Essen. Issa Security stellte 15 Jahre den Sicherheitsdienst im Grugabad, ist heute noch im Revierpark. Wie sich Fachleute den Gewaltanstieg erklären.
Mohammed Issa arbeitete schon als Aushilfe im Grugabad, als er sein privates Sicherheitsunternehmen noch gar nicht gegründet hatte. „Da haben wir aufgepasst, dass keiner über den Zaun klettert oder klaut. Die Gewalt heute ist eine ganz andere Hausnummer“, sagt der 49-Jährige mit palästinensischen Wurzeln, der 1997 „Issa Security“ gründete. 15 Jahre patrouillierten seine Mitarbeiter im Auftrag der Stadt Essen im Grugabad. Bei der Ausschreibung vor drei Jahren ging der Zuschlag an eine andere Sicherheitsfirma. „Ehrlich gesagt bin ich heute froh, dass wir da raus sind. Zu viel Stress und Ärger“, sagt Issa. Nur das Freibad im Revierpark Nienhausen gehört in dieser Sparte heute noch zu den Auftraggebern, „da ist es etwas ruhiger und beschaulicher“. Auch einer seiner Mitarbeiter ist froh, dass das Grugabad mittlerweile nicht mehr zu seinen Einsatzorten zählt: „Die Leute, die dort arbeiten, müssen eigentlich jeden Tag damit rechnen, angegangen zu werden. Das ist Anspannung pur.“
„Im Freibad treffen viel Testosteron, verschiedene Kulturen und Mentalitäten aufeinander“
Körperliche und verbale Gewalt gehe dabei meist von jugendlichen Migranten aus: „Da treffen viel Testosteron, verschiedene Kulturen und Mentalitäten aufeinander. Und niemand möchte sich der anderen Gruppe unterordnen“, erklärt Issa. Das habe viel mit Stolz zu tun – mitunter reiche schon ein falscher Blick, um die geladene Stimmung explodieren zu lassen. Grundsätze wie „Der Klügere gibt nach“ gelten demnach speziell in vielen arabisch geprägten Gesellschaften nicht.
So erklärt ein Issa-Security, der seinen Namen nicht veröffentlicht wissen will, auch die jüngste Eskalation in Düsseldorf: „Am Anfang steht meist nur ein kleiner Konflikt. Dann kommen immer mehr Schaulustige dazu, die sich einmischen. Alle wollen Recht haben. Wir haben immer versucht, solche Menschentrauben erst gar nicht entstehen zu lassen. Je länger man wartet, umso schlimmer wird es.“ Wenn man am Ende 100 Leuten gegenüberstehe, sei man selbst als Sicherheitsdienst der Situation kaum noch gewachsen. Speziell in Essen sei die Zusammenarbeit mit Polizei und Sicherheitskräften aber sehr gut, zeige die Null-Toleranz-Strategie samt ihrer Razzien und Festnahmen mittlerweile Wirkung.
Aggressive Jugendkultur ist Teil des Problems
Eine weitere Erklärung für die sinkende Hemmschwelle sei auch eine aggressive Jugendkultur: „Manche sind erst 14 Jahre alt und wollen einen auf Gangster machen, die haben ein bisschen zu viel Bushido gehört“, so der Issa-Mitarbeiter.
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Gut 20 Prozent der 70 Festangestellten und 120 Aushilfskräfte hätten selbst einen Migrationshintergrund. „Das hat Vor- und Nachteile. Manche Randalierer denken, man sei einer von ihnen. Hilfreich ist die eigene Herkunft aber vor allem wegen der Sprache – viele Konflikte könnten wir auf Deutsch gar nicht entschärfen“, sagt Mohammed Issa. Dabei sei eine gute Kommunikation wichtig, um aufgeheizte Situationen wieder abzukühlen: „Wir trennen die Gruppen und begleiten sie nach draußen. Am Ende steht dann auch oft ein Hausverbot.“ Konflikte wie zuletzt auch im Essener Oststadtbad könnten dabei kaum schon am Eingang verhindert werden: „Man guckt den Leuten immer nur vor den Kopf. Wichtig für Sicherheitsdienste ist es, brenzlige Situationen schnell zu erkennen und zu entschärfen“, sagt Issa. Sonst werde die Gewalt zum Selbstläufer.