Gewaltprävention. Der Stadtsportbund, verantwortlich für über 100.000 Sportler in 432 Vereinen in Duisburg, setzt auf theoretische und praktische Übungen. „Wir haben schon 2016 den Aufruf gegen Gewalt im Sport unterzeichnet, haben seither Präventionskurse im Angebot, erklärt Christoph Gehrt-Butry vom Stadtsportbund.

Angenommen werde das aber eher schleppend, im Schnitt würden sich zwei bis drei Vereine pro Jahr mit dem Thema auseinandersetzen. Um respektvolles Miteinander zu lernen, werden die Trainer geschult, Regeln festzulegen und auf deren Einhaltung zu achten.

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Von den Fußballteams würde zurückgemeldet, dass es insgesamt weniger Fälle von Gewalt gibt, die dem Schiedsgericht gemeldet werden müssen. Die seien dann aber öffentlichkeitswirksam, berichtet Gehrt-Butry.

Gewaltprävention sei auch bei einigen Verbänden auf der Agenda. Um die Atmosphäre am Spielfeldrand zu regulieren, habe beispielsweise der Handballverband angefangen, blaue Karten zu verteilen. Als Mahnung.

Um allen Formen von Gewalt im Zusammenhang mit Sport gerecht zu werden, gibt es jetzt auch Lehrgänge zum Umgang mit Cybermobbing.