Duisburg. Zufrieden stellt die Duisburger Polizei ihre Bilanz für 2018 vor. In nahezu allen Bereichen ist die Stadt sicherer geworden. Ein Überblick:

Als es vor einigen Wochen um die gefühlte Sicherheit vieler Duisburger ging, die im krassen Missverhältnis steht zum tatsächlichen Risiko, Opfer eines Verbrechens zu werden, hatte Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels bereits angedeutet, dass sie mit der Arbeit ihrer Behörde im vergangenen Jahr ganz zufrieden ist. Jetzt, da die Bilanz der Polizei für das Jahr 2018 abschließend vorliegt, verrät Bartels auch warum:

Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels
Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels © Fabian Strauch

In nahezu allen Bereichen der Kriminalstatistik verzeichnet die Polizei eine positive Tendenz. Weniger Einbrüche, weniger Gewaltdelikte, dafür mehr Festnahmen und aufgeklärte Fälle.

Die Kriminalstatistik Duisburg 2018 im Einzelnen:

Nachdem die Zahl der Straftaten bereits im Jahr 2017 erstmals seit 2009 mit 49.739 unter 50.000 geblieben war, sank die Zahl im Jahr 2018 weiter auf 44.070 Fälle.

In relativen Werten bedeutet dies einen Rückgang um 11,4 Prozent gegenüber 2017. Bei einer Aufklärungsquote von 56,49 Prozent (2017: 53,90 Prozent) klärten die Ermittler mehr als jede zweite Tat und haben damit die höchste Quote der letzten zehn Jahre erreicht.

Nicht nur die Zahl der Wohnungseinbrecher ist weiter rückläufig, sondern auch die Gewaltkriminalität nahm mit 1.732 Fällen (2017: 1.807) um vier Prozent ab. Im Bereich der Straßenkriminalität sank die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle um mehr als elf Prozent von 11.732 im Jahr 2017 auf 10.410 Fälle im Jahr 2018.

„Bei 47 Mordkommissionen in Duisburg und dem Kreis Wesel im vergangenen Jahr ist die Belastung für unsere Kripo weiterhin auf einem hohen Niveau“, unterstreicht Bartels die Arbeit der Kriminalpolizei.

Die Zahl der Tötungsdelikte für Duisburg ist auf 19 (2017: 22) gesunken. Die Kripo ermittelte in fünf Fällen wegen Mordes, in elf Fällen wegen Totschlags und in drei Fällen wegen fahrlässiger Tötung – davon blieb es 13 Mal bei einem Tatversuch. Bei den sechs vollendeten Taten verloren sechs Menschen ihr Leben: in einem Fall durch Mord, in zwei weiteren durch Totschlag und drei Mal durch eine fahrlässige Tötung.

Fälle, die besonders in Erinnerung bleibe

Im September eskalierte der Streit eines jungen Paares in Friemersheim: Der 16 Jahre alte Ex-Freund einer schwangeren 17-Jährigen soll der Vater ihres ungeborenen Kindes (5. Monat) sein. Nachdem er der werdenden Mutter bereits gedroht hatte, dass niemand erfahren dürfe, dass er der Vater sei, setzte er einen besonders perfiden Plan in die Tat um.

An einem Donnerstagabend sollen sich beide verabredet haben, um über das gemeinsame Kind zu reden. Drei vom mutmaßlichen Kindesvater angeheuerte, maskierte Freunde lauerten der Schwangeren auf und griffen sie unvermittelt an. Sie schlugen gemeinsam mit dem Ex-Freund auf sie ein und verletzten sie mit einem Messer an den Beinen sowie an der Hüfte. Die junge Frau riss sich los und rettete sich in den Garten eines Ehepaares. Dieses leistete erste Hilfe und alarmierte die Rettungskräfte. Nachdem die Polizei die vier Tatverdächtigen ermittelt hatte, erließ die zuständige Haftrichterin auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg Haftbefehle wegen versuchten Mordes gegen das Quartett.

Der Fall der kleinen Mia, die am 17. November tot in einem aus Duisburg stammenden Altkleidercontainer in Polen aufgefunden wurde, erschütterte Duisburgs Bürgerinnen und Bürger sowie alle beteiligten Polizisten. Nachdem die Ermittler einer Frau aus Rumeln auf die Schliche kamen und bei ihr ein weiteres, totes Neugeborenes entdeckten, stellte sich schnell heraus, dass es keine Verbindung zu Mia gab. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg erließ der zuständige Richter Haftbefehl wegen Totschlags gegen die 35-Jährige. Obwohl es der Polizei gelang, an dem Leichnam der kleinen Mia DNA ihrer Mutter zu sichern, konnte die Frau noch nicht identifiziert werden. Da die Ermittlungen noch andauern, ist der Sachverhalt in der aktuellen Auswertung statistisch noch nicht erfasst.

447 Fälle von Raub und Körperverletzung

Nachdem die Anzahl der Raubstraftaten von 2016 auf 2017 um knapp zehn Prozent sank, setzte sich dieser rückläufige Trend auch im Jahr 2018 mit 447 bekannt gewordenen Fällen fort. Gegenüber 2017 (476 Fälle) sank die Anzahl der Taten in 2018 um weitere sechs Prozent und ist somit der niedrigste Wert im Zehn-Jahres-Rückblick.

