Duisburg. Der 41-jährige Martin Murrack ist ab 1. Februar der Finanzdezernent im Duisburger Rathaus. Wie er sein Amt sieht, erklärt er im Interview.

Mit dem heutigen Tag wechselt Martin Murrack das Büro im Rathaus: Der 41-Jährige war seit April 2018 Beigeordneter für Personal, Organisation und Digitalisierung und ist nun als neuer Kämmerer Nachfolger von Dörte Diemert, die als Finanzdezernentin nach Köln gewechselt ist. Zugleich ist Murrack auf Vorschlag von OB Sören Link zum Stadtdirektor gewählt worden und ist damit Stellvertreter des Rathauschefs.

Sind waren jetzt gerade mal zehn Monate Personaldezernent. Wie sieht Ihre Bilanz aus, sind Sie zufrieden?

Ich bin zufrieden. Ich glaube, dass ich in der Zeit den einen oder anderen Anstoß gegeben habe, der zu Veränderungen geführt hat. Wir wollen in diesem Jahr 117 externe Einstellungen vornehmen, die für Duisburg extrem wichtig sind. Wir haben mit 170 Auszubildenden die größte Zahl seit langem. Auch das ist ein wichtiges Signal. Wir haben eine Dienstvereinbarung zu mobilem Arbeiten geschlossen und damit ein modernes Konzept erarbeitet, wie die Kollegen auch von Zuhause aus arbeiten können. Wir sind kurz vor dem Abschluss einer Dienstvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit, die auch dazu beitragen soll, Überstunden abzubauen. Das hilft auch beim Gesundheitsmanagement.

Stichwort gesunde Mitarbeiter. Die Krankenquote steigt aber ständig weiter, mittlerweile auf zehn Prozent. Das ist überdurchschnittlich hoch. Wie erklären Sie sich das?

Ich glaube, dass unser Gesundheitsmanagement auch im Vergleich zu anderen Städten durchaus gut ist, aber wir haben in den Verwaltungsbereichen mit extrem hoher Arbeitsbelastung auch eine hohe Belastung der Mitarbeiter.

In einer Mitarbeiterbefragung haben viele Beschäftigte gesagt, dass sie die Arbeit und der Stress krank machen.

Martin Murrack im  Gespräch mit der Redaktion.
Martin Murrack im Gespräch mit der Redaktion. © Tanja Pickartz

Das nehmen wir auch ernst. Wir führen derzeit Gespräche mit Fokusgruppen durch, um zu hören, wo der Schuh drückt. In einer Gruppe mit Auszubildenden kam heraus, dass unsere Sportangebote nicht unbedingt die jüngeren Kollegen ansprechen. Ein Vorschlag war, dass wir als Stadt an Sportevents wie den City-Trail oder dem Targobank-Lauf teilnehmen. Aber klar ist, dass die hohe Unterdeckung beim Personalbestand einer der Gründe für den verhältnismäßig hohen Krankenstand ist.

Personalengpässe im Straßenverkehrsamt oder im Call-Center lieferten im vergangenen Jahr Negativschlagzeilen. Hat die Stadt beim Personalabbau überzogen?

Die finanzielle Situation von Duisburg ist nicht einfach und es ist klar, dass man einen der größten Ausgabeblöcke, die Personalkosten, nicht außen vor lassen kann. Ich glaube, dass die Entscheidung, von drei frei werdenden Stellen nur eine wieder zu besetzen, für eine Zeit lang richtig war. So schaffte man es auch, eine gewisse Luft, die vorhanden war, auch rauszulassen, aber jetzt merkt man an der einen oder anderen Stelle, dass es über die Schmerzgrenze hinaus geht. Und deswegen wollen wir ja jetzt auch die 117 Stellen besetzen. Das wird die Situation verbessern.

Laut Personalrat sind aber 500 Stellen nicht besetzt.

Das sind nur rechnerisch 500 Stellen, weil wir Stellen für Azubis frei halten, die fertig sind, oder für Berufsrückkehrer. Wir haben 300 echte unbesetzte Stellen und davon besetzen wir jetzt ein gutes Drittel. Das ist eine Größenordnung, die die Bürger im Service merken werden, die aber auch die Mitarbeiter merken werden, wenn die Belastung auf ein erträgliches Maß zurückgeführt wird.

Ab heute sind sie nun Kämmerer, der auf die Finanzen achten muss. Wie bekommen Sie den Spagat zu Ihrer jetzigen Aufgabe als Personaldezernent hin?

In Duisburg sind alle Dezernenten darauf gepolt, das Geld nicht mit beiden Händen auszugeben. Ich werde den Weg weiter gehen, mit Augenmaß die Konsolidierung fortzusetzen und nicht am falschen Ende sparen. Wir haben gemerkt, wenn man das tut, wird es am anderen Ende teurer.

Was treibt Sie an, den Kämmererposten zu übernehmen?

Ich habe wirklich mit mir gerungen, das Amt zu übernehmen. Weil wir hier im Dezernat viel angestoßen haben und viel passiert. Aber aus meiner Zeit im NRW-Finanzministerium und in der Staatskanzlei weiß ich, wie wichtig das Thema Finanzen ist. Im Endeffekt geht nichts ohne Geld. Ich glaube, dass ist eine gestaltende Aufgabe und nicht nur die, das Stadtsäckel geschlossen zu halten.

Hilft es, dass Sie gleichzeitig auch Stadtdirektor sind, also Stellvertreter des Oberbürgermeisters als Chef der Stadtverwaltung?

Das hilft mit Sicherheit. Aber gegen einen Kämmerer wird auch nichts entschieden, wenn es finanzielle Folgen hat. Insofern empfinde ich das auch als ehrenvolle Aufgabe, die Stadtverwaltung nach außen zu vertreten.

Sie werden es nicht gerne hören, aber Sie gelten schon als Shooting-Star. Gerade mal zehn Monate da und schon Stadtdirektor.

Der Begriff gefällt mir nicht. Jeden Schritt, den ich beruflich gemacht habe, habe ich wirklich nie mit dem Gedanken gemacht, dass das ein toller Karriereschritt ist. Ich bewege Dinge gerne, ich verändere Dinge gerne. Mir geht es um die spannenden Aufgaben. Wenn dieser Wechsel nicht gekommen wäre, wäre ich auch gerne acht oder 16 Jahre in dem Bereich Personal und Organisation geblieben. Und wenn der Begriff Shooting- Star darauf gemünzt ist, dass ich bald wieder weg bin, sage ich ganz klar: Ich sehe meine Aufgabe hier in Duisburg. Ich habe das Gefühl, hier in Duisburg stimmt momentan vieles.

Die Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister und dem Stadtvorstand ist super, die Bereitschaft der städtischen Mitarbeiter, Dinge zu verändern und mitzugestalten, ist beeindruckend, die Abstimmung mit den städtischen Unternehmen und der Wirtschaft funktioniert bestens und ich erfahre große Unterstützung aus dem Rat, nicht nur von meiner Partei, der SPD, sondern von der CDU und den anderen Parteien. Eine solche Konstellation wie zurzeit hier in Duisburg kenne ich im Moment aus keiner anderen Kommune.