Duisburg. Eine schwangere Teenagerin wird Opfer einer Messerattacke. Dahinter soll ihr Ex-Freund stecken. Jetzt stehen er und drei Freunde vor Gericht.
Vor dem Landgericht hat am Donnerstag hinter verschlossenen Türen der Prozess gegen vier Jugendliche begonnen, die im September 2018 in den Friemersheimer Rheinauen eine schwangere 17-Jährige mit einem Messer angegriffen hatten. Einer der Angeklagten ist der mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes. Die Anklage lautet auf Mordversuch und versuchten Schwangerschaftsabbruch.
Weil er nicht wollte, dass die Jugendliche sein Kind zur Welt bringt, soll der damals 15-Jährige am 6. September das 17 Jahre alte Mädchen in eine Falle gelockt haben. Drei Mittäter sollen die Jugendliche in Friemersheim mit Messern angegriffen und schwer verletzt haben. Der Kindsvater soll eine lose sexuelle Affäre mit dem Mädchen gehabt haben. Als er von der Schwangerschaft erfuhr, soll er wenig begeistert gewesen sein. Per Textnachrichten soll er von der jungen Frau Stillschweigen gefordert haben.
Die Anklage geht davon aus, dass er sich mit ihr am Tattag unter einem Vorwand zu einem Spaziergang am Rheinufer verabredete. Angeblich sollte es eine klärende Aussprache über die Beziehung geben. Zuvor soll er sich allerdings der Mithilfe dreier junger Männer versichert haben. Auf sein Zeichen hin sollen die Mittäter, die sich hinter einem Gebüsch versteckt gehalten hatten, hervor gestürmt sein und die 17-Jährige mit Messern attackiert haben.
Die Hilferufe der jungen Frau, die sich losreißen und flüchten konnte, machten einen Anwohner aufmerksam. Als die Täter dies bemerkten, flüchteten sie. Das Mädchen wurde durch sieben Messerstiche an Hüfte und Oberschenkeln verletzt. Das ungeborene Kind soll keinen Schaden davon getragen haben. Es wird voraussichtlich in den nächsten Tagen zur Welt kommen.
Die heute 18 Jahre alte Frau tritt im Prozess als Nebenklägerin auf. Zum Prozessauftakt erschien sie nicht. „Es geht meiner Mandantin immer noch schlecht“, so ihre Anwältin. Die Verletzungen seien zwar verheilt, aber die Todesangst und die Angst um das Kind wirkten nach. „Sie befindet sich noch immer in psychologischer Behandlung.“
Für den Prozess sind bis Ende Februar sechs weitere Verhandlungstage vorgesehen. Details werden aber kaum nach außen dringen: Wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten findet der Prozess komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die vier Tatverdächtigen leben alle in Duisburg und sind laut Angaben des Gerichts 16 bis 17 Jahre alt. Bei drei von ihnen handelt es sich demnach um Deutsch-Türken, einer hat die schwedische Staatsbürgerschaft. Er wurde im Irak geboren und lebt seit 2013 in Deutschland, wie die Polizei berichtet hatte. Im Falle einer Verurteilung drohen den vier Angeklagten jeweils bis zu zehn Jahre Jugendhaft.