Über 50 Prozent der Tatverdächtigen gingen der Polizei ins Netz. In 23 Fällen (2017: 19) rissen die Tatverdächtigen Handtaschen gewaltsam an sich. Raubüberfälle auf Straßen, Wegen und Plätzen stellten mit 238 Taten den größten Anteil dar. Hier gab es im Jahr 2018 einen Rückgang von zwölf Taten gegenüber 2017. Die Aufklärungsquote stieg von knapp 37 Prozent in 2017 auf knapp 40 Prozent in 2018 an.

Die Ermittler des Raubkommissariats mussten sich auch im vergangenen Jahr mit zahlreichen Überfällen auf Tankstellen auseinandersetzen. Am 2. Februar nahmen Kripobeamte einen 33-Jährigen fest, der von November 2017 bis Januar 2018 insgesamt zehn Tankstellen in NRW, davon vier in Duisburg überfallen hatte. Der Tankstellenräuber wurde mittlerweile zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.

In einem weiteren Fall kamen die Ermittler im Rahmen einer Kommission einer vierköpfigen Tätergruppierung auf die Spur, die im September 2018 drei Tankstellen überfallen hatte. Von den vier Tatverdächtigen im Alter von 17 bis 19 Jahren nahmen die Beamten drei fest. Ein weiterer Tatverdächtiger stellte sich kurze Zeit später.

Weniger Körperverletzungen in Duisburg

Die Zahl der angezeigten Körperverletzungen ging um 399 Taten auf 4.135 (4.534) zurück. In 1.198 (1.258) Fällen ermittelten die Beamten wegen gefährlicher/schwerer Körperverletzung. Das bedeutet: Der Täter hatte z.B. eine Waffe dabei, agierte mit mehreren Personen oder verletzte andere erheblich. Die Aufklärungsquoten der Jahre 2018 (78 Prozent) und 2017 (79 Prozent) lagen auf einem vergleichbar hohen Niveau.

Besorgt zeigt sich Polizeipräsidentin Dr. Bartels über die Anzahl der Widerstände und tätlichen Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen. Im Jahr 2018 wurden 258 Verfahren wegen Widerstandes eingeleitet.

Die Einsatzkräfte sind bei ihren Maßnahmen nicht nur beleidigt und bespuckt worden: Auch Schläge und Tritte mussten die Beamten abwehren und einstecken. 506 Polizisten sind bei Einsätzen angegriffen worden. Davon konnten neun aufgrund ihrer Verletzungen den Dienst nicht fortsetzen.

Einbrüche und Diebstähle

Besonders erfreulich ist aus Sicht der Duisburger Polizei der anhaltende Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen. Auch 2018 blieb die Polizei beim Kampf gegen Wohnungseinbrecher erfolgreich. Nachdem die Anzahl der Einbrüche von 2016 auf 2017 um fast 33 Prozent auf 1.094 Taten zurückging, sank die Anzahl in 2018 auf 1.079 Fälle.

Annähernd 41 Prozent (445) der Einbrüche blieben im Versuchsstadium stecken, weil Einbrecher an den Sicherungen scheiterten oder aufmerksame Nachbarn den Notruf wählten. Damit ist der niedrigste Wert seit 16 Jahren erreicht. Die Aufklärungsquote sank gegenüber dem Vorjahr (20 Prozent) allerdings leicht ab und lag jetzt bei 18 Prozent.

Hinsichtlich sämtlicher Diebstahlsdelikte weist die Statistik knapp 17 Prozent weniger Taten auf: 17.813 gegenüber 21.452 in 2017. Die Aufklärungsquote konnte von fast 24 Prozent auf über 26 Prozent gesteigert werden.

Die Zahl der Diebstähle aus Keller- und Waschräumen sank um über 52 Prozent von 2.552 auf 1.211 Taten. Beim Fahrraddiebstahl wurden 631 Fahrräder weniger gestohlen als im Jahr 2017 (2.604) - das entspricht einem Rückgang von mehr als 24 Prozent.

Bei den Diebstählen von Kraftfahrzeugen sank die Zahl von 224 auf 202, was einen Rückgang von fast zehn Prozent bedeutet. Erfreut waren die Besitzer eines Wohnmobils, das in der Nacht von Donnerstag (6. Dezember) auf Freitag (7. Dezember) in Duisburg-Buchholz gestohlen wurde. Da im Fahrzeug eine SIM-Karte verbaut war, konnte das abgestellte Wohnmobil im Wert von über 50.000 Euro in der Woche darauf in Düsseldorf-Hassel geortet werden.

Deutlich weniger Taschendiebstähle

Die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle sank im Berichtszeitraum um über 27 Prozent. Langfinger griffen 1.598 (2017: 2.196) Mal in fremde Taschen. „Die Aufklärungsquote ist mit fast vier Prozent gering, da die Bestohlenen den Verlust oft erst später bemerken und selten eine Beschreibung von Tatverdächtigen gegeben können“, so die Polizei.

Deutlich weniger Fälle von Trickbetrug

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