Duisburg. Während die Suche nach der Mutter des toten Babys aus dem Duisburger Altkleidercontainer weiter geht, wurde das Mädchen nun beerdigt.
Der Himmel über Duisburg, er ist grau an diesem Tag. Der Regen prasselt unaufhörlich auf alles herab, was sich unterm Firmament befindet. Die Tropfen perlen ab vom kleinen rostbraunen Sarg eines Babys, das auf dem Friedhof Trompet in Rheinhausen zu Grabe getragen wird. Es ist der letzte Weg der kleinen Mia. Begleitet wird das Mädchen von zwei Dutzend bewegten Duisburgern, einigen Polizisten und Journalisten.
„Das ist grausam. Wie kann eine Mutter ihrem Kind das antun? Sie muss sich doch endlich bei der Polizei melden“, sagt Renate Gernhardt. Die 69-Jährige ist sichtlich bewegt. In der Hand hält sie festumklammert eine weiße Rose. Die Blume des Abschieds. Später wird sie an Mias Grab stehen, die Rose hinein legen und ein Stoßgebet sprechen. „Wir haben selbst eine Tochter. Das Schicksal der kleinen Mia hat uns wirklich erschüttert“, erklärt Renate Gernhardt und dreht sich ihrem Mann Georg zu.
Zuvor hat eine freie Rednerin an Mias Grab eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Die Worte sollen dem kleinen Mädchen den Frieden vermitteln, der ihr auf Erden nicht zuteil wurde.
„Wir nehmen heute Abschied von Mia, aber dieses Buch ist für uns noch nicht geschlossen. Unsere Ermittlungen laufen weiter“, sagt Polizeisprecherin Jacqueline Grahl. Zusammen mit ihrer Kollegin Stefanie Bersin hat auch sie bunte Rosenblüten in das kleine Grab fallen lassen.
Ermittlungen, die sich nach wie vor als schwierig erweisen und die ihren Anfang Mitte November nahmen. Die Nachricht, dass in einer Sortieranlage für Altkleider in Polen ein totes Baby gefunden wurde, das in Duisburg in einen Container gelegt worden sein muss, schockierte eine ganze Stadt. Die Polizei suchte alle Behälter in der Stadt mit Leichenspürhunden ab und bat die Bürger abermals um Hilfe. Die Ermittler betonten stets, dass Sie Verständnis für die dramatische Gefühlswelt der Frau hätten, die ihr Kind mutmaßlich in einen Container gelegt hat.
Ein zweiter Babyleichen-Fall
Zunächst schien es, als ginge die Taktik der Behörden auf. Hinweise aus der Bevölkerung seien es gewesen, die die Ermittler am 1. Dezember auf die Spur einer 35 Jahre alten Frau in Rumeln brachten. Zwischen blutigen Laken und Plastiktüten entdeckten Polizisten in der Wohnung der Frau eine weitere Babyleiche. Die 35-Jährige gestand, dieses Mädchen zur Welt gebracht zu haben, bestritt aber stets auch die Mutter von Mia zu sein.
Dass es tatsächlich sein kann, dass allein aufgrund eines erschütternden Zufalls ein zweiter tragischer Fall eines toten Babys aus Duisburg entdeckt worden sein könnte, mochte zunächst niemand recht glauben. Die Ermittler zweifelten an der Aussage der Frau aus Rumeln. Um die Wahrheit herauszufinden war es nun drängender denn je, dass die Leiche von Mia aus Polen an die deutschen Behörden übergeben wird. Das Ergebnis des DNA-Tests brachte die schockierende Wende. Mia ist nicht die Tochter der 35-Jährigen, die seit nunmehr anderthalb Monaten wegen des Vorwurfs des Totschlags in Untersuchungshaft sitzt.
Während die Todesumstände des Babys aus Rumeln möglicherweise in einem Strafprozess geklärt werden können, bleibt das Schicksal der kleinen Mia weiterhin ungeklärt.
Die Polizei ermittelt auf Hochtouren, geht allen Hinweisen zu dem Stoffgegenstand nach, der in der Nähe der Leiche lag. Offenbar handelt es sich dabei um einen Waschhandschuh, der vorwiegend im türkischen, bulgarischen und marokkanischen Raum verwendet werde. Gleichzeitig wiederholt Polizeisprecherin Jacqueline Grahl auch am Grab der kleinen Mia nochmals eindringlich die Fragen der Ermittler: „Welche Frau oder welches Mädchen hat eine Schwangerschaft im vergangenen Jahr verleugnet oder wo fehlt nach einer Schwangerschaft das Baby? Jeder Hinweis kann entscheidend sein. Rufen Sie uns bitte unter 0203 280-0 an.